Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Von der Dokumentation zum Kunstwerk

Hélène Binet fotografiert Architektur von Peter Zumthor

Wer die Gebäude von Peter Zumthor kennt und liebt, der kommt an Hélène Binet nicht vorbei. Die in der Schweiz geborene Fotografin arbeitet seit über zehn Jahren exklusiv mit ihrem Landsmann zusammen und lässt seine Architektur in ihren Bildern weiter leben. Unter dem Titel „Photographs of the work of Peter Zumthor“ zeigt die gabrielle ammann // gallery aus Köln nun erstmalig in Deutschland eine Einzelausstellung der Fotografin.

Poetische Stille

Die Galerie in der Südstadt Kölns überrascht: Betritt man den Innenhof eines Wohngebäudes, wird man zuerst von lauten Kinderstimmen begrüßt. Oberhalb der Galerie befindet sich eine Grundschule. Ein grüner Wiesenstreifen leitet den Besucher dann in die Räumlichkeiten. Und dort: Plötzliche Stille. Natürlich sind die Kinder noch da und auch zu hören, aber – so banal es auch klingen mag – die Werke Binets ziehen den Betrachter in seinen Bann. Ihre Bilder zeugen von solch großer poetischer Kraft und innerer Ausgeglichenheit, dass man jegliche Nebengeräusche ausblendet.

Vals, Kolumba und Mechernich

Vor allem die Fotografien der Therme Vals (CH) beeindrucken: Natur, Wasser und Stein – mehr ist nicht zu sehen, aber die Akustik, das Raumgefühl der Therme lebt in diesen Bildern weiter. Wer schon dort war, wird diesen Eindruck hoffentlich bestätigen.

Bei den Arbeiten zum Kunstmuseum Kolumba des Erzbistums Köln sind es die Details der Architektur und der Interaktion von Licht und Schatten, die dem Gebäude einen ganz besonderen Reiz geben und die Binet in ihren Bildern sichtbar macht. So schafft die Fotografin es zum Beispiel, das Filtermauerwerk wirklich im Sinne Zumthors zu zeigen. Das Licht „strömt“ förmlich vom Außen- in den Innenraum. Man merkt, dass die Photografin die Kolumba sehr oft besucht und das Licht sehr genau beobachtet hat, um zu erkennen, wann der richtige Zeitpunkt für das richtige Bild ist.

Weltweit erstmalig werden die Arbeiten zur Feldkapelle für den Heiligen Bruder Klaus, Mechernich-Wachendorf, präsentiert. Und auch hier sieht man, wie viel Zeit sich Binet für jedes einzelne Bild genommen haben muss. Sie trifft die Stimmung, die Formensprache genau auf den Punkt.

Liebling der „Stars“

Diese Genauigkeit und Liebe zum Detail schätzen auch andere Architekten an Hélène Binet: Seit zwanzig Jahren fotografiert sie zeitgenössische Architektur und arbeitet u.a. mit David Chipperfield, Zaha Hadid, Coop Himmelblau, Daniel Libeskind oder Sauerbruch Hutton zusammen. Sie erkennt die jeweilige Idee und Einzigartigkeit und interpretiert weiter. Das Resultat ist keine Architekturdokumentation im herkömmlichen Sinne, sondern ein eigenständiges Kunstwerk.

Die Ausstellung ist noch bis zum 06. November 2009 zu sehen und wird auch an der plan 09 (25.09.-02.10.) teilnehmen.

Natürlich sind alle Werke auch zu verkaufen. Preislich liegen sie zwischen 4.500 und 15.000 Euro.

Natalie Bräuninger

Hélène Binet

„Photographs of the work of Peter Zumthor“

4. September bis 6. November 2009

gabrielle ammann // gallery

Teutoburger Str. 27

d-50678 Köln

tel: +49-(0)221-9328803

fax: +49-(0)221-9328806

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag 13.00 bis 18.00 Uhr

Binet_Kolumba_01

Das Triptychon von Hélène Binet zur Kolumba entstand im Jahre 2008.

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Auf dem zweiten Bild sieht man das durch das Filtermauerwerk einströmende Licht – in der Realität sicherlich nicht besser erlebbar!

Binet_Kolumba_03

Im dritten Bild des Triptychons zeigt Binet ihre außerordentliche Fähigkeit, Licht und Schatten einzufangen und trifft damit genau die ‚Seele des Gebäudes‘.

Natur, Wasser, Stein und Geometrie – die Therme Vals.