Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Das Gültig-Einfache

Den stillen Charme der 50er und frühen 60er Jahre Architektur würdigt eine neue ArchiPedes Führung durch die Kölner Innenstadt.

Köln ist ja bekanntlich keine schöne Stadt, sondern eine interessante, und dass man sie trotzdem lieben kann und soll, hat etwas mit Nachkriegsarchitektur zu tun, und deshalb wird jetzt ja auch die Oper saniert. So weit, so gut. Köln hat aber auch an so vielen anderen Orten richtig gute Architektur zu bieten – aus den 50er Jahren. Oft sind es Gebäude, die so sehr ins Stadtbild „eingefleischt“ sind, dass man nur noch ihre Funktion wahrnimmt und nicht mehr ihr äußeres Bild, wie zum Beispiel der Hauptbahnhof und der Gürzenich.

„Nur das Gültig-Einfache ist vielfältig brauchbar…,“ schrieben führende Architekten in einem Aufruf von 1948. Den finanziellen Mitteln und der mentalen Haltung ist es geschuldet, dass die Bauten der beiden Nachkriegsjahrzehnte – verglichen mit den später entstandenen Nachbarn – eher die stille Tonart anstimmten und in Bescheidenheit daher kamen. Dass sie fein gestimmte Nuancen von Eleganz und Festlichkeit, ja sogar von Heiterkeit besitzen, dafür muss man den Blick erst schärfen.

Der größte Trümmerhaufen der Welt

Worin wurzelt diese Architektur, was die Formensprache angeht? Und wie ist sie motiviert? Rudolf Schwarz war von 1946 bis 1952 Stadtbaumeister in Köln – und stand dabei, wie er selbst schrieb, vor „dem größten Trümmerhaufen der Welt.“ Dann die Ärmel hochzukrempeln und an die Arbeit zu gehen, das verlangte enorme Schaffenskraft.

Vom 50ger Jahre Bauwesen in Köln ist heute leider schon ein Großteil wieder verschwunden, und doch ist es noch lange kein Phänomen von versprengten und totsanierten Souvenirs. Es gibt vielmehr bis heute die Strukturen und Funktionen der Stadt vor, auch wenn die Geschwindigkeit und die Frequenz, mit der sie durchlaufen werden, natürlich ganz andere sind als damals vor- und vorhergesehen.

Redaktion

koelnarchitektur.de

Route, Termine und Ticketreservierungen:

Die ArchiPedes-Reise in die 50er beginnt am alten Wallraf-Richartz-Museum, führt über die Domumgebung und den Rathaus- und Opernbereich zur Hahnenstrasse. Innenbesichtigungen sind vorgesehen, sofern die sehr unterschiedlichen Öffnungszeiten dies zulassen.

Offene Führung:

Samstag 05.11.2011 13:00 Uhr

Treffpunkt:

MAKK Museum für Angewandte Kunst Köln, An der Rechtschule (gegenüber WDR)Kosten: 15 Euro; Dauer circa 2,5 h;

Teilnahme nach vorheriger Anmeldung an Barbara Schlei, koelnarchitektur.de über E-Mail: schlei(at)koelnarchitektur.de –

Natürlich können Sie die neue Führung zur Architektur der 50er Jahre auch wie gewohnt individuell buchen.

Anmeldung und Informationen:

mail: schlei[at]koelnarchitektur.de oder

telefonisch unter 0221.4696825

Alles zum Projekt ARCHITAXI, ARCHIPEDES, ARCHIHELI erfahren Sie auch auf der Website archipedes – Architekturführungen mit Profil

Museum für Angewandte Kunst Köln von Rudolf Schwarz

Foto: © Raimond Spekking / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)

Oper und der ‚kleine Offenbachplatz‘.

Foto: David Kasparek

Zuschauerraum Oper. Architekt: Wilhelm Riphahn.

Foto: Elke Wetzig/CC-BY-SA

Opernfoyer von Riphahn, 1954-57

Foto: Ira Scheibe

Treppenhaus der Deutschen Bank, An den Dominikanern, 1961

Foto: Ira Scheibe

Eine Typische Kölner Häuserzeile aus der Nachkriegszeit

Foto: Ira Scheibe

2 Kommentare

In welchen Welten leben sie.
Köln fällt in allen Bereichen national in Städte-Vergleichen zurück. Vor allen Dingen im Bereich der Architektur. International spielt Köln mit vergleichbaren Städten zurzeit überhaupt nicht mehr mit. Ausnahme Rheinauhafen.

Die sogenannte 50ziger Jahre Architektur entstand an vielen Stellen
in Köln aus der Not heraus, um das Überleben zu sichern. Besonders die in Köln beliebten zwei- bis dreigeschossigen Gebäuderiegel z.B.im Bereich Dom, gegenüber den Bushalte-stellen als Bescheiden zu bezeichen ist abenteuerlich. Diese Gebäude und andere ähnlicher Bauweise sind einfach nur häßlich.