Die Stadt begrüßt die „Chargesheimer-Initiative“ und sagt ihre Unterstützung zu. Die Musterfläche, erstes Ergebnis einer fruchtbaren Kooperation.
von Hartmut Hoferichter, Stadtplanungsamt Köln
Nachdem eine städtische Initiative von 1987 fehlschlug, hat die „Chargesheimer Gesellschaft“ die Neugestaltung des Wallrafplatzes in Angriff genommen. Das Beispiel der 52. Straße in Manhattan vor Augen, entwickelten Prof. Bruno Franken, Prof Heinz Bähr, Gigi Campi u. a. eine Musterfläche mit Gußplatten.
Als Ergebnis einer Debatte über den unbefriedigenden Zustand verschiedener Kölner Plätze beschloss der Rat der Stadt Köln im Jahr 1986, das Jahr 1988 als Jahr der Kölner Plätze auszurufen und entsprechende Neugestaltungen unter finanzieller Beteiligung der Stadt und der Anlieger durchzuführen. Folgerichtig wurde bereits im Jahr 1987 ein stadtgestalterischer Wettbewerb für den Wilhelmplatz in Nippes und den Wallrafplatz ausgelobt und abgeschlossen. Das Preisgericht unter Vorsitz des Kölner Architekten Peter Busmann zeichnet die Arbeit der Kölner Planwerkstatt (Prof. Drey, Sammeck, Scheidler) mit dem 1. Preis aus.
Nach einer Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten und einer öffentlichen Diskussion waren die Bezirksvertretung Innenstadt und die Fachausschüsse des Rates ebenfalls von dem Vorschlag überzeugt und stimmten zu, dass die Planung auf dieser Grundlage weiterbetrieben wird und Verhandlungen mit den Anliegern über eine Kostenbeteiligung von 50 Prozent aufgenommen werden.
Die Gesamtkosten der Neugestaltung des Wallrafplatzes und seiner angrenzenden Bereiche wurden mit knapp 4 Mio. DM veranschlagt. Angesichts des bevorstehenden Umbaus des Funkhauses sagte der WDR 1989 eine Kostenbeteiligung zu.
Die Verhandlungen mit den übrigen Eigentümern, die z. T. nicht in Köln leben, gestalteten sich sehr schwierig. Die Bildung einer Interessengemeinschaft gelang leider nicht. Auch die Verlegung verschiedener Musterflächen im Übergangsbereich zur Rechtschule konnte die Anlieger nicht weiter motivieren. Angesichts dieser Entwicklung und aktueller Haushaltsengpässe wurde auch der Anteil der Stadt Köln im Haushalt 1992 gestrichen und weitere Bemühungen zur Neugestaltung der Platzfläche zunächst eingestellt.
Die „Chargesheimer Gesellschaft“ und eine neue Idee bringen wieder Schwung in das Projekt.
Gigi Campi packte im Juli 1997 als Motor und Vorsitzender der „Chargesheimer Gesellschaft“ das Thema der Platzgestaltung wieder an.
Der Zustand des Platzes hatte sich zu diesem Zeitpunkt weiter verschlechtert. Dieser Ort pulsierenden Großstadtlebens glich immer mehr einem mühsam ausgebesserten Flickenteppich. Mit Hilfe einer ungewöhnlichen Aktion und unterstützt von einigen Anliegern will die „Chargesheimer Gesellschaft“ nun ein angemessenes Erscheinungsbild für den darbenden Platz erreichen.
Da die Stadt kein Geld für den Platzumbau zur Verfügung stellen kann, sollen neben Anliegern auch Kölner Bürger, Unternehmen und Institutionen als Sponsoren dem Platz zum neuen Aussehen verhelfen. Nach dem Beispiel der 52. Straße in Manhattan, wo in Gehwegplatten eingearbeitete Namen an verschiedene Virtuosen des Jazz erinnern, werden Sponsoren Gussplatten zu einem Preis von 5.000,- DM angeboten, auf denen der Name des Spenders vermerkt ist und die durch Einfügung eines Schriftzuges einer Person oder eines Ereignisses gewidmet werden können.
Der weit über die Herstellungs- und Verlegekosten dieser Platte hinausgehende Spendenbetrag soll zur Finanzierung der Gesamtmaßnahme beitragen.
Die Stadt Köln, u.a. der Verfasser dieses Beitrages, begrüßt die Initiative sehr und sagte ihre Unterstützung bei Koordinierung und Planung zu. Zur Absicherung des Projektes wird im August 1998 eine erste Vereinbarung zwischen der „Chargesheimer Gesellschaft“ und der Stadt Köln geschlossen, in der u.a. die Funktion der Gesellschaft bezüglich Baudurchführung und Finanzierung geregelt wird.
Die Stadt Köln sagt zu, die Platzfläche nach einem Umbau unter ihrer Regie über 30 Jahre in dem dann hergestellten Zustand zu erhalten.
Mittlerweile gehen die nötigen Arbeiten zur Umsetzung der Idee zügig voran.
Die Planung wird weiter auf der Grundlage des Wettbewerbsentwurfes der Kölner Planwerkstatt betrieben. Zur Einfügung der Sponsorenplatten ist sie allerdings zu überarbeiten und zu konkretisieren. Prof. Bruno Franken brachte hierzu weitere Vorschläge ein.
Damit die Platzfläche auch künftig allen Anforderungen als Wege- und Anlieferfläche gerecht wird, sollen Platten in einem Format von 30 x 15 cm und 30 x 30 cm verwendet werden. Die Graugussplatten der Sponsoren werden mit dem Format 30 x 30 cm in der Platzfläche verlegt. Um einen „Friedhofseindruck“ zu vermeiden und einen gestalterisch ruhigen Eindruck der künftigen Piazetta zu bewahren, werden diese Platten nicht auf der Innenfläche des Platzes konzentriert, sondern in die Gesamtfläche integriert.
Für die Gestaltung der Spenderplatte hat Designprofessor Heinz Bähr bereits qualifizierte Vorschläge entwickelt. Die Frage, ob für die übrigen Platten weiterhin der Gneis-Granitstein der Hohe Straße oder evtl. ein anderes Material Verwendung finden soll, werden die Beteiligten nach der Verlegung und dem Test von Musterflächen auf dem Wallrafplatz entscheiden. Erste Kostenberechnungen zeigen, dass das „neue Kleid“ des Wallrafplatzes schon mit einem Kostenaufwand von ca. 3.5 Mio. DM zu haben ist.
Die Resonanz bei Interessenten nach Veröffentlichung der Idee ist sehr ermutigend; der WDR hat als wichtiger Anlieger seine Kostenzusage bestätigt. Ein finanzieller Grundstock steht.