Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Zur Auseinandersetzung DITIB / Paul Böhm

Das Haus der Architektur Köln bezieht in einer Stellungnahme Position zur aktuellen Auseinandersetzung beim Neubau der Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld.

Der Vorstand des Hauses der Architektur Köln bedauert die Auseinandersetzung und den Anbbruch der Zusammenarbeit der DITIB mit dem Architekturbüro Paul Böhm außerordentlich.

Persönlich habe ich mich als damaliger Vorsitzender des Bund Deutscher Architekten BDA Köln sehr für den Bau der Moschee eingesetzt und in der Folge als Mitglied des Moscheebaubeirates das in der Öffentlichkeit umstrittene Projekt immer wieder verteidigt.

Die Begründung der DITIB erscheint wenig überzeugend und die Gefahr besteht, dass der Vorstand der DITIB durch seine Vorgehensweise nicht nur das Vertrauen seiner Unterstützer verliert, sondern zusätzlich Zweifel an seiner Seriosität als Bauherr weckt.

Zweifellos handelt es sich bei dem Kölner Moscheebau um ein anspruchsvolles Bauwerk, das allen Beteiligten viel abverlangt und bei dem es auch zu Spannungen und Konflikten kommen kann. Die Qualität und Professionalität eines Bauherrn erweist sich in der Art, wie er damit verantwortungsvoll umgeht.

Dieses verantwortungsvolle Krisenmanagement vermissen wir.

Warum informiert die DITIB, die immer wieder ihre Offenheit und Dialogfähigkeit betont, vor einem solche Schritt den Beirat nicht? Warum legt die DITIB die Gründe, die sie zu einem solch schwerwiegenden Vorgehen veranlassen, nicht nachvollziehbar offen und warum holt sie die Stellungnahme des Beirats nicht vorher ein? Wozu sonst – wenn nicht für solch einen Konfliktfall – ist der Beirat eingerichtet worden, dessen Mitglieder ehrenamtlich ohne jede Vergütung tätig sind? Dieses Vorgehen muss die Beiratsmitglieder brüskieren.

Wir verstehen auch nicht, dass die Kündigung mit einer gutachterlichen Stellungnahme begründet wird, von der die DITIB selber zunächst angeblich keine genaue Kenntnis hat und dann, nach Verlautbarung ihrer Pressesprecherin, den Inhalt nicht versteht, weil die Materie zu komplex sei.

Wir verstehen auch nicht, warum man dem Architekten und den beteiligten Fachingenieuren das Gutachten vorenthält. Ein solches Vorgehen muss den Eindruck erwecken, die wahren Gründe für die Kündigung würden nicht offen gelegt, vielmehr sei das eigentliche Motiv in dem Wunsch des neuen DITIB Vorstandes zu suchen, das Bauvorhaben ohne die lästige Mitsprache des Architekten in Gestaltungsfragen nach eigenen Vorstellungen fertig stellen zu können.

Ein solches Verhalten, so es denn zutrifft, würde einen schwerwiegenden Gesichtsverlust für die DITIB bedeuten, weil die Öffentlichkeit sich zu Recht getäuscht und die Stadt Köln sich um ein vielversprechendes Bauwerk, das schon jetzt weltweit Aufsehen erregt, betrogen fühlen müsste.

Christian Schaller

Vorstandsvorsitzender im Haus der Architektur Köln

Köln, 26. Oktober 2011

Christian.Schaller@hda-koeln.de

3 Kommentare

Wie sie wissen, steht der Deutsche Ableger der Ditib der türkischen Religionsbehörde und somit der Partei Erdogans sehr nahe. Der Ditib ist ein Gesichtsverlust völlig egal. Hauptsache sie setzt ihre neuen Vorstellungen gestalterisch um. Ob die Moschee ein Ort der freien Meinungsäußerung werden wird, bleibt abzuwarten.

Die wahre Absicht und die heutige Tendenz des Islam spiegelt sich im strategischen Vorgehen beim Bau dieser Moschee wieder; und man kann der Vormeinung nur zustimmen.

Genau Herr Ecksturm, dem Islam geht es bereits seit Jahrhunderten darum, unbescholtene Architekten zu feuern. Das war schon immer so! Oh man…