Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Die Plangestalt des Ganzen

Wolfgang Pehnt über Rudolf Schwarz

Als am 31. März im Museum für angewandte Kunst das soeben erschienene Buch „Die Plangestalt des Ganzen – Rudolf Schwarz (1897–1961) und seine Zeitgenossen“ von Wolfgang Pehnt vorgestellt wurde, war es nicht nur das Buch, sondern auch eine kleine Ausstellung, die mit Spannung erwartet wurde. Fünfzig Jahre hatte Maria Schwarz ihren Schatz gehütet: Ein kleines Päckchen von 32 Skizzen, nach dem Tod ihres Mannes zusammen gesucht, „um sie erst wieder zu zeigen, wenn man spürt, wie wichtig sie sind“.

Pehnt ist Schwarz persönlich nie begegnet ist, dennoch war er einer der wenigen, der diese Zeichnungen seit langem kannte. Denn ihn verbindet mit Maria Schwarz nicht nur die Arbeit an der inzwischen vergriffenen Monografie „Rudolf Schwarz 1897–1961. Bewohnte Bilder – Architekt einer anderen Moderne“ und der gleichnamigen Gedenkausstellung anlässlich des 100. Geburtstages (beide 1997 mit Hilde Strohl), sondern auch der damit verbundene Aufklärungsgedanke.

Bauten von inszenierte Sachlichkeit

Obwohl die wissenschaftliche Beschäftigung und die Popularität von Rudolf Schwarz seit 1997 enorm zugenommen haben, kommt es immer noch häufig zu, wie Pehnt es nannte, „Schäden aus Unwissenheit“ – und dazu gehören sowohl eine unsachgemäße Sanierung wie auch der Abbruch seiner Bauten. „Um Beständigkeit möglich zu machen“ setzt sich Maria Schwarz engagiert für den Schutz und den Erhalt der Bauten ihres Mannes ein und konnte durch einen gemeinsamen Protest mit Pehnt beispielsweise einen erneuten Umbau der von Rudolf Schwarz nach dem Krieg neu interpretierten Frankfurter Paulskirche in den 80er Jahren verhindern.

Ein wenig stolz war man schon, dass das Buch ausgerechnet im Museum für Angewandte Kunst, einem der populärsten Profanbauten von Schwarz, vorgestellt werden konnte. Und so war auch Walter von Lom eingeladen worden, um etwas über den Ort der Veranstaltung zu berichten, der von Schwarz in Partnerschaft mit Josef Bernard 1951–58 als Wallraf-Richartz-Museum für die Werke der Kölner Malerschule gebaut worden war. Mitte der 80er Jahre wurde von Lom mit dem Umbau des Gebäudes zum Kunstgewerbemuseum beauftragt. Mit großem Respekt sprach er über Schwarz, dessen nüchterne und einfache Architektur sich ihm als dessen Student im ersten Semester nicht direkt erschloss. Doch seine Eingriffe und Einbauten tangieren den Baukörper kaum, und ermöglichten es, dass das Gebäude noch heute durch die für Schwarz charakteristische inszenierte Sachlichkeit besticht.

„… ohne Grenzen, ohne Rezepte – bis zum Übermut“

Pehnt porträtiert Schwarz nicht nur als den Kirchenbaumeister, den viele in ihm sehen, sondern auch als einen modernen Architekten, einen „radikalen Neuerer“ und weitsichtigen Städtebauer. Unter dem Titel „Vorbilder, Freunde und Begleiter“ stellt er ihn in den Kontext seiner Zeitgenossen. Denn immer wieder hatte Schwarz Kontakt zu seinen Lehrern Hans Poelzig und Dominikus Böhm aufgenommen und führte mit ihnen wie auch mit seinen Kollegen Karl Band, Josef Bernard, Emil Steffann und später auch Oswald Mathias Ungers einen regen zeitweilig auch kontroversen Diskurs, der aber auch zu Parallelen im Werk oder sogar zu gemeinsamen Projekten geführt hat wie Pehnt an zahlreichen Beispielen belegt.

Anlässlich der Buchvorstellung präsentierte Maria Schwarz selbst die Zeichnungen ihres Mannes, die für einen Monat in der Bibliothek des Museums zu sehen sind. Dadurch gewährte sie den Anwesenden einen Einblick in das Atelier Schwarz, das sie als einen „Raum der Freiheit des Denkens, ohne Grenzen, ohne Rezepte – bis zum Übermut“ bezeichnete. In schriftlicher Form liegen die Erläuterungen von Maria Schwarz nicht vor, doch immer wieder stößt man beim Lesen der Texte von Pehnt auf Stellen, an denen man gerne zu den Zeichnungen am Ende des Buches blättert, die die Idee des Gebäudes so direkt illustrieren wie kein Foto es vermag.

Uta Winterhager

Rudolf Schwarz und seine Zeitgenossen

Wolfgang Pehnt

Verlag der Buchhandlung Walther König 2011

Der Architekt und Stadtplaner Rudof Schwarz (1897-1961) und seine Zeitgenossen. Die Plangestalt des Ganzen. Köln 2011. 224 S. mit 102 Abb. sowie 32 Farbtafeln, Ppbd.

ISBN: 978-3-86560-969-4

EUR 48,00

Die Ausstellung

Bisher unbekannte Architekturskizzen geben Einblick in

den kreativen Arbeitsprozess des Architekten. Die originalen Zeichnungen sind in der Bibliothek des Museums für Angewandte Kunst in Köln zu sehen.

31. März bis zum 28. April

MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln

An der Rechtschule

50667 Köln

Telefon 0221-221-238 60

Fax 0221-221-238 85

makk@stadt-koeln.de

Eine Busrundfahrt zu Bauten von Rudolf Schwarz

Rudolf Schwarz und seine Zeitgenossen

Wolfgang Pehnt

Verlag der Buchhandlung Walther König 2011

Rudolf Schwarz in einer historische Aufnahme aus dem 1981 erschienenen Band ‚Rudolf Schwarz‘ in der Schriftenreihe Architektur und Denkmalpflege herausgegeben von Manfred Sundermann, Claudia Lang und Maria Schwarz

Undatiert – ohne Angabe des Fotografen

‚Rathaus, Marl. 1957. Vorentwurf, nicht ausgeführt. Bleistift.‘

St. Maria Königin, Saarbrücken 1954 – 61. Vorentwurf in anderer Form ausgeführt. Bleistift

St. Maria Königin, Saarbrücken 1954 – 61. Vorentwurf in anderer Form ausgeführt. Bleistift

Theaterbau: ‚Der silberne Vorhof und das blaue Portal. Aluminiumblech und Glas Stahlboden‘ um 1926. Nicht ausgeführt. Bleistift.