Hochhäuser, Bürogebäude, Umnutzungen, mobile Bars und Wohnen. Die diesjährigen Gewinner des alle drei Jahre ausgelobten Kölner Architekturpreises stehen fest. Neun Auszeichnungen für beispielhafte Architektur werden an Architekten und auch an deren Bauherren vergeben.
Prämiert wurden Bauten von großer Unterschiedlichkeit: In Maßstab, Aufgabe, Budget und in Ihrem Anspruch. Auch stilistisch ist kaum Verwandtschaft feststellbar, das spricht für die Geschlossenheit der Jury, der Louisa Houtten, Mike Guyer, Kathrin Romberg, Holger Rübsamen, Michael Schumacher und Olaf Winkler angehörten.
Durch die Auszeichnung von Gebäuden mit Vorbildcharakter soll die Qualität gebauter Beispiele veranschaulicht und in das öffentliche Blickfeld gerückt werden. Im Gegensatz zu Architekturwettbewerben prämiert der Preis bereits Realisiertes. Denn hier am fertigen Bauwerk ist ablesbar, ob die Idee der konkreten Realisierung standgehalten hat und die einst gedachten Konzepte, die oft lange Entwicklung mit vielen Beteiligten hinter sich haben, noch ablesbar sind.
Folgerichtig wagten die Juroren den Blick hinter die schönen und blank polierten Fassaden der Architekturfotografie und entschieden in Rundgängen durch die Stadt, direkt vor Ort. Deutlich ist erkennbar: der Vorbildcharakter als Positivbeispiel war der Jury wichtiger als die Jagd nach dem Besonderen. Welcher Architekt träumt nicht davon einmal einen Hauptbahnhof, ein Museum oder einen Weltausstellungs-Pavillon zu bauen? Prämiert wurden jedoch Objekte der ganz alltäglichen Bauaufgaben, denn vor allen diese sind es, die Stadt und Lebensraum bereichern.
Auffällig ist ebenfalls, das gute Architektur nicht zwangsläufig die räumliche Fragmentierung dieser Stadt beeinflusst. „Ich war überrascht, so wenig gute Projekte zu sehen, die einen substanziellen „städtebaulichen“ Einfluss auf ihren Kontext hatten.“ schreibt Louisa Hutton im Vorwort des Katalogs. Einzig das Gerling-Karree bildet hierin wohl die Ausnahme. Im Maßstab spannt sich der Bogen der Preisträger von den Hochhäusern am Friesenplatz bis zu der mobilen Fahrradbar „unter dem Pflaster der Stand“. Einen großen Stellenwert widmet der KAP in diesem Jahr dem Thema Umnutzungen und Bauten im Bestand und spiegelt damit die aktuelle Tendenz der städtebaulich wichtigen Aufgabe wider. Hierzu gehört sowohl die, nur auf den ersten Blick, relativ unspektakuläre Sanierung der Pfarrkirche St. Peter und die Nutzung eines alten Umspannwerkes als Galerie. Auch Lückenfüller sind zu verzeichnen: Mal in vorsichtig, traditioneller Weise wie das Fliesenhaus im Stavenhof, mal in provokanter wie in der Goltsteinstraße von Manuel Herz. Zu den glamourösen Bauaufgaben gehört auch nicht der Bau von 13 Reihenhäuser – Grund genug für die mit Sorgfalt durchgeführte funktionale Planung einen Preis zu vergeben.
Innerhalb des jeweiligen Bezugsrahmens betrachtet, fällt jedes der ausgezeichneten Häuser durch die ihm inneliegende Substanz auf. „Trotz aller Verschiedenheit“, urteilt die Jury „überzeugte jedes Projekt durch ein klares Konzept in Kombination mit der Integrität der Ausführung“.
72 in den letzte 3 Jahren fertig gestellte Projekte wurden eingereicht. 26 davon kamen in die engere Wahl des Kölner Architekturpreises, der in diesem Jahr zum neunten Mal, seit 1960, vergeben wird.
Alle ausgezeichneten Gewinner des KAP auf einen Blick:
Objekte, Architekten, Bauherren. (in alphabetischer Reihenfolge)
- „Unter dem Pflaster der Strand“,
städtebauliche Neuordnung
mobile Orte, Köln
Architekten: BeL Anne-Julchen Bernhardt, Jörg Leeser, Köln
Bauherr: Merlin E. Bauer, Köln - „Im Stavenhof“, Wohn- und Geschäftshaus
Im Stavenhof 20, Köln
Architekten: b&k+ Brandlhuber&Kniess, Köln
Bauherr: WEG Kiltz/Brandlhuber, Fam. Dr. Kiltz, Erftstadt - „Seil“, Umnutzung der Seilerei F&G
Schanzenstr. 41, Köln
Architekten: d.n.a Trint+Kreuder, Köln
Bauherr: Gottfried Eggerbauer, Köln - Gerling Ring-Karree
Hohenzollernring, 72, Köln
Architekten: Foster and Partners, London
Bauherr: Baugemeinschaft Gerling-Ring GbR,
Gesellschaft für Vermögensmanagement, Köln - Wohnbebauung mit 13 Stadthäusern Konversion Kaserne Haelen Stadtwaldviertel Köln-Junkersdorf
Architekt: Bernd Hellriegel Architekten BDA, Köln
Bauherr: Opus Immobilien GmbH - „Legal/Illegal“, Wohn- und Geschäftshaus in einer Baulücke Goltsteinstrasse 110, Köln
Architekt: Architekturbüro Manuel Herz, Köln
Bauherr: Turris Immobilien GmbH&Co.KG, Köln - Galerienhaus ads 1a an der Schanz 1a, Köln
Architekt: bernd kniess architekten und stadtplaner, Köln
Bauherr:Luis Campana-Turner, Vera Maria Gliem, Sabine Schmidt, Bernd Christian Hammelehle, Sven Oliver Ahrens, Köln - Bürogebäude Gereonswall 75
Architekt: Dipl.Ing. Johannes Schilling, Köln
Bauherr: Dipl.Ing. Ulrike Schilling, Köln - Sanierung Pfarrkirche St. Peter
Jabachstrasse 1, Köln
Architekt: Dipl.Ing. Architekten BDA Wiegmann & Trübenbach, Köln
Bauherr: Katholische Kirchengemeinde St. Peter, Köln
Die Preisverleihung findet am 20. September 2003 um 19.00 Uhr im Museum für Angewandte Kunst, An der Rechtschule, statt.
Alle eingereichten Arbeiten sind dort vom 19. – 28. September 2003 täglich von 11-21 Uhr zu besichtigen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Barbara Schlei
Redaktion
1 Kommentar
sehr schön! ich würde gerne MEHR davon sehen.