Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Brühl macht Ernst

2004 soll das neue Max Ernst Museum des Kölner Architekten van den Valentyn eröffnet werden

Ab August nächsten Jahres wird Brühl seinem spaßbetonten Phantasialand einen neuen eher künstlerisch touristischen Anziehungspunkt zur Seite stellen: das vom Kölner Architekturbüro van den Valentyn geplante Max-Ernst-Museum.

Nur drei Gehminuten von Brühler Bahnhof und Schloß Augustusburg entfernt und damit in direkter Nachbarschaft zum lokalen Weltkulturerbe gelegen, verwandelt sich das 1844 als Tanzhaus errichtete Benediktusheim in eine Forschungseinrichtung und neue Heimat für einen Großteil der Werke des 1891 geborenen Surrealisten und Sohnes der Stadt.

Der zur geplanten Umnutzung des Gebäudes ausgelobte Architekturwettbewerb forderte die eingeladenen Büros zu einem architektonisch selbstbewußten, jedoch rücksichtsvollen Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand auf.

Das siegreiche Team um Thomas van den Valentyn widerstand dabei der Verlockung, das bestehende Gebäude mit surrealistischer Architektur zu ergänzen. Vielmehr sollte es seine ursprüngliche, durch zahllose Anbauten unkenntlich gemachte u-Form zurück erhalten und nur wenige reduzierte Neubaumaßnahmen ihm eine zeitgenössische Gestalt geben.

Um dabei zusätzliches Bauvolumen im Park zu vermeiden, spiegelten die Architekten zunächst die Grundfläche des vorhandenen Gebäudes in die Landschaft hinein und schufen dadurch das scheinbar einen Meter über dem Parkniveau schwebende Eingangsplateau, auf dem Skulpturen des Künstlers den Besucher empfangen werden. Darunter ordneten sie den Raum für Wechselausstellungen, den Veranstaltungssaal für Kleinkunst, Konzerte und Lesungen sowie das sogenannte Labor der Phantasie an.

Auf dem Plateau befindet sich ein in geschlossene, transparente und opake Flächen untergliederter Eingangskubus, der „den neu entstandenen zweidimensionalen Platz mit dem wieder zurück gewonnenen dreidimensionalen Innenhof verbindet.“ In seinen Boden eingelassene begehbare Glasflächen versorgen die unterirdisch liegenden Räume mit einer Extraportion Tageslicht.

Im vorhandenen Gebäude entstehen durch das Entfernen eines Großteils der statisch nicht notwendigen Innenwände und den Einbau flexibler Trennwände vielfältig nutzbare und ausreichend große Räume für die Dauerausstellung.

Denn zusätzlich zu den 450 Ölgemälden, Aquarellen, Zeichnungen, Frottagen, Collagen und Grafiken des Max-Ernst-Kabinetts erwarb die Stadt zum 100. Geburtstag des Künstlers 450 fotografische Portraits ihres ehemaligen Bürgers. Auch die von der Kreissparkasse Köln angekauften 600 Grafiken und 60 Plastiken können nun unter Schirmherrschaft der von LVR, Kreissparkasse Köln und Stadt Brühl gegründeten Stiftung Max Ernst im neuen Haus das Licht der Öffentlichkeit erblicken.

Für die zukünftig zur Verfügung stehenden 2.400 Quadratmeter waren ursprünglich Baukosten in Höhe von zwölf Millionen Euro veranschlagt worden; für wenige überraschend mußte diese Summe jedoch im Laufe der Zeit nach oben korrigiert werden. Da weitere öffentliche Gelder auch in Brühl nicht zur Verfügung standen, sah sich die Stadt dazu gezwungen, auf finanzieller Ebene kreativ zu werden.

Ein bereits beim Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche erfolgreich erprobtes Sponsoringkonzept soll nun dazu beitragen, einerseits Interesse für das Projekt bei möglichst vielen Menschen und Institutionen zu wecken und andererseits den dazu gehörigen Geldbörsen auf vielfältige Weise die noch fehlenden Mittel zu entlocken.

So läßt sich etwa ein Lotterielos für € 1 ebenso erwerben, wie das Plakat namens Brühl macht. Ernst. für € 5, eine Silbermünze für € 49 oder ein Förderbrief in Gold für € 200. Eine Großspende über € 50.000 schließlich beinhaltet die Möglichkeit der privaten Nutzung des Veranstaltungssaals sowie die namentliche Erwähnung auf einer im zukünftigen Museum gut sichtbar angebrachten Ehrentafel.

Das innovative Finanzierungskonzept zumindest konnte bisher weder Bauherr noch Bauunternehmen davon abhalten, das Projekt zügig voranzutreiben. ug