Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Ein Plan für Kölns Innenstadt

Das Montagsgespräch des BDA eröffnete Perspektiven für die Kölner Stadtbetrachtung der Zukunft.

Friede, Freude, Eicherkuchen. Grundsätzlich herrschte Konsens beim ausgesprochen gut besuchten Montagsgespräch, das auf Einladung des BDA Köln im Domforum zu klären versuchte, was sich hinter oder unter dem Bild der „via culturalis“ verbirgt. Nur im Detail setzte dann doch jeder der geladenen Gesprächsteilnehmer andere Prioritäten.

Der Weg ist das Ziel. Prof. O.M. Ungers schlug ambitioniert ein mögliches Leitbild für die Kölner Altstadt vor. Seine Idee: Kultur sichtbar machen und die Kultur dem Kommerz bewusst entgegenstellen!

Zu realisieren in Form einer räumlich ausformulierten kulturellen Achse, die zwischen dem Rheinufer, der Straße der Flaneure, und der Hohestraße, als Meile der Konsumenten, die „via culturalis“ als Straße der Kultur manifestiere. Der Weg der „Kulturmeile“ solle vom Hauptbahnhof durch das Südtor des Doms vorbei am Römisch Germanischen Museum, dem Spanischen Bau, dem Rathaus mit der Laube, dem neuen Wallraf-Richartz Museum mit St. Alban und dem Gürzenich bis hin zu St. Maria im Kapitol und deren Krypta, verlaufen.

Die zweite Ebene seiner gedachten „via culturalis“ bildet eine Platzfolge entlang des Weges. Mit der Wiederbelebung und Neugestaltung einiger Plätze z.B. des Stefan-Lochner-Platzes, gegenüber der neu definierten „Gasse in der Höhle“, würde eine spannungsreiche Abfolge von Stadträumen, Platzsequenzen und Museumsgebäuden entstehen.

Bis auf die schwierige räumliche und visuelle Anbindung an St. Maria im Kapitol sind nahezu alle Protagonisten, die zentralen Gebäude und Plätze, vorhanden. Sie müssten nur, so Ungers, ausformuliert und als Band verknüpft werden.

Der zweite Redner, Prof. Dr. Gerd Hellenkemper, Direktor des Römisch Germanischen Museums nahm die Überlegungen von Ungers auf und verwies in seiner gründlichen Analyse der Situation darauf, dass auch „im Verborgenen“ bereits alles vorhanden sei. Die Idee vom „Fahrstuhl in die Römerzeit“ aufgreifend, zeichnete er das Bild einer archäologischen Passage auf der Ebene –1. Wichtige Passagenbestandteile: das Praetorium unter dem spanischen Bau, die Fundamente der Synagoge, die Mikwe unter dem Rathausplatz und der Marstempel, dessen Zugang unter dem neuen WRM schon angelegt ist. Einige im Stadtgrundriss seit 1000 Jahren bestehende kleine Strassen könnten die Projektionsfläche der archäologischen Zone bilden. Die historische Substanz auf engstem Areal sowohl in der Tiefe als auch an der Oberfläche würde sich gegenseitig ergänzen und bereichern.

Das bis hierhin gezeichnete vielschichtige Leitbild der „Kulturmeile“ wurde vom Architekturhistoriker und -kritiker Prof. Dr. Wolfgang Pehnt weiter entfaltet. Zur „Sehne“ der „via culturalis“ spannte er den „Bogen“ einer gedachten „via sacra“, und forderte, die Stiftskirchen von St. Kunibert, St. Gerion, St. Aposteln und St. Maria im Kapitol ebenfalls in die anstehenden Überlegungen miteinzubeziehen.

K.O. Fruhner, Dezernent für Wirtschaft und Stadtentwicklung und Beigeordneter der Stadt, verknüpfte die bisher charakterisierten Bausteine zu einem Netz, dass es hier und da noch zu füllen gelte. Im großen und ganzen läge aber die „Bildungsstätte in situ“ bereits vor. Sein Anliegen: Die weltweite, mediale Austrahlung des Großereignisses der Fußballweltmeisterschaft 2006 zu nutzen, die theoretisch vorgedachten Visionen konkret umzusetzen. Planungen der Stadt vorzulegen versprach er für den Sommer. Als Diskussionbasis. Wir können gespannt sein.

Es diskutierten:

  • Prof. O.M.Ungers, Architekt Köln
  • Prof. Dr. Wolfgang Pehnt, Architekturhistoriker und -kritiker
  • K.O. Fruhner, Beigeordneter der Stadt Köln
  • Prof. Dr. Gerd Hellenkemper, Direktor RGM

Es moderierte:

  • Christian Schaller, Vorsitzender BDA Köln