Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Öffentlicher Raum – Platz für die Zukunft (Teil 1/Thesen)

Thesen zum Montagsgespräch des BDA Köln am 25. September 2000 im Domforum.

Teilnehmer:

  • Reinhard Angelis – Freier Architekt, Köln, Vertreter der Aktion „Auf die Plätze“
  • Dr. Uwe Vetterlein – IHK Köln

    Bruno Doedens – Landschaftsarchitekt, Amsterdam
  • Klaus Grages – Bereichsleiter Centermanagement ECE Projektmanagement GmbH
  • Ralf Niemczyk – Freier Journalist, Chefredakteur Internetseite Popcom, Köln
  • Walter Prigge – Soziologe, Bauhaus Dessau

Einführung: Kai Mettelsiefen, Vorstand BDA Köln

Moderation: Jürgen Keimer, Redakteur WDR Köln

Thesenhafte Zusammenfassung

1. Der Bedarf nach konkreten Orten ist trotz oder wegen aller Medien größer den je:

„An Hand einer beliebigen Stadtzeitung kann man feststellen, dass, verglichen mit dem Jahr 1985, damals gab es das Internet noch nicht, heute dreimal mehr öffentliche Veranstaltungen, Konzerte, Feste etc. stattfinden, die alle ihr Publikum finden.“(Niemcyk)

2. Tradierten Platzfunktionen werden teilweise überflüssig. Wichtigste Aufgaben sind heute die Verkehrsverteilung, das Angebot von Konsum- und Verweilmöglichkeiten sowie als neuer Aspekt die Integration von Kunst:

„Was ist ein Platz? Historisch gesehen hat er eine Verteilungsfunktion, er ist der Ort, wo man stehen bleibt, verweilt. Die Aufgabe von Platzgestaltung ist es, das Verweilen zu organisieren. „(Prigge)

„Ohne Konsum funktioniert ein Platz nicht, im Gegensatz zu den medial vermittelten Kulturen… Konsum ist wesentliche Bestandteil der Kultur dieser Gesellschaft..“.(Prigge)

„Darüber hinaus müssen die Plütze in den Stadtvierteln in ihren traditionellen Funktionen, als sozialer Treffpunkt, als Ort des Austausches und als Aufenthaltsort gestärkt werden. Es gilt, Plätze als Identitätspunkte für Bürger zu schaffen …“(Dr. Vetterlein)

3. Eine offene Gesellschaft braucht offene Räume. Offene, intelligente Räume determinieren keine Nutzung sondern dienen, quasi als Projektionsfläche, den wechselnden Bedürfnissen der Benutzer:

„Ort muß freier Raum sein, offen für die Möglichkeit, dass die Menschen, die an diesem Ort zusammenkommen, sich diesen Ort durch Handlung einstellen können.“( Angelis)

„Das nenne ich intelligenten öffentlichen Raum: bestückt mit unsichtbaren, dienenden, technischen Installationen, die es ermöglichen, die Atmosphäre eines Ortes zu verändern.“(Doedens)

4. Die Integration von Kunst schärft die Wahrnehmung des städtischen Raumes und ist wesentlicher Bestandteil einer modernen Platzgestaltung:

„Kunst wirkt als Anregung über etwas nachzudenken, sie ist Schärfung von Wahrnehmung, zum Teil auch Provokation ….. Die Anforderung an eine ambitionierte, moderne Platzgestaltung ist, den Kunstaspekt in die Gestaltung des Platzes zu integrieren, anstatt ihn durch Kunst zu möblieren … … Die Zukunft liegt in der Integration von Kunst und Kultur in die Konsumwelt.“ (Prigge)

5. Räume mit Qualität entstehen nur durch gezieltes Engagement. Vorraussetzung ist ein Masterplan für den öffentlichen Raum und eine selbstbewußte Bürgerschaft, die diesen durchsetzt:

„Auf Grund der Konkurrenz der historischen Zentren mit den Zentren vor der Stadt gilt es die Qualitäten der Innenstädte weiterzuentwickeln. Dies sollte geschehen durch das Ermöglichen von Interaktion zwischen verschiedenen Funktionen, durch ihre Überlagerung, ein besonders wichtiger Aspekt, sonst entwickelt sich eine „arme“ Innenstadt. Diese Weiterentwicklung sollte gemessen werden an und eingebunden sein in eine Strategie für den öffentlichen Raum einer Stadt, da ansonsten das Geld und die Investoren regieren. Gibt es einen Plan für den öffentlichen Raum in Köln? Es gilt durch ihn die spezifische Qualität Kölns herauszuarbeiten, beispielsweise das Wasser und die Plätze… Das sektorale Herangehen führt immer dazu, daß der Verkehr die Oberhand hat. Es braucht einen Oberbürgermeister für den öffentlichen Raum, vielleicht ein Stadtbaumeister, der integrale Ansätze befördert.“( Doedens)

„Uns Kölnern fehlt das Selbstbewußtsein, die vorhandenen Qualitäten der Stadt weiterzuentwickeln und offensiv zu verkaufen.“( Dr. Vetterlein)

Kai Mettelsiefen, 16.01.2001