Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Ein Bad wird zum Hotel

Deutz-Kalker Bad vor Verfall bewahrt

„Wir haben dieses Projekt gerettet!“ sagt der Berliner Architekt Ingo Pott im Gespräch mit koelnarchitektur. „Wir wussten, dass dies nicht einfach werden würde, und es kommen auch jetzt immer wieder Überraschung in der Bausubstanz zum Vorschein.“

Das ehemalige Deutz-Kalker Bad wird vom Büro pott architects zu einem Vier-Sterne-Hotel umgebaut. Das Projekt gegenüber der Lanxess-Arena in Deutz soll den klangvollen Namen „Stadtpalais“ tragen. Die Eigentümerin, die Kaiser Wilhelm Bad GmbH und Co KG, investiert elf Millionen Euro an reinen Baukosten in das Vorhaben, und die Düsseldorfer „Günnewig“-Gruppe, die in Köln unter anderem das Kommerz-Hotel am Hauptbahnhof und in Bonn das „La Redoute“ führt, will das neue Haus mit 35 Mitarbeitern betreiben. Insgesamt handelt es sich um 11.000 Quadratmeter, geplant sind 120 Zimmer und eine Großgastronomie in der ehemaligen Schwimmhalle. Die Eröffnung des unter Denkmalschutz stehenden Jugendstil-Gebäudes mit dem Türmchen auf dem Dach ist für März 2010 geplant.

Ein Bad mit Geschichte

Seit Eröffnung der Claudius Therme 1996 ist das Bad gegenüber des alten Deutzer Kommunalfriedhofs geschlossen. Das 1914 errichtete Bad und einstige Trainingsstätte von Box-Legende Peter Müller drohte, zu verfallen. Aber als Ingo Pott im Jahr 2007 durch seinen Bauherren, mit welchem er schon ähnliche Projekte in Deutschland realisieren konnte, von diesem Bad erfuhr, war er begeistert: „Es ist ein Juwel in einer innerstädtischen Lage.“ Anfangs scheinbar unlösbare Denkmalschutzaufgaben konnten vor allem in einem engen Dialog mit den Kölner Behörden gelöst werden und so entstand ein Konzept, das Alt und Neu verbindet. Der 38-Jährige, der in einem Team mit Norman Foster den Bau der neuen Reichstagskuppel in Berlin betreut hat, ist begeistert von der Möglichkeit, in Deutz Historisches und Modernes neu miteinander zu kombinieren: „Der Entwurf ist durch die historische Silhouette sehr inspiriert, aber es handelt sich nicht um eine Rekonstruktion oder historisierende Architektur.“

Eine Collage von Alt und Neu

Das historische Bad wurde vom Kölner Architekten Hans Verbeek, Erbauer des „Siebengebirges“ im Rheinauhafen, entworfen. Laut Pott verfolgte Verbeek einen Ansatz, der heute wieder zeitgenössisch ist. „Das Bad ist eine Art Collage von Gebäuden. Und wir fügen in diese Collage nun einen neuen Baukörper ein.“ So wird das Bad durch einen fünfgeschossigen Neubau – rückwärtig, als ein Flügel im Hof – ergänzt werden. Im Inneren will Pott historische Fragmente wie historische Beläge, Ziegelwände erhalten, so dass das Alte ablesbar bleibt. Neues wird im Kontrast dazu „sehr clean“, hell, fast weiß.

Ein Berliner in Köln

Gerne würden pott architects in Köln noch weitere Projekte realisieren, die Zusammenarbeit mit den Kölnern machte Lust auf mehr. „Vielleicht lag es auch mit daran, dass ich kein Kölner bin und keinerlei Fraktione o.ä. angehöre“, vermutet Pott. So konnte er trotz der schwierigen Aufgabe unbefangen ans Werk gehen. „Aber wir haben Wert auf eine Kölner Lösung gelegt und arbeiten daher mit vielen Kölner Baufirmen.“ Wir dürfen gespannt auf das Resultat sein!

Natalie Bräuninger

Kalker Bad Entwurf

Inspiriert durch die historische Silhouette, aber dennoch zeitgenössisch: Der Entwurf von Ingo Pott

Kalker Bad Geschichte

Das 1914 als Kaiser-Wilhelm-Bad errichtete Gebäude war einstige Trainingsstätte von Box-Legende Peter Müller.

Kalker Bad Innenraum

Der alte Charme des ‚Juwels‘ ist bis heute erhalten.

Kalker Bad Innenraum Fliesen

Alte Fliesen werden erhalten und stehen im Gegensatz zur neuen, ‚cleanen‘ Architektur.