Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Can you say what goes on there?

Zwei Tage erläuterten renommierte Architekten auf dem Kongress ‚New Work Architecture‘ in der Messe Köln die Frage nach der Gestalt der Bürogebäude der Zukunft.

New Work Architecture: Der Architektenkongress zur ORGATEC 2000

In ihren Referaten und auf eigens veranstalteten ArchitekTouren zu ausgewählten Objekten in Köln und Nordrhein-Westfalen gewährten die Redner den mehr als 300 Kongressteilnehmern einen Einblick in ihre aktuellsten Arbeiten, der so unterschiedlich war wie das Spektrum der eingeladenen Redner selbst. Neben Christoph Ingenhoven, Michael Schumacher und Dörte Gatermann setzten vor allem Nicholas Grimshaw, Matthias Sauerbruch, Hadi Teherani und Michael Zimmermann Akzente.

„Can you say what goes on there?“ Mit dieser Frage verblüffte Nicholas Grimshaw mehr als einmal seine Zuhörer wärend er neue Dias zeigte. Ob Bürogebäude, Fabrik oder Wohnhaus: Nicholas Grimshaw demonstrierte überzeugend seine These, dass Bürogebäude der Zukunft offene Gebäude sein müssen, deren Nutzungskonzept nicht von vornherein einseitig definiert werden dürfe. Vielmehr gehe es darum, lebenswerte Bürogebäude zu schaffen, die ebenso gut Büros, Wohnungen oder einen anderen Inhalt haben könnten. Hülle und Inhalt klar voneinander zu trennen, ist eines von Grimshaws zentralen Anliegen. Denn für eine Zukunft, die immer neue Unternehmens-, Arbeits- und Lebensformen hervorbringe, seien flexiblere Planungskonzepte gefragter denn je.

Matthias Sauerbruch widmete sich vor allem dem Thema „Regeneratives Bauen“. Am Beispiel des in Dessau neu entstehenden Umweltbundesamtes demonstrierte er anschaulich seine Architekturphilosophie. Sauerbruchs Grundthese: Das ökologische, nachhaltige Bauen ist das Architekturthema der Zukunft. Dabei müssten bestehende Planungskonzepte auf allen Ebenen – vom großen städtebaulichen Ansatz bis zum kleinsten innenarchitektonischen Detail – immer wieder gegengelesen und korrigiert werden. Doch neben dem Einsatz neuer, geeigneter Baustoffe, der Konzipierung von innovativen Belüftungs- und Niedrigenergiekonzepten geht es dem Architekten vor allem darum, haptische und sinnliche Architektur in markanten und gleichzeitig weichen-organischen Formen und Farben zu realisieren. Eine ausführliche Dokumentation des Bauprojekt „Umweltbundesamt“ findet sich auch auf der Website https://www.sauerbruchhutton.de/deutsch/portfolio

Hadi Teherani fokussierte in seinem Vortrag zum Thema „Visionen in der Architektur“ die identitätsstiftenden Potentiale der Architektur. Durch seine Gebäude versucht der Architekt neben der Einbeziehung besonderer charakterlicher Merkmale der Corporate Identity des Bauherren durch die Gebäude selbst Marksteine zu setzen und Markenbildung zu betreiben. Das fängt alleine schon beim Namen an, das im Haus BRT jedem Gebäude bereits in die planerische Wiege gelegt wird.

In seinem abschließenden Vortrag zum Thema „Architektur und Markt“ kritisierte Michael Zimmermann vom Büro KSP pointiert das nach wie vor vorherrschende Berufsbild des Architekten, das nur wenig mit der Wirklichkeit übereinstimme: Die meisten Architekten verstünden sich viel zu wenig als Markteilnehmer und ließen sich ohne großen Widerstand auf die ihnen von Bauherren, Investoren und der Öffentlichkeit zugedachten Rolle des „kreativen Kopfes“ reduzieren. Dagegen setzte Zimmermann das Bild vom Architekten als Marktteilnehmer, der einen Planungs- und Bauprozess als einen ganzheitlichen und integrierten Gestaltungsprozess begreife und im kundenorientierten Dialog mit allen am Projekt beteiligten Akteuren gehaltvolle Architektur realisiere. Am Ende einer Phase der Neudefinition der Architektenrolle sieht Zimmermann eine neue Planungskultur, die die Dienstleistung des Architekten als Produktentwicklung versteht. Das Ergebnis: identitätstiftende Bauwerke von hoher Qualität.