Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Kunst näher an den Betrachter rücken

Auf Initiative des neuen Museumsdirektors Kasper König wird das Museum Ludwig renoviert und umgebaut.

Museum Ludwig präsentierte Umbaupläne.

Kasper König und die Arbeitsgemeinschaft der Architekten stellten in einer Pressekonferenz am 8. März ihre Konzepte vor.

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Kooperation statt Konfrontation. Unter diesem Leitgedanken bilden Königs Wunscharchitekt Rem Koolhaas OMA, Rotterdam und das Architekturbüro Busmann und Haberer, die das Museum 1986 erbaut haben, eine Arbeitsgemeinschaft. Die Maßnahmen betreffen sowohl die gesamten Ausstellungsräume als auch den Eingangs- und Servicebereich. Typographisch werden die Arbeiten von der Grafikerin Yvonne Quirmbach ergänzt.

Die Umwandlung der gesamten inneren und äußeren Eingangszone soll das veränderte Selbstverständnis des Museums Ludwig zum Ausdruck bringen. Rem Koolhaas, der für diesen Bereich zuständig ist, proklamiert die „Architektur des Wegnehmens“ und „des offenen und geradlinigen Entwurfes.“

Der Eingang als die Visitenkarte eines Hauses wird zu einer großen gläsernen Vitrine die nicht nur einladen sondern auch konfrontieren soll.

Bereits vor der Tür werden die ersten Kunstwerke der Ausstellung zu sehen sein. So soll die Kunst näher an den Betrachter gerückt werden. Durch die neue Platzierung der Kasse im jetzigen Treppenraum befindet sich der Besucher schon mitten im Museum, noch bevor er die Eintrittskarte löst.

Die Schottenbauweise der Ausstellungsbereiche im Foyer fortführend sollen die dienenden Funktionen hinter semitransparenten Polycarbonatwänden verschwinden. Zu erwarten ist ein multifunktionaler, offener und heller Raum.

Wichtiger städtebaulicher Eingriff

Laut Kohlhaas ist „im labyrinthischen Kontext von Dom, Bahnhof und Römisch Germanischen Museum das Museum Ludwig schwer zu finden.“ Seine konsequente städtebauliche Veränderung ist deshalb die Einbindung des Außenraumes ins Foyer und vor allem die Anbindung des Roncalliplatzes mit einem neuen Eingang in Höhe des jetzigen Buchladens.

Busmann und Haberer, denen die Renovierung der Ausstellungsräume obliegt, setzen auf eine stringente Rekonstruktion der Originalplanung.

Wichtigste Maßnahme ist „die Entrümplung“ der Ausstellungsflächen und die geometrische Neuordnung der Räume, wodurch eine sinnfällige und verständliche Ausstellungsdidaktik möglich werden soll. Des Weiteren soll im Untergeschoss (auf Höhe der Rheinebene) eine Videolounge installiert werden, in der die neue Medienkunst aus der Sammlung für den Besucher zugänglich ist. In seinen Ausführungen legte der Architekt Peter Busmann großen Wert auf die erneute räumliche Verbindung von Philharmonie und Museum Ludwig, war doch das „gleichwertige Zusammenspiel der Bildenden Künste mit der Musik“ ein wichtiger Bestandteil der Konzeption des Wettbewerb von 1976.

Typographisch soll das imaginäre Quadrat, aufgespannt zwischen Dom, Philharmonie, Museum Ludwig und dem römisch germanischen Museum visualisiert werden. Die Kölner Grafikerin Yvonne Quirmbach stellt klare und sachlichen Schriftzüge vor, die auf die Fassaden aufgebracht die jeweiligen Kultureinrichtungen schon von weitem erkennbar machen und auf die benachbarten Häuser verweisen soll.

Optimistisch lud Kasper König schon einmal „zur Eröffnung einer Ausstellung ‚des „Museums unserer Wünsche“ für den 1.11.2001 ein, in der die Neupositionierung der Sammlung vorgestellt werde. Der bisher von der Stadt bewilligte Etat beträgt 7 Millionen Mark. Angesichts der ehrgeizigen Pläne nicht besonders viel.

Wenn es gelingt, die bis hierhin definierten Entwürfe im Prozess der Arbeitsgemeinschaft zu entwickeln und fortzuschreiben, könnte ein Museum entstehen, das der Kunst gerecht wird und den Besucher zum verweilen einlädt. (b.s.)