Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Schöne neue Welt

Das Rheinland und die Moderne
Die AFR-Veranstaltung am 01.02.2010 bietet zwei Vorträge zum rheinischen Industriebau und dem Kirchenbau.

Die berühmtesten Beiträge zur deutschen klassischen Moderne in Architektur und Städtebau stehen in Berlin, Dessau, Frankfurt, Stuttgart etc.

Der bekannteste Beitrag des Rheinlandes zur Entwicklung der baulichen Moderne war mit der Werkbundausstellung in Köln 1914 nur temporär.

In anderen Kultursparten wie Malerei und Literatur hat das Rheinland eine bekannte Rolle in der Moderne gespielt. Im Bereich des Siedlungs- und Wohnungsbaus sind im Rheinland bemerkenswerte Beiträge geleistet worden, die in der Deutschlandweiten und internationalen Betrachtung vermutlich noch zu wenig gewürdigt sind. Diesen Beispielen wird sich die Ausstellung des M:AI in Köln widmen. Aber auch in anderen Bereichen des Bauens wurde im Rheinland Entscheidendes zur Entwicklung der modernen Architektur geleistet. So wird an diesem Abend in den Bereichen Industriebau und Kirchenbau beleuchtet, welchen Beitrag das Rheinland hierzu beigesteuert hat.

Rheinischer Industriebau der Moderne

Vortrag von Dr. Walter Buschmann, Architekturhistoriker und Denkmalpfleger,

zuständig im LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland für die Inventarisation der Technik- und Industriedenkmale.


Seit den epochalen AEG-Bauten und -Produkten von Peter Behrens und den Fagus-Werken von Walter Gropius und Adolf Meyer in Alfeld/Leine galt der Industriebau als eine der stilbildenden Gattungen der Moderne (neben Warenhäusern und Wohnungsbau). Gropius befruchtete auch im Rheinland die Entwicklung durch seine „Musterfabrik“ für die Kölner Werkbundausstellung 1914. Zu den herausragenden Beispielen der Industriearchitektur in den 1920er Jahren zählen der „Peter Behrens-Bau“ in Oberhausen (Zentrallager und Hauptverwaltung III Gutehoffnungshütte), die Verseidag-Bauten von Mies van der Rohe in Krefeld und die Anlagen von Fritz Schupp und Martin Kremmer im Ruhrgebiet (Zeche Zollverein 12). Neben diesen Highlights gab es im Rheinland eine Reihe guter Industriearchitekten, deren Wirken bis in die 1950er Jahre hinein bedeutende Spuren im Bild unserer Städte, Landschaften und Industrieorte hinterlassen hat.

Der Kirchenbau der Moderne im Rheinland – Erneuerung und Experiment

Vortrag von Prof. Dr. Stefanie Lieb, Architekturhistorikerin,

tätig im Inventarisationsprojekt Nachkriegskirchen in NRW des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland.


Die rheinischen Kirchen der Zwischenkriegszeit bieten bis heute ein immens breites Spektrum an innovativen Bau- und Raumlösungen, erdacht von kreativen Kirchbaumeistern wie Dominikus Böhm oder Otto Bartning. Die Vielfalt der hier vorhandenen Konstruktionstechniken und Materialien, die Experimentierfreude mit Formensprachen und Raumatmosphären lassen diese bis dahin eher konservativ angesehene Bauaufgabe zu einer Phalanx der Avantgardearchitektur werden. Und auch nach 1945 kann sich das Rheinland mit der Errichtung legendärer Nachkriegskirchen von z. B. Rudolf Schwarz oder Emil Steffann als internationales Zentrum des modernen Sakralbaus behaupten.

Eine Veranstaltung des AFR Architektur Forum Rheinland e.V. im Rahmen seiner Schwerpunktreihe 2010 „Warum ist es am Rhein so schön…? – 100 Jahre Stadtentwicklung am Rhein““

Montag, 1. Februar 2010

19:30 Uhr

Domforum

Domkloster 3

50667 Köln

Architektur-Forum-Rheinland@hda-koeln.de

St. Engelbert

St. Engelbert, Köln-Riehl. Architekt: Dominikus Böhm, 1932.

Sidol Fabrik

Sidol-Fabrik, Köln-Braunsfeld. Architekt: Otto Müller Jena, 1927.