Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Improvisierte Lösung

Die in die Krise geratene Kölner Finanzpolitik läßt auch die Baumaßnahmen im Foyer des Museum Ludwig stagnieren.

Gleich mehrere kulturpolitische Desaster erschüttern derzeit die Kölner Politik und ihre städtebaulichen Pläne. Besonders sichtbar wird dies angesichts des gähnenden Baugrubelochs am Neumarkt. Der Bau des „Kulturzentrum am Neumarkt“, zur Zeit wichtigstes Neubauprojekt der Stadt, ruht. Oberbürgermeister Schramma jedoch stellt weitere Kostenposten des Kulturdezernats zur Disposition. Zum Vergleich: Der Kulturetat macht mit gut 94 Millionen Euro lediglich vier Prozent des gesamten Kölner Kommunalhaushalts aus, soll aber 14 Prozent der Gesamtsparsumme aufbringen. Demnach werden auch andere Museumsprojekte den rigiden Sparmaßnahmen ganz oder teilweise zum Opfer fallen.

Als vom Haushaltsloch noch keine Rede war hatte die Stadt Köln 3,5 Millionen Mark in Aussicht gestellt um notwendige Sanierungs-, Lüftungs- und Entrümplungsmaßnahmen durchführen zu können. Königs Wunscharchitekt Rem Koolhaas OMA, Rotterdam, legte 2001 die ersten Umbaupläne vor, die in Kooperation mit den Architekten Busmann und Haberer bis Mitte 2002 realisiert werden sollten. Formaljuristische Planungsvorgaben hatten den Baubeginn jedoch verzögert.

In Koolhaas’ Konzept sollte der Eingang, als die Visitenkarte des Hauses, die eigentlichen und am meisten sichtbaren Veränderungen erfahren. Kein Kunstschrein, sondern ein anregendes und offenes Museum sollte es werden. Die Umwandlung der gesamten inneren und äußeren Eingangszone, und damit der bauliche Ausdruck für ein verändertes Selbstverständnis des Museum Ludwig war bereits in vollem Gange, der Kassenbereich ins Treppenhaus verlegt, Deckenverkleidungen entfernt und im südlichen Foyerbereich standen bereits die ersten Probewände, als der Baustopp kam.

„Der Umbau der Eingangszone des Museum Ludwig wird gestoppt.“ heißt es lapidar im Koalitionsvertrag. Wie es mit der Teilbaustelle in der Eingangszone des Museums weitergehen wird, wurde indes nicht beschrieben. Optimistisch gehen indes alle Beteiligten von der Umsetzung einer „kleinen Lösung“, d.h. von einer abgespeckten Umsetzung des Koolhaas-Entwurfes aus.

Ausstellungsbereich

Bereits erneuert kommen die Räume der Ausstellung daher: Neben musealer Rezeption sollen auch Produktions- und Kunstprozesse gezeigt werden. Gelüftet und entrümpelt wurde deshalb auch hier. Busmann und Haberer die das Museum 1986 nach gewonnenem Wettbewerb ausgeführt haben, sind für die Renovierung der Ausstellungsräume verantwortlich. Sie setzten auf eine stringente Rekonstruktion der Originalkonzeption des Wettbewerbs von 1976. Unter der Prämisse „der Entrümpelung“ und der geometrischen Neuordnung der Ausstellungsflächen sind die bisher durchgeführten Renovierungsmaßnahmen so einfach wie wirkungsvoll. Hier ein Wanddurchbruch, dort eine zusätzliche Treppe lassen behutsam großzügigere Räume, lichtere Galerien und sinnfälligere Raumfolgen entstehen.

Koolhaas, den Kölner Finanzhickhack schon im Vorfeld müde zog sich aus dem Projekt, jedoch wie es heißt „im Einvernehmen“, zurück. Vor solch trostlosem Hintergrund übernehmen nun Busmann und Haberer die Umgestaltung des Foyers in der erhofften „kleinen Lösung“. Transparenz und Offenheit, nach wie vor Thema der Konzeption, erfordern neue Nord- und Südfassadeaufteilungen. Die Rasterfelder werden sich vergrößern, die Tonnendrehtüren verschwinden und die Verglasung soll bis zur Decke gezogen werden. Im Norden, Richtung Bahnhof, wird sich die Glasfassade aus der jetzigen Achse herrauschieben, jedoch nicht mit der ursprünglich angedachten Vitrinendrehtür.

Kleine Lösung

Von allen Sekundärfunktionen befreit, werden die Innenwände der Eingangshalle mit hellem, grob gemasertem Holz verkleidet, die die Schottenbauweise der Ausstellungsbereiche auch im Foyer fortführen. Dahinter verschwinden alle dienenden Funktionen, wie Garderoben und Schließfächer.

Die als Deckenkonstruktion vorgesehenen Doppelstegplatten aus transluzentem Polycarbonat, werden aus Kostengründen gestrichen und in Gipskartonplatten ausgeführt. Immerhin illuminiert. Der Fußbodenbelag des 800qm großen und nur 4m hohen Foyers muss vorerst wohl bestehen bleiben und kann so kaum zur Erhellung beitragen.

Den städtebaulich wichtigen Eingriff, die von Koolhaas als Bypass betitelte Anbindung an den Roncalliplatz in Höhe der jetzigen Buchhandlung Walther König, wird es nicht geben, das heißt auch der Buchladen wird außer einer großzügigeren Öffnung zum Foyer hin keine Veränderung erfahren.

Durch die neue Platzierung der Kasse im Treppenraum befinden sich die Besucher schon mitten im Museum, noch bevor sie die Eintrittskarte lösen. Das seit einiger Zeit an dieser Stelle befindliche Provisorium soll sich in Maß und Kubatur nicht verändern aber mit anderen Materialien und raffiniertem Innenleben nach den Plänen des Rotterdamer Büros gebaut werden.

Bis Oktober so hoffen alle Beteiligten sollen die Baumaßnahmen der „kleinen Lösung“ endlich abgeschlossen sein. bs