Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Der perfekte neue Baudezernent

Köln in Ordnung bringen – das ist die Erwartung der Politik an den Nachfolger von Dezernent Streitberger. Ein Abend im hdak

Suche humorvollen, charmanten, gutaussehenden Mann fürs Leben!

Den perfekten Partner zu finden ist keine leichte Sache. Aber die Suche nach dem perfekten Baudezernenten erweist sich als fast schon unrealistische Vision… Denn die Eigenschaften, welcher dieser mitbringen sollte, passen in keine Kleinanzeige mehr. Nein, sie sind es sogar wert, ihnen einen ganzen Abend zu widmen.

„Köln braucht einen neuen Stadtbaumeister …

… die Erwartungen der Politik an den Nachfolger von Dezernent Streitberger“, so der Titel der Sonderveranstaltung im Haus der Architektur Köln am Montagabend, 12.03.2012. Die Amtszeit von Bernd Streitberger neigt sich dem Ende zu, Mitte des Jahres wechselt der Dezernent für Planen und Bauen als Geschäftsführer zur kommunalen Stadtentwicklungsgesellschaft „moderne stadt“. Wer sein Nachfolger wird, ist noch nicht entschieden. Die Suche läuft auf Hochtouren, die Headhunter machen ihre Arbeit, so die Aussage beim Gespräch im hdak-Kubus. Was aber schon klar ist, welche Änderung es bei den Zuständigkeiten der Ämter geben wird. „Das, was zum Oberbürgermeister gewandert ist, kommt dann wieder zurück“, so Jürgen Keimer, Moderator an diesem Abend.

Mister Perfect

Zurück zum neunen, perfekten Dezernenten. Wie sollte dieser idealerweise aussehen? Welche Vorstelllungen für die Zukunft von Stadtplanung und Baukultur in Köln muss dieser haben? Die Antworten kamen von:

  • Michael Zimmermann, MdR, Fraktionsgeschäftsführer der SPD, 1. stv. Vorsitzender des Stadtentwicklungsauschusses
  • Karl Jürgen Klipper, MdR, 1. stv. Vorsitzender der CDU-Fraktion, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses
  • Barbara Moritz, MdR, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90 / Die Grünen, 2. stv. Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses
  • Norbert Hilden, stv. Vorsitzender FDP-Ortsverband Mitte, sachkundiger Einwohner im Stadtentwicklungsausschuss[/li

  • Dr. Utz Ingo Küpper, früherer Leiter des Amtes für Stadtentwicklung
  • Groß und blond? Die Anforderungen

    „Ich wünsche mir einen Dezernenten, für den Stadtentwicklung mehr ist, als das Entwickeln der Innenstadt! Unsere Stadtteile bröckeln auseinander, wir sollten nicht nur auf die Highlights schauen. Der Neue muss das Auseinanderdriften der Stadtteile verhindern“, so Michael Zimmermann.

    Was ist nun aber wichtiger: Leuchtturmprojekte oder die Reparatur der Stadt? fragte Jürgen Keimer Barbara Moritz. „Visionäre Politik bedeutet vor allem, zehn zwanzig dreißig Jahre weiter zu blicken. Und – Leuchttürme sind nicht gleich Visionen! Wichtig ist auch, dass der neue Dezernent unsere Stadt auch sozial betrachtet. Er muss mit der soziologischen und ökologischen Brille darauf schauen. Wir haben hier in Köln sehr entmischte Stadtteile. Es wäre eine Vision, dies zu verändern.“ Dr. Utz Ingo Küpper als früherer Leiter des Amtes für Stadtentwicklung sieht noch eine ganz andere Voraussetzung, welche der Nachfolger von Bernd Streitberger mitbringen sollte. „Dieser neue Mann oder diese neue Frau muss ein riesiges Dezernat mit 2000 Mitarbeitern managen können und einen absolut komplexen Managementansatz fahren! Und er sollte zudem einen sensiblen Umgang mit der Politik haben. Und er muss seine Mitarbeiter inspirieren und motivieren.“ Das Kerngeschäft sei es, Köln in Ordnung zu bringen, so Dr. Küpper abschließend.

    Die Gehaltsfrage

    Wenn wir einen solch guten Manager benötigen – wurde dann auch in der freien Wirtschaft geschaut? Denn das ist ja fast derselbe Typ, welcher dort auch gesucht wird, fragte Keimer in die Runde. „Nein, erstens geht das aus juristischen Gründen nicht, und zweitens kann die Stadt niemals konkurrenzfähige Gehälter zahlen“, erläuterte Karl Jürgen Klipper.

    Das heißt, neben all den personellen Anforderungen gibt es zudem juristische Bedingungen? so Keimer an Klipper. „Ja, der Anwärter muss beide Staatsexamen besitzen. Und ein Studium der Architektur oder Stadtplanung nachweisen können. Und die geforderte Verwaltungserfahrung haben. Dies ist sie deutsche Dezernatsordnung, an die wir uns leider halten müssen.“

    Schwarz, rot, grün oder gelb? Das Parteibuch

    Und wie wichtig ist eigentlich das Parteibuch des neuen Dezernenten? „Das hängt von der Kompetenz der jeweiligen Person ab“, so Dr. Küpper. Und auch Klipper antwortet ähnlich politisch korrekt: „Wichtig für unsere Partei ist es, dass die Person für die Position geeignet ist. Die Fraktionszugehörigkeit kommt dann im nächsten Schritt – sollten mehrere geeignete Kandidaten zu Auswahl stehen.“

    Dies scheint aber eher unwahrscheinlich, gibt es doch so viele Wünsche und Anforderungen für den perfekten Baudezernenten zu erfüllen: Visionen sollte er haben, Dinge anpacken muss er können, ein Top-Manager müsste er sein und zudem am besten schon einmal Dezernent in einer Millionenstadt gewesen sein.

    Die Entscheidung für den Mister Perfect fällt Ende März. Ein zweites Gespräch in derselben Runde soll dann wiederholt werden, um noch einmal die konkreten inhaltlichen Wünsche zu formulieren. Und wenn bis dahin niemand gefunden wurde, hilft am Ende vielleicht doch die Kleinanzeige?

    Natalie Bräuninger

    Stadtbaumeister

    Zur Sonderveranstaltung im Haus der Architektur Köln kamen rund 50 Interessierte. Und alle wollten wissen: Wer wird es denn nun?

    Stadtbaumeister 01

    Die Moderation an diesem Abend übernahm Jürgen Keimer, Journalist aus Köln.

    Stadtbaumeister 02

    Das HDAK befragte Vertreter der Kölner Politik nach ihren Kriterien für die Besetzung dieser Position. Hier geben Karl Jürgen Klipper (CDU) und Norbert Hilden (FDP, rechts im Bild) Antworten.

    Stadtbaumeister 03

    Und auch die anderen Parteien durften nicht fehlen. Barbara Moritz vom Bündnis 90 / Die Grünen und Michael Zimmermann (SPD) äußerten ihre Wünsche an den neuen Baudezernenten.

    1 Kommentar

    O Gott, da kommt der eigenartige Begriff Stadtteile besser zu durchmischen. Fr. Moritz hat immer noch nicht begriffen, das sich die Leute nicht durchmischen lassen wollen. Siehe gescheiterte Versuch Chorweiler. Fangen sie im Hahnenwald oder Lindenthal an.