Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Ein Handlungskonzept für die Kölner Stadtplanung

Der BDA stellt ein Strategiepaket für die Verbesserung der Kölner Stadtplanung vor.

Die Defizitliste der Kölner Planungskultur ist lang. „Nach jahrelanger Kritik von innen“, so der BDA Köln „werde sie mittlerweile auch außerhalb Kölns geäußert“. Symptomatisch für die in die Dauerkrise geratene Kölner Stadtplanung seien Diskussionen wie die um das Einkaufszentrum auf dem ehemaligem CFK Gelände in Köln Kalk, die „überraschende“ Höhe des Hotelneubaus „altes Stadthaus“ an der Gürzenichstraße und die Entwicklungen des Areals um den neuen ICE Terminal in Deutz. Auch der Einwand der UNESCO, die durch die Höhenentwicklung der Deutzer Hochhäuser die Silhouette des Weltkulturerbes Kölner Dom in Gefahr sieht, gehöre dazu. Man wolle keine generelle Hochhausdebatte – so der BDA Vorsitzende Christian Schaller – aber was eindeutig fehle, sei „ein professionelles Handlungskonzept der Stadtplanung“.

Um anstehende und zukünftige Probleme effizient und nachhaltig lösen zu können, entwickelte der BDA Köln ein Strategiepaket. In diesem 5-Punkte Papier werden „Rahmenbedingungen für eine Weiterentwicklung Kölns zur attraktiven Metropole entworfen“. Es enthält vor allem Forderungen nach großräumigen und weitreichenden Perspektiven. Es werden nicht nur Defizite benannt sondern auch Chancen aufgezeigt, denn das 5- Punkte-Papier macht der in die Misere geratenen Stadtplanung konkrete Vorschläge. Und so möchte der BDA das Papier als Gesprächsangebot an Politik, Verwaltung und Gesellschaft verstanden wissen.

Konzepte

Zur Klärung zukünftiger Hochhausstandorte fordert der BDA ein Hochhauskonzept, das sowohl die Stadtsilhouette als auch die Struktur des öffentlichen Raumes integriert. Bereits 1994 hatte das Stadtplanungsamt Richtlinien für mögliche Hochhausstandorte festgelegt, um Wildwuchs zu verhindern und Tabuzonen auszuweisen. Doch aus Rücksicht auf wirtschaftliche Standortinteressen erlangte das Konzept keine politische Rechtsverbindlichkeit. Weiterhin werden für den Strukturwandel brachliegender Industriegebiete in Braunsfeld, Deutz, Kalk und den Hafenarealen zusammenhängende städtebauliche Konzepte zur Stadterweiterung gefordert. „Denn hier“, so Schaller „liegen für die zukünftige Stadtentwicklung immense Chancen.“

Rahmenbedingungen

Klare Rahmenbedingungen für Investoren werden unter Punkt zwei des Papiers gefordert, denn eine nachhaltige Stadtentwicklung – darüber sind sich alle Beteiligten einig – braucht langfristiges privates Investment. Wichtige Kriterien für nachhaltige Stadtentwicklung sind vorausschauende Planung und definierte Strukturen stadträumlicher Zusammenhänge. Allzu oft lassen kurzfristige wirtschaftliche Interessen „die Verantwortlichen von Projekt zu Projekt hangeln“ (Schaller). Vermarktern und Investoren ist oft an „Insellösungen gelegen. Sie sind Experten in gewissen Segmenten der Nutzung, und allzu leicht entstehen Monostrukturen, die keinen Platz für Experimente lassen“, so BDA Vorstandsmitglied Reinhard Angelis. Dies kann weder im Interesse der Architekten noch der Stadtplaner liegen. Hierfür ist ein räumliches und strategisches Gesamtkonzept notwendig, das sich in der Praxis nicht als starres, bürokratisches Planwerk sondern als offene Struktur erweist, die flexibel auf den Markt reagieren kann.

Wettbewerbe

Ferner wünscht sich der BDA Verbesserungen im Wettbewerbsverfahren. Das betrifft sowohl eine fundierte und transparente Vorbereitung als auch eine konsequente Umsetzung der Ergebnisse, die auch über politische Hürden hinweg verfolgt werden müssten. Gerade bei den letzten beiden großen städtebaulichen Wettbewerben – ICE in Deutz und CFK Gelände in Kalk – „verschwanden“ in der Überarbeitung und Weiterentwicklung zum Teil ohne Zutun der Planer erhebliche Qualitäten.

Politische Lösungen

Die Forderung unter Punkt fünf ist gleichzeitig ein möglicher Ansatz zur Lösung der im Vorfeld beschriebenen Missstände. Der Bund Deutscher Architekten spricht sich für die Installation eines eigenen Dezernats für Stadtentwicklung und –planung aus und damit für dessen Abtrennung vom Wirtschaftsdezernat. In der derzeitigen politischen Struktur, die Wirtschaft und Stadtplanung in einem Dezernat verquickt, ist eine Schieflage der Entscheidungsprozesse systemimmanent.

Mit der Umsetzung dieser Forderung könnten Voraussetzungen geschaffen werden, die Baukultur überhaupt erst ermöglichen. Auch der Ruf nach einer kompetenten unabhängigen Persönlichkeit wird wieder lauter, nach einem Stadtbaumeister, einem „Anwalt der Baukultur“, der bei zweifelhaft wirtschaftlichen Interessen standhaft bleibt und gestalterische Interessen vertritt.

Der BDA hofft mit dem 5-Punkte Programm ein konstruktives Gespräch anzustoßen und die unterschiedlichen Kräfte zu mobilisieren, um die Planungskultur in Köln zu verbessern. bs

Im Vorfeld wurden zwei offene Briefe des BDA (anläßlich des Wettbewerbs zum CFK-Gelände und der Hochhausdiskussion) verfasst und an die Verantwortlichen der Stadt geschickt.