Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Klingt gut

Aachener Studierende stellen ihre Arbeiten für ein neues KonzertHaus auf der Südseite des Roncalliplatzes zur Diskussion. Ein weiterer Baustein zur kulturellen Verdichtung der Alts…

Köln – mitten auf dem Roncalliplatz – dort wo heute ein Restgrün im Hochbeet und die Tiefgaragenabluftanlage das Ende des fließenden Raumes der Domplatte belanglos beendet, erhebt sich die kleine Schwester der Kölner Philharmonie: Die Kammerphilharmonie – ein Konzerthaus für Kammermusik, experimentelle und Neue Musik.

Zukunftsmusik? Ja – komponiert von Architekturstudenten der RWTH Aachen und präsentiert in einer Ausstellung, die noch bis zum 29. März im Domforum zu sehen ist.

Der didaktische Ansatz von Prof. Peter Fuhrmann war zunächst grundlegend: Noch bevor bei der Verbindung von Architektur und Musik Pläne und Modelle entstanden, erfuhren 19 Studentinnen und Studenten den theoretischen Zusammenhang zwischen Bau und Klang im künstlerischen Experiment. Bei einem Workshop mit dem Schlagzeuger und Raumkomponisten Thomas Witzmann, der bereits im Januar an der RWTH Aachen stattfand.

Zur Ausstellungseröffnung am 14. März im Domforum gab es deshalb nicht nur Architektur zu sehen, sondern auch Musik zu hören. Die vorhandene Architektur des Domforums wurde genutzt und auf ihre klanglichen Qualitäten hin untersucht. Die vier musikalischen „Interpunktionen ! – ()“ – komponiert und vorgetragen von Thomas Witzmann, – bereicherten den Abend akustisch.

Musik in den Mittelpunkt stellen

Schon Vitruv verlangte von seinen Baumeistern, dass sie sich mit den Gesetzmäßigkeiten der Musik, der Rhythmik von Maß und Zeit und dem harmonischen fügen der Töne auskannten, wohl wissend, dass diese Analogien ebenso für die Architektur gelten. Die Berücksichtigung dieser Aspekte in Konzeption und Entwurf drängt sich insbesondere auf, wenn das Thema selbst Raum und Zeit für Musik heißt.

Parallel zum theoretischen und experimentellen Seminarinhalt galt es für konkret formulierte Anforderungen, wie etwa die städtebauliche Positionierung des Objekts auf der Domplatte, ein differenziertes Raumprogramm und nicht zuletzt Räume mit optimalen Bedingungen für Musik und deren professionelle Aufführung zu definieren.

Die Aufgabe, Fächer übergreifende Einflüsse zu fordern und zuzulassen, führte schließlich zu einem unerwarteten und vielgestaltigem Spektrum an Bauideen in der Verknüpfung von Architektur und Musik, von Haus und Konzert.

Drei Parameter bestimmten hauptsächlich die Entwurfsprozesse der Studierenden wie Anette Paul, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrgebietes erläuterte: „Da ist zum einen der signifikante Standort mit seinen historischen und stadträumlichen Beziehungen. Hier galt es Aussagen zu treffen, den Ort zu fokussieren.“ Die Entwürfe zeigen Solitäre und Skulpturen: Gebäude die subtil auf den stadträumlichen Kontext eingehen und dem Platz einen Abschluss geben, aber auch Konzepte, die Teil der Domplatte werde, aus ihr herauswachsen oder oberirdisch kaum merkliche Akzente setzen.

Ein zweiter entwurfsrelevanter Faktor „ist das Wesen der Aufgabe selbst – die Musik. Neben neutralen Hüllen werden Fassadenbilder und Bauvolumen voll Rhythmik und Dynamik gezeigt.“ Beachtenswerte Versuche, akustische Sequenzen in visuelle Formen umzusetzen.

Auch zum Innenleben des Konzertsaales findet sich eine ganze Bandbreite von Architekturauffassungen, von der klassischer Art der Bespielung bis hin zur Neuinterpretation von Gropius Totaltheater.

Die kulturpolitische und gesellschaftliche Wirksamkeit des Hauses, die dritte entwurfsbestimmende Größe, stellt die Frage nach dem Charakter des Gebäudes.

Auch hier sind die Antworten vielfältig: Es gibt introvertierte Musikwelten, die den Konzertsaal als Schrein verstehen, repräsentative Häuser, die sich nur zu bestimmten Anlässen öffnen um ihr Innenleben Preis zu geben. Und Projekte, die konzeptionell die Domplatte und den Ort mit einbeziehen, die zu jeder Zeit und für jedermann offen stehen.

Die Ausstellung dokumentiert ein erfreulich buntes Spektrum an konzeptionellen und formalen Entwurfsideen. „Singende Häuser“ – die Visionen von Paul Valérys fiktivem Architekten Eupalinos könnten Wirklichkeit werden.

Die Ausstellung ist noch bis zum 29.03.2001 im Domforum zu sehen.

Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00 – 18.30 Uhr,

Sa 10.00 – 17.00 Uhr, So 13.00 – 17.00 Uhr.

Das Buch zur Ausstellung ist im Handel erhältlich.

Kontakt:

Lehrgebiet Bauplanung und Entwerfen, Prof. Fuhrmann, RWTH Aachen

Tel. 0241 – 80-3856, Fax. 0241 – 8888-613