Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Offener Brief des BDA zum geplanten „Icedom“ auf dem Heumarkt

Offener Brief vom 26.03.2001 an den Oberbürgermeister der Stadt Köln.

Sehr geehrter Herr Oberbügermeister Schramma,

mit Schrecken haben wir den Medien entnommen, dass auf dem Heumarkt die Errichtung eines sogenannten „Icedom“ geplant ist. Natürlich sind auch wir nicht prinzipiell gegen „Events“ auf Plätzen, die zur Belebung der Stadt beitragen. Für bedenklich halten wir es jedoch, wenn diese zu einer dauerhaften Einrichtung werden, die einen öffentlichen Raum zu Gunsten einer privaten, rein kommerziellen Nutzung baulich besetzen und dies auch noch in städtebaulich indiskutabler Qualität.

Der Heumarkt ist einer der wichtigsten Kölner Plätze, der durch seine Neugestaltung gerade erst als attraktiver städtischer Aufenthaltsbereich zurückgewonnen werden konnte. Um so wichtiger erscheint es daher, ihn im Prinzip erst einmal frei und für jeden zugänglich zu halten und jede neue kommerzielle Nutzung sorgfältig gegenüber dem öffentlichen Interesse abzuwägen. Ein Bauwerk ist hier, wenn überhaupt, nur wirklich temporär und nicht monatelang sowie auf hohem gestalterischen Niveau denkbar und muß dem Charakter und Maßstab des Platzes entsprechen. Die vorgeschlagene Kombination von Schwarzwaldhaus und Discozelt mag auf einem Kirmesplatz noch durchgehen, erfüllt die Anforderungen des Heumarktes jedoch nicht. Auch die geplante optische und akustische Dauerberieselung wird für die Anlieger keine Bereicherung sondern schlicht unerträglich sein.

Es sollte daher zunächst einmal geprüft werden, ob für die eigentlich reizvolle Nutzung des Platzes als temporäre Eislauffläche überhaupt eine Überdachung erforderlich ist. Vermutlich wäre es viel interessanter und attraktiver entsprechend dem Vorbild des New Yorker Rockefeller Center oder des Gendarmenmarktes in Berlin unter freiem Himmel und vor dem Hintergrund der städtischen Kulisse Schlittschuh zu laufen statt in einer Halle mit x-beliebiger künstlicher Atmosphäre. Ein evtl. noch zusätzlich notwendiges Gebäude könnte dann auf ein Minimum reduziert und in die Platzgestaltung integriert werden. In jedem Fall muß mittels eines geeigneten Kontrollverfahren wie es z. Beisp. ein Wettbewerb darstellt, die Qualität jeder baulichen Lösung sichergestellt werden. Die Gestaltung des Heumarktes kann nicht dem persönlichen Geschmack eines Investors überlassen werden.

Dass die Idee in der vorliegenden Form überhaupt ernsthaft diskutiert wird, macht wieder einmal deutlich, dass die Kölner Plätze zu wenig im Zusammenhang betrachtet werden und es noch an einer übergreifenden gestalterischen Konzeption fehlt. Es ist anders nicht zu erklären, dass völlig unabhängig voneinander einerseits über die Via Culturalis diskutiert und Vorschläge für die Gestaltung von Hohestr. bezw. Schildergasse eingeholt werden und andererseits Ideen wie der „Icedom “ präsentiert werden. Wir hoffen, dass die angekündigte Arbeitsgruppe „Plätze“ bald ihre Tätigkeit aufnimmt, um dies zu ändern.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, wir hoffen, dass Sie den „Icedoms“ in derzeitiger Form verhindern, da mit einer Realisierung sämtliche, auch von Ihnen unterstützte Bemühungen um eine qualitative Verbesserung öffentlicher Räume und Plätze in Köln völlig konterkariert würden.

Mit freundlichem Grüßen

Kai Mettelsiefen

Vorstand BDA Köln