Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Neuer Lebensmut für die Hahnenstraße

Eine Aktion des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in Köln.

Die diesjährige „plan 02“ (Forum aktueller Architektur in Köln) wählte das Gebäude „Die Brücke“ (ehemals British Council) – ein wichtiger Bestandteil des Nachkriegsensembles Hahnenstraße – zu ihrem Veranstaltungsort und machte damit zugleich den Straßenraum zum öffiziellen Thema. Dies war Anlass für den Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, die Hahnenstraße, mit der er sich seit Jahren befasst, bei drei Veranstaltungen vorzustellen.

Da es ihm ein Anliegen ist, breite Kreise der Bevölkerung, darunter auch Kinder und Jugendliche, einzubeziehen, bereitete er zunächst eine Kinderrallye „Rund um die Hahnenstraße“ mit Urkunden und Preisen vor. Trotz des sonstigen großen Angebots am Weltkindertag wurde die Rallye gut angenommen. Der Verein organisierte einen Straßenrundgang, der mit einem Ausblick vom Dach des Hochhauses und Büffet im Crowne Plaza am Rudolfplatz endete. Außerdem lud er zu einem Podiumsgespräch unter dem Motto „Neuer Lebensmut für die Hahnenstraße“ ein.

Es ist das Anliegen des Vereins, die Qualitäten des Stadtraumes wieder bewusst zu machen und ihn neu zu beleben. Dem diente u.a. der Rundgang mit dem WDR-Redakteur Jörg Jung. Bei diesem Rundgang wurde die Bedeutung des Hahnenstraße, die heute vor allem im Städtebaulichen liegt, deutlich. Wilhelm Riphahn schuf eine derzeit bewunderte städtebauliche und architektonische Einheit. Diese derzeit als Flaniermeile angenommene Straße war geprägt durch eine gehobene Nutzung und ausgezeichnetes Design, beispielweise bei der Werbung. Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Allerdings ist der weite Straßenraum mit der Staffelung zu den Rändern wohltuend erlebbar; einige Bauten lassen die ehemalige vorbildliche Architektur erkennen. Der Blick vom Crowne Plaza Hotel gab einen überraschend schönen Ausblick auf das Studienobjekt.

Die Podiumsdiskussion wurde eingeleitet durch qualifizierte Kurzvorträge von Dr. Wolfram Hagspiel (Geschichte und Architektur) und Dr. Werner Zawisla (heutiger Zustand und denkmalpflegerische Aspekte). Herr Prof. Coersmeier stellte den Wettbewerbsbeitrag „Ost-West-Achse“ vor. Die Moderation der Runde am Tisch (Almut Eichner, Anne Luise Müller, Heinrich Remagen, Christian Schaller und Sabine Voggenreiter) hatte Martin Stankowski übernommen. Die Vorsitzende des RVDL in Köln, Barbara Precht v. Taboritzki, erwähnte einleitend die große Akzeptanz, die die Hahnenstraße vor 4 Jahren am Tag des Offenen Denkmals insbesondere bei jüngeren Menschen gefunden hatte und dass dies Motivation gewesen sei, das Anliegen weiter zu verfolgen. Sie wies darauf hin, dass das Thema so gewählt sei, um trotz der derzeitigen Mängel (zum Beispiel unattraktiver Verkehrsraum) neue Impulse zu setzen, die auch von den Anliegern getragen würden. Dennoch kam immer wieder das Thema Individualverkehr auf, der „domestiziert“ werden sollte. Die Damen Eichner und Voggenreiter waren als Anlieger der Meinung, dass es bereits heute eine gewisse Aufenthaltsqualität auf der Hahnenstraße gäbe, beschränkten dies jedoch auf die Nordseite. In Zusammenhang mit den Bedenken zweier Anlieger, die sich in ihrer Geschäftsnutzung durch die Denkmalpflege eingeengt fühlten, wurde darauf hingewiesen, dass sich nicht jeder Pavillonladen auf Grund seiner Größe für jegliche Nutzung eignet. Der Bauzustand lässt sich jedoch innerhalb der vorhandenen Betonskelettkonstruktion verbessern, außerdem zeigen Planungen für Einzelbauten (Ecke Rinkenpfuhl), wie die Architektur mit wenig Aufwand zu ihrer ehemaligen Erscheinung zurückgeführt werden kann.

Es kam die Anregung, einen Wettbewerb mit Design-Studenten durchzuführen, um Vorschläge für eine schwebende Lichtwerbung über den Pavillons zu erhalten. Damit würde dem Bedürfnis der Kaufleute nach Werbung entsprochen und zugleich die Gestaltqualität verbessert. Außerdem wären Maßnahmen im Verkehrsraum (Begrünung, weniger und bessere Möblierung) angezeigt.

Alle Teilnehmer waren der Meinung, dass eine neue kulturelle Nutzung in der Brücke möglichst unter Einbeziehung des ehemaligen Stoffpavillons Moeller einen wichtigen Impuls zur Erneuerung geben könnten.

Die verschiedenen historischen „Aggregat-Zustände“ der Kölner Hahnenstraße lassen sich gegenwärtig bis zum 6. Dezember 2002 in der Magistrale des Stadthauses Deutz in einer interessanten Ausstellung verfolgen, die im Auftrag des Architekturforums Rheinland e.V., des Stadtkonservators und des Historischen Archivs der Stadt Köln durch Frau Dr. Ute Chibidziura erarbeitet wurde.

Barbara Precht v. Taboritzki