Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Kunst auf dem Bau

In Köln gibt es seit dem 20. März ein neues Kunstwerk im öffentlichen Raum zu bestaunen.

„Ich bin für eine Kunst, die politisch – erotisch – mystisch ist, die etwas anderes tut, als im Museum auf ihrem Arsch zu sitzen“ – schrieb Claes Oldenburg in seinem Manifest von 1961. Deshalb ist auch sein neuestes gigantisches Kunstobjekt nicht in einem Museum sondern am Rand des Dachs der Neumarktgalerie zu sehen.

Drei Jahre sind von der Realisation bis zur Fertigstellung vergangen. In enger Zusammenarbeit mit den Architekten (Chapman Tayler Brune, Düsseldorf) und unterstützt durch die Bereitschaft des Bauherrn 3 Millionen Mark für Kunst zu investieren, entwickelten das Künstlerteam Claes Oldenburg und Coosja van Bruggen eine 12 Meter hohe Plastik.

Die 3 Tonnen schwere Skulptur nutzt das Gebäude und dessen Statik als Basis, ohne aus ihm heraus zu wachsen oder mit ihm eine Verbindung einzugehen.

Der 1929 in Schweden geborene Künstler, einer der Begründer der Popart und seine Partnerin sind für überdimensionale Nachbildungen von Massenprodukten bekannt: Zahnbürsten, Kleider, Kuchen, Schuhe, deren Maßstabsveränderungen neue Blickwinkel erzeugen sollen, etablieren und kultivieren gleichzeitig Kitsch als Kunstform.

„Die Denkmäler des banalen Alltags“, wie Oldenburg/van Bruggen ihre Objekte nennen, reflektiere immer Ort und Zeit. Mancherorts, wie der riesige Schlips in Frankfurts Bankenviertel, die Kugeln am Aasee in Münster oder Spoonbridge in Barcelona erschließt sich der Fingerzeig auch dem flüchtigen Blick. Andernorts ist die Zeichenhaftigkeit schwerer zu enträtseln. Die auf den Kopf gestellte Kölner Eistüte soll als „Simulation der Kölner Skyline“ und als „elementares allumfassendes Symbol des Konsums“ verstanden werden.

Oldenburgs Eistüte ist keine ganzheitliche Lösung von Architektur und Kunst, aber ein Stück zeitgenössischer Kunst, die allgemeinverträglich auf breite Akzeptanz stoßen wird. Der wohlkalkulierte Marketingeffekt jedenfalls wird die Investitionen in die Kunst am Bau rechtfertigen.

1 Kommentar