Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Heimaturlaub: Zeche Dinslaken-Lohberg

Rund um den Förderturm im „Kreativ.Quartier Lohberg“

Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt.

|: Und er hat sein helles Licht bei der Nacht,:|

|: schon angezündt’:|

 

Wer auf die Frage, wo er aufgewachsen sei, „Dinslaken“ sagte, erhielt, wenn überhaupt, folgende Reaktion: “Ach ja, das kenne ich aus den Stau-Nachrichten.“ Das ist seit einiger Zeit anders. Das Ortsschild der Stadt ist jetzt in vielen Dschihadisten-Talkshows zu sehen. Man kann aber auch der der Architektur wegen mal nach Lohberg fahren. Dort wird am 26. Oktober der Bergpark eröffnet.

Von 1914 an wurde hier Kohle für die Thyssen Stahlwerke gefördert. Viele Gebäude gehen zurück auf Fritz Schupp, der in Architektengemeinschaft mit Martin Kremmer bei nahezu jeder größeren Werksanlage im Ruhrgebiet beteiligt war. Bis in die 1920er Jahre hinein entstand die Zechenkolonie Lohberg als Gartenstadt. Das Steinkohlezeitalter endete in Lohberg am 31.12.2005.

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Luftbild des einstigen Zustandes. Die große, graue Halle war die ehemalige Kohlenmischanlage des Steinkohelnbergwerks. Dort wird die von der Autobahn heran führende Osttangente auf das Gelände stoßen. Die ehemalige Bahntrasse wird zum „Corso“ für Radfahrer und Fußgänger. Foto: Stadt Dinslaken

 

Zwei Jahre später ging aus einen Wettbewerb von vier ausgewählten Teilnehmern das Team um Stegepartner aus Dortmund als Sieger hervor. „Lohberg und die Halde werden eins“ – einstimmig sprach sich das 15-köpfige Bewertungsgremium für dieses Motto der Planer aus. Mit an Bord sind lohrer.hochrein aus München für die Landschaftsarchitektur und die Verkehrsplaner ambrosius blanke aus Bochum.

Wir nehmen die Abfahrt Dinslaken Nord auf der A3. Noch gibt es die neue Osttangente nicht, die von der Autobahn direkt auf das Fördergerüst von Schacht 1 zulaufen sollte, aber die Rodungen für die Straße sind abgeschlossen. Aus Kostengründen entschied man sich, nur einen der Fördertürme stehen zu lassen, den von Schacht 2. Der Aufwand allein für einen Schutzanstrich liegt nach optimistischer Schätzung bei 500.000 Euro. Aber auch so wird das umgebaute Zechengelände in Zukunft das neue Aushängeschild für Lohberg. Zudem werden Zeche und Stadtteil besser verknüpft, denn die Hünxer Straße, die zwischen beiden hindurchschneidet, wird weniger Verkehr verkraften müssen.

 

ROLLEI
Der Bergpark mit Blick Richtung Halde, rechts einer der Rundeindicker, links eine dem Flözverlauf nachgebildete Kletterwand. Foto: Ira Scheibe

 

„Was bleibt, ist die Zukunft.“
Den zentralen Bereich mit zwölf Bestandsgebäuden, elf davon denkmalgeschützt, und dem Bergpark rahmen ein reines Gewerbegebiet im Süden und ein Wohngelände im Norden mit rund 200 Einheiten. Die Projektgemeinschaft aus RAG Montan Immobilien GmbH und Stadt Dinslaken verspricht, diese wird den Gartenstadtcharakter der denkmalgeschützten Siedlung Lohberg aufgreifen mit einer Vielfalt von Häusertypen und begrünten Innenhöfen. Diese beiden Bereiche gehören zum zweiten, für 2016 bis 2019 geplanten Bauabschnitt.

Rund um den Förderturm im „Kreativ.Quartier Lohberg“ soll sich eine Mischnutzung aus Gewerbe – möglichst kreativ – und Wohnen ansiedeln. Jetzt aber, in der Umbauphase, wandert man zwischen Dreck und Schrott umher, das Malocherdasein der Kumpel unter Tage lässt sich noch vergegenwärtigen. Ein Loch klafft im Boden, wo mal Schacht 1 war, und Halle 2 – zum Abriß aufgerissen – bleckt ihr Inneres nach außen.

Der Bergpark wird am 26. Oktober eröffnet. Das Konzept beschreiben die Planer folgendermaßen: „Bandartig stufen sich die Zonen unterschiedlicher Intensität von der Stadt bis zur Halde hinauf – ein offener Seeplatz, vermittelnder Lohberger Weiher, quartiersbezogene Freizeitfunktionen, intensive Veranstaltungsbereiche bis hin zu extensiven Naturerfahrungen und einer abschließenden Landmarke.“

 

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Die Rahmenplanung des Parkes stammt von stegepartner ı lohrer.hochrein ı ambrosius blanke

Der kantig betongefasste Weiher hat stegartige Einbauten mit Überdachungen auf farbigen Pfeilern. Im Rest des Geländes bewiesen die Landschaftsplaner Mut zur Leere und geben den Blickbeziehungen zu den alten Werksarchitekturen Raum. Verborgene Bereiche hinter einer Bodenwelle machen neugierig auf einen Spaziergang durch das Gelände.

Markus Ambach kuratiert das Kunst-Projekt Bergpark Lohberg. Realisiert werden vier künstlerische Arbeiten von Jeanne van Heeswijk/Marcel van der Meijs, Jakob Kolding, Martin Kaltwasser und Thomas Schütte.

 

Ira Scheibe

 

 

Termine und Infos

26.10.2014, 12-16 Uhr

Feierliche Eröffnung des Bergparks, Kreativ.Quartier Lohberg, Hünxer Str. 430, 46537 Dinslaken

 

11.10.2014, 15 Uhr

Führung Zechengelände

 

12.10.2014, 15 Uhr

Städtebauliche Führung durch die Gartenstadt Lohberg

 

Jeweils mit Anja Sommer, Dipl. Ingenieurin für Raum- und Umweltplanung

Anmeldung erforderlich unter info@sommerfilz.de oder Tel.: 02064 – 428533

 

30.10.2014, 18 Uhr

Geschichtliche Führung durch die Gartenstadt Lohberg

Stiftung Ledigenheim Dinslaken-Lohberg, Lohbergstr. 20b, 46537 Dinslaken

Anmeldung erforderlich unter j.rauch[at]ledigenheim-lohberg.de oder Tel.: 02064 – 621930

 

Weitere Termine für 2015 in Planung, Infos unter
www.kreativ.quartier-lohberg.de

Mittwochs und samstags Vormittag ist in Lohberg Wochenmarkt. Köstliche Torten gibt es im angrenzenden Stadtteil Hiesfeld. Niederrhein-Impressionen gibt es bei einem Rheinspaziergang in Götterswickerhamm mit einem Besuch der Evangelischen Kirche von Karl Friedrich Schinkel.

1 Kommentar

Die Bildunterschrift „Die große, graue Halle war die Misch- und Stapelanlage der Ziegelei“ ist sachlich falsch. Bei der großen grauen Halle im Foto von Lohberg handelt es sich um die ehemalige Kohlenmischhalle des Steinohlenbergwerks.