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Nicht an den Bürgern vorbei

Circa 300 Besucher zählte das 6. Innenstadtforum zur Umsetzung des Masterplans Köln im Gürzenich am 10. Januar.

Nach der trägen Beteiligung am 5. Forum im Sommer letzten Jahres setzten die Veranstalter diesmal auf ein Experiment statt auf „Frontalunterricht“: Bernd Streitberger begrüßte kurz das Publikum, um es gleich danach wieder ins Foyer hinauszuschicken. Hier konnte man sich in einzelnen Kojen, in denen Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Rede und Antwort standen, über die Lage der Dinge in den sieben Interventionsräumen informieren.

Eine wohltuend kurze Rede hielt anschließend Sigurd Tommer, Präsident der Bundesarchitektenkammer und Mitglied des Lenkungsausschusses für den Masterplan. Er appellierte an die Zuhörer, sich von persönlichen Einschätzungen freizumachen und stattdessen von der Frage leiten zu lassen, welche Weichen heute gestellt werden müssen, damit die Stadt – zwei, drei Generationen weitergedacht – sich positiv weiter entwickeln kann. Auch sollen sich die Kölner ihrer Verantwortung für die gesamte Köln-Bonner Region bewusst sein, für die die Kölner Innenstadt nun einmal der wichtigste Bereich überhaupt sei.

Der nun folgende Programmteil war in der Agenda als „Aussprache“ betitelt – und mancher Redner aus dem Publikum, der ans Mikro trat, reagierte mit Klagen recht allgemeiner Art oder gar vehementen Wutausbrüchen. So zog sich die Veranstaltung zusehends in die Länge, die Geduld bröckelte, die Reihen lichteten sich. So verständlich der Unmut über Kölns Baupolitik auch sein mag, die meisten Kölner Bürger mögen gekommen sein, um an einer sachorientierten Diskussion zu den Masterplan-Schritten teilzunehmen, und nicht, um sich weitschweifige und keineswegs neue Polemiken anzuhören. Wenn die Stadt schon mit solchen Veranstaltungen signalisiert, nicht an den Bürgern vorbei Stadtplanung betreiben zu wollen, ist es doch eine verschenkte Gelegenheit, hier den Klagechor anzustimmen. Für zukünftige Foren dieser Art ist zu hoffen, dass bei den Redebeiträgen die konstruktive Kritik überwiegen mag.

Sieben Interventionsräume

Nach dem roten Faden des Masterplans gefragt, antwortete Streitberger, es sei die Herstellung der „guten europäischen Stadt.“ Und in den definierten Interventionsräumen ist man auf dem Weg dorthin unterschiedlich weit gekommen.

  • Der Rhein
  • Die Hochwasserschutzwand am Rheinboulevard ist in Bau, mit der Ufertreppe wird voraussichtlich in der 1. Jahreshälfte 2011 begonnen. Die Sanierungsplanung für die linksrheinische Uferpromenade zwischen Deutzer Brücke und Malakoffturm wird derzeit überarbeitet. Für den Deutzer Hafen soll Ende des Jahres eine Entscheidungsvorlage erstellt sein.

  • Die Ringe
  • Eine interdisziplinäre Planwerkstatt Ringe ist für 2011 geplant (Schwerpunkte sind die Umgestaltungen des Ebert- und Barbarossaplatzes).

  • Innerer Grüngürtel
  • Eine Machbarkeitsstudie zur Durchführung einer Bundesgartenschau (zur Aufwertung der Grünräume) soll in der 1. Hälfte 2011 vorliegen. Die Ergebnisse des Wettbewerbs für das Stadtarchiv werden im Juni 2011 erwartet; die Sanierungsuntersuchungen zur südlichen Innenstadterweiterung in der ersten Hälfte 2011.

  • Nord-Süd-Fahrt
  • Im Anschluss an die Umgestaltung des L.-Fritz Gruber-Platzes auf Grundlage des Entwurfs von scape Landschaftsarchitekten noch in diesem Jahr soll die NS-Fahrt zwischen Breite Straße und Brüderstraße verändert werden (Reduzierung Fahrbahnbreite, bessere Querung; Baubeginn frühestens 2013).

  • Ost-West-Achse
  • Die Planung für das Rasengleis Cäcilienstraße und die Umgestaltung des Straßenraums läuft (Baubeginn nach 2013). Die quartiersbegrenzenden Straßen im Kulturquartier Neumarkt sollen einheitlich gestaltet werden (2012).

  • Kernzone
  • Zum Baubeginn der Arbeiten am Dionysos Hof, der reduzierten Gestaltung des Domsockels an der Trankgasse und der Freiräumung des Zugangs Am Hof nach Plänen von Allmann Sattler Wappner werden keine Aussagen gemacht. Im Opernquartier werden auch die Opernterrassen saniert und der umliegende öffentliche Raum neu gestaltet.

  • Rechte Rheinseite
  • Die Neugestaltung Ottoplatz nach Plänen von Böhm Benefer Zahiri sieht einen einheitlichen Belag vor und eine leicht Erhöhung gegenüber der Opladener Straße. Die denkmalgeschützte Treppenanlage wird saniert, die Kraftfahrzeugzufahrten deutlich reduziert, dafür werden mehr Fahrradständer aufgestellt (Baubeginn Frühjahr 2011). Eine ebenerdige Querung der Haltestelle Deutzer Freiheit wird geprüft.

    Ira Scheibe

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    Ein Kommentar zum Masterplan

    Weiterführende Links…

    >
    Der Masterplan für Köln im Netz

    Noch in diesem Jahr soll mit der Umgestaltung des L.-Fritz Gruber-Platzes an St. Kolumba begonnen werden.

    Foto: scape Landschaftsarchitekten

    Die Neugestaltung Ottoplatz sieht einen einheitlichen Belag vor und eine leicht Erhöhung gegenüber der Opladener Straße.

    Foto: bbzl – böhm benfer zahiri Landschaftsarchitekten

    Neugestaltung Dionysoshof:

    Der Domsockels an der Trankgasse soll nach der Umgestaltung in reduzierter Form hervortreten.

    Foto: Allmann Sattler Wappner Architekten

    Neugestaltung Dionysoshof:

    Am Hof soll störende Möblierung entfernt werden und eine monumentale Treppenanlage entstehen.

    Foto: Allmann Sattler Wappner Architekten

    Machbarkeitsstudie Ebertplatz:

    Variante 3 der Machbarkeitsstudie zum Ebertplatz sieht eine Anhebung des gesamten Platzes auf Straßenniveau vor und eine Vergrößerung der Platzfläche durch Umnutzung bestehender Verkehrsflächen. Die Ergebnisse der Studie fließen in die Planungswerkstatt Ringe ein, die dieses Jahr stattfindet.

    Grafik: Stadt Köln, Amt für Brücken und Stadtbahnbau