Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan01: FREIGANG

Das Projekt des Landschaftsarchitekten Jörg Rekittke gibt Einblick in den Unfreiraum der Justizvollzugsanstalt Ossendorf und verändert den Blick auf den Freiraum.

Es gibt Orte in der städtischen Landschaft, die zwar auf dem Stadtplan eindeutig existieren, in unserer Vorstellung vom städtischen Raum jedoch nicht vorhanden sind. Unräume, die wir, obwohl sie Teil des städtischen und gesellschaftlichen Raumes sind, aus unserer mentalen Stadtkarte verbannt haben.

Gefängnisse wie die Justizvollzugsanstalt in Köln-Ossendorf stellen für einen großen Teil der Öffentlichkeit solche auf der Stadtkarte nicht existierende Unräume dar.

Das von Jörg Rekittke im Rahmen der plan 01 organisierte Projekt FREIGANG öffnet durch einen Besuch der Justizvollzugsanstalt den Blick und das Bewusstsein für die Existenz dieses Unraumes und gibt Einblick in einen Raum, von dem in der Öffentlichkeit nur diffuse, durch die Medien z.T. stark verzerrte Vorstellungen bestehen.

Darüber hinaus ermöglicht das Betreten des Raumes der Unfreiheit auch die persönliche Erfahrung des Freiheitsentzugs und verändert so die Wahrnehmung und Wertschätzung des für uns alltäglichen Freiraumes.

Nach der offiziellen Personenkontrolle im eckigen Rundbau, dem Meetingpoint der plan01 in Deutz, fährt man, eingesperrt in die verriegelten Zellen des Gefängnisbusses, quer durch Köln nach Ossendorf. Schon allein die schmalen Sichtschlitze, die nur einen begrenzten Blick nach draußen ermöglichen, verändern die Perspektive auf den bekannten Freiraum.

Während des Gangs durch die labyrinthischen, fensterlosen Gänge steigert sich das bedrückende Gefühl der Unfreiheit. Es wird der Blick gewährt in verschiedene Räume des Gebäudes, hierbei auch in Räume, in denen die Unfreiheit besonders deutlich zu spüren ist: in eine der Zellen, in der auf 7 ½ Quadratmetern ein Etagenbett, ein Tisch, zwei Stühle, ein Schrank, ein Waschbecken und eine Toilette untergebracht sind, sowie in eine besonders gesicherte Absonderungszelle. Dem Besucher wird ein ungeschöntes Bild der Realität des Gefängnisses gezeigt.

Begleitet werden die Besucher nicht nur vom Anstaltsleiter, sondern auch von 2 Inhaftierten, mit denen man ins Gespräch kommen kann und die durch ihre Erzählungen dazu beitragen, das Bild vom Unfreiraum zu vervollständigen.

Nachdem man wieder die Grenze zum Freiraum überschritten hat, in dem Bewusstsein, dass diejenigen, mit denen man sich eben noch unterhalten hat, diese Grenze in nächster Zeit nicht werden überschreiten können, ist nicht nur die subjektive Stadtkarte um einen zuvor unbekannten Raum erweitert worden, sondern hat sich auch der Blick auf den bekannten Raum verschoben.

Weitere Freigänge:

Während der plan01 sind weitere Besuche der Justizvollzuganstalt geplant. Die Teilnahme ist nur nach vorheriger Anmeldung beim Initiator des Projekts möglich: Jörg Rekittke Tel. 0160-2421110 (12-14h)

Eine andere Möglichkeit zum Blick hinter die Gefängnismauern und zum Gespräch mit Gefangenen und Mitarbeitern besteht im Rahmen des Rundfunkprojekts „Die Brücke“ des Freien Lokalrundfunks Köln e.V. (FLoK).

Informationen bei Christoph Schaefler (Tel.: 0221-9541800) oder unter www.flok.de