Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Städtebauliches Konzept ICE-Terminal/ Messe

Das neue städtebauliche Planungskonzept ‚ICE-Terminal-Messe‘ wurde vorgestellt. Die zentrale, großzügige Erschließungsebene unter der Gleisen, wichtiges Kriterium für die Prämier…

Am Montag, den 2.7. wurde im Europasaal der Messe das neue städtebauliche Planungskonzept „ICE-Terminal-Messe“ vorgestellt.

Frau Helbig, Projektleiterin des Stadtplanungsamts, erläuterte dem Publikum zunächst das Planungsgebiet in einer Multimediapräsentation.

Der Architekt Jaspert, Preisträger des Wettbewerbs, erläuterte daraufhin den derzeitigen Stand der Planung. Wie bereits berichtet, musste das Wettbewerbsergebnis mit den Vorstellungen der Messe GmbH und der Bahn AG abgestimmt werden.

Dabei stellte sich die wesentlichste Änderung im Bereich der Planung für das ICE-Terminal (Deutzer Bahnhof) heraus:

  • Die zentrale, großzügige Erschließungsebene unter der Gleisen (wichtiges Kriterium für die Prämierung des Entwurfs durch das Preisgericht) fällt fast vollständig weg.

  • Übrig bleibt nur ein 12-20m enger Verbindungstunnel (ursprünglich 60m breit) vom historischen Bahnhofsgebäude hin zum erweiterten Messeareal.

  • Von dieser Achse aus wird die Erschließung zu den Gleisen organisiert.

Diese radikale Verkleinerung stellt grundsätzlich das ganze Konzept in Frage, denn:

  • Eine tiefliegende Verteilerachse ist naturgemäß verbunden mit zusätzlichen (Roll)-Treppen und ergibt nur dann einen Sinn, wenn dort gleichzeitig ein großzügiges Raumerlebnis mit Gastronomie und Geschäften geboten wird.

    Die Großzügigkeit wurde aber aus Kostengründen gestrichen, für Gastronomie und Geschäfte bleibt wegen der Enge kaum mehr Platz.

  • Der Zweck des großen, transparenten Daches war nicht zuletzt die Belichtung der jetzt nicht mehr vorhandenen Verteilerebene. Es erscheint wenig ausgewogen, wenn über den Gleisen ein riesiges, teures Glasdach schwebt, während die eigentliche Bahnhofshalle (und der Zugang zur Messe) ein verwinkelter Tunnel sein soll.

Alle Beteiligten bekennen sich zwar nach wie vor zum Bau des transparenten Daches, bezahlen will es bisher aber keiner.

Das städtebauliche Planungskonzept sieht aber neben den Änderungen für den Bahnhof weitere weitreichende Festlegungen vor:

  • Drei neue Hochhausstandorte (2x Büro, 1x Hotel) mit Höhen zwischen 100 und 140m (Die Standorte waren bereits bekannt).

  • Den Abriss des historischen Wohnensembles an der Barmer Str. zugunsten weiterer Büroflächen.

  • Den vollständigen Wegfall des Barmer Platzes einschließlich des Baumbestandes.

Die Begründung des Dezernenten für Wirtschaft und Stadtentwicklung, Hr. Fruhner, für diesen Kahlschlag beruht auf einer Studie, die Deutz als idealen Standort für neue, zentrale Büroflächen ermittelt hat.

Wenn man sich allerdings schon für die vertikale Verdichtung mittels Hochhäusern entschieden hat, so stellt sich die Frage, warum nicht die notwendigen Büroflächen komplett in Hochhäusern untergebracht werden können, um so die innerstädtisch gewachsene Wohnstruktur an der Barmer Straße zu erhalten.

Sollte das vorliegende städtebauliche Konzept unverändert als Bebauungsplan in Kraft treten, wäre der Umbau von Deutz in eine Bürostadt (mit einem beengten Bahnhof) beschlossene Sache.

Die Folgen, die solch eine Entwicklung nach sich ziehen kann (Bevölkerungsabwanderung, großräumige Zunahme des motorisierten Individualverkehrs, Verödung der Innenstädte), sind aus den 60er Jahren bekannt.

Anregungen zu dem vorliegenden städtebaulichen Planungskonzept werden bis zum 23. Juli vom Stadtplanungsamt Köln, Frau Helbig, entgegengenommen. (as)