Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Ein neuer Nachbar für den Dom

Zukunftsszenarien für das Kurienhaus – auf dem Podium des BDA Montagsgespräches diskutierten Vertreter der Dombauhütte, Denkmalpfleger und Architekten. Auch der Blick von außen feh…

Geladen hatte der BDA Köln zu einer ergebnisoffenen Diskussion, in der Zukunftsszenarien für das 1961 gebaute Kurienhauses am Roncalliplatz entwickelt werden sollten. Denn seit dem Auszug des Diözesanmuseums in die Kolumba, steht das Kurienhaus mit all seinen Nutzungsmöglichkeiten auf dem Prüfstand – und weckt Begehrlichkeiten. Die Diskussion im Domforum war geprägt von großem Einvernehmen und allgemeiner Aufbruchsstimmung.

Stadtkonservator Dr. Thomas Werner positionierte sich klar gegen den Antrag der Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke. Er sprach dem Kurienhaus die Denkmalwürdigkeit ab. Mit dieser Meinung stand er nicht alleine, denn schnell wurde klar, keiner der Podiumsgäste hängt an dem Bauwerk, das sicher ein typischer Repräsentant seiner Zeit ist, aber eben auch nicht mehr. Der Dombauverwaltung wurde dies erst nach zwei Gutachten eines Architekten und eines Bauunternehmers bewusst, die beide zu dem gleichen Schluss kamen: Eine Sanierung ist zu teuer und der Abriss zu empfehlen. Die zu kleinen und undichten Fenster lassen zu wenig Licht in die Räume, eine Vergrößerung würde die gesamte Fassade verändern, ebenso eine Ertüchtigung der Dämmung und weiterer bauphysikalisch bedingter Notwendigkeiten.

Gedankenspiele

An Ideen zur Nutzung der frei werdenden Baufläche mangelte es nicht. Die ehemalige Dombaumeisterin sieht einen Kammermusiksaal und belegt den ausreichend vorhandenen Platz mit zahlreichen vergleichbaren Bauwerken, der amtierende Dombaumeister Michael Hauck sieht einen Zusammenschluss mit der Verwaltung des Römisch-Germanischen-Museums, von der auch das Archiv der Dombauhütte profitieren könnte. Architekt Kaspar Kraemer schlug die Beherbergung der Rheinischen Musikschule vor und auch Dr. Martin Kleibrink aus Zürich ermutigte zu einer ergebnisoffenen Diskussion und empfahl, einen Blick von außen dazu zu holen.

In der Diskussion wurde deutlich, dass der Abriss des Kurienhauses ein Anfang sein kann, auch für die angrenzenden Bauten des Römisch-Germanischen Museums und den städtebaulich fraglichen Parkplatz zwischen den Gebäuden. Angeregt wurde ein hochkarätig und international ausgeschriebener Architektenwettbewerb, um der Südseite des Roncalliplatzes ein neues Gesicht zu geben. Thema: „etwas Kulturelles“!

Die Ideen waren eindrucksvoll und es herrschte Aufbruchsstimmung, um der Stadt Köln zu einem neuen Kulturellen Höhepunkt zu verhelfen und dem Dom zu einer neuen und adäquaten baulichen Nachbarschaft. Das Kurienhaus sei ohnehin an dieser Stelle „etwas banal“, fügte die ehemalige Dombaumeisterin hinzu.

Zurück zur Realität

Ein erster Schritt wäre die Einigung zwischen Metropolitankapitel, Erzbistum und der Stadt Köln, denen im Moment allen ein Stück der diskutierten Fläche samt Gebäude gehört. Vielleicht wäre auch ein Investor ein Initiator für die Umsetzung, wenn klar wäre von was. Soll erst die Nutzung geklärt werden, um dann die vorhandene Situation baulich zu lösen? Oder muss erst der Städtebau bearbeitet werden, um dann eine Nutzung für die entwickelte Kubatur zu finden? Der Moderator Reinhard Lepel, Vorstandsmitglied des BDA Köln, plädierte für ein moderiertes Verfahrung zur Klärung der Anforderungen um beispielsweise in einem Ideenwettbewerb die städtebaulichen Möglichkeiten auszuloten. Im Anschluss könnten dann mit einem Architektenwettbewerb Entwürfe für die richtige Nutzung und das richtige Bauwerk gefunden werden.

Dieser Weg wird sicher nicht ganz einfach und bedarf viel Geduld bei der Auslotung zwischen allen Beteiligten, aber es lohnt sich ihn einzuschlagen und diesem Ort eine neue qualitativ hochwertige Architektur zu geben, eingebettet in eine spannende städtebauliche Lösung.

Martina Schulz

 

v.l. Reinhard Lepel (BDA Köln), Dr. Thomas Werner (Stadtkonservator), Prof. dr. Barbara Schock-Werner (Dombaumeisterin a.D.), Kaspar Kraemer (Architekt), Dr. Martin Kleibrink (Kleibrink.Smart in Space), Miachel Hauck (Dombaumeister zu Köln)

Foto: Martina Schulz

Die Verwaltung des Römisch-Germanischen Museums könnte bei einem Umbau mit berücksichtigt werden.

Foto: Martina Schulz

Prof. Dr. Barbara Schock-Werner erläutert die Entwicklung bis zu dem heutigen Kurienhaus.

Foto: Martina Schulz

Blick vom Domforum über den Roncalliplatz auf das Kurienhaus.

Foto: Martina Schulz