Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Ein erster Schritt

Vor Weihnachten wurden die Ergebnisse des Werkstattverfahrens zum Bereich des Breslauer Platzes vorgestellt: Eine schöne Bescherung.

Am 19. Dezember des vergangenen Jahres wurde die Entscheidung bezüglich des weiteren Vorgehens im Bereich zwischen Johannisstraße und Rheinuferstraße und dem nördlich an die Johannisstraße angrenzenden Breslauer Platz getroffen. Ein langwieriges Verfahren scheint so einem Ende entgegen zu steuern. Schließlich wird hier schon seit 1992 geplant. Konkrete Ergebnisse gab es bislang jedoch nicht. Nach dem vergangenen Werkstattverfahren mit sieben beteiligten Büros zeigt sich nun allerdings Bernd Streitberger, Kölner Dezernent für Stadtentwicklung, Planen und Bauen, positiv gestimmt.

Zwischenzeitlich waren rund 60 Personen am Verfahren beteiligt: Architekten, Hotelbetreiber, verschiedene Experten und Vertreter der Bahn. Die 14-köpfige Jury hatte in einer harten und kontroversen Diskussion zunächst die Entwürfe von Ortner & Ortner Baukunst, JSWD Architekten und Büder+Menzel Architekten in die engerer Wahl genommen. Jeder dieser Entwürfe, so Jury-Sprecher Johannes Schilling, konnte Vorteile vorweisen und wusste in einigen Belangen zu überzeugen. Letztendlich aber entschied sich die Jury für den Entwurf des in Köln und Brühl angesiedelten Büros Büder+Menzel Architekten.

Hilfreiches Werkstattverfahren

„Hier ist die Stadt weitergebaut worden“, sagt Bernd Streitberger über den Beitrag des Siegerbüros, die doch keine Sieger sind – schließlich wurde kein erster Preis ausgelobt. Kai Büder und Manfred Menzel sehen für das Areal einen weitestgehend freigeräumten Breslauer Platz vor, an den sich eine etwa 100 Meter lange Verbindung zum Rhein anschließen soll. Zwischen den Gleisanlagen des Hauptbahnhofs und dieser Promenade wird ein großer Block angedacht, der im Erdgeschoss den Busbahnhof aufnehmen soll und für dessen Obergeschosse eine Sondernutzung vorstellbar sein könnte. Nachdem die Ansiedelung des DFB-Museums ebenso vom Tisch ist wie die einer Spielbank kann sich Kai Büder unter anderem einen Kinokomplex an diesem Ort vorstellen, der in der Lage wäre, auch in den Abendstunden für ein belebtes städtisches Viertel zu sorgen.

Zwischen der neuen Promende und der Goldgasse soll das Kommerz-Hotel bestehen bleiben. In einer Folge schließen sich hier zwei Blöcke an, die die Struktur des Kunibertsviertel mit dem neuen Areal verweben sollen. Im Fall des Kommerz-Hotels sind Bernd Streitberger und Johannes Schilling vorsichtig optimistisch, dass nach dem Wegfall des Busbahnhofs an dieser Stelle ein Umbau der Erdgeschosszone des Hotels eine Ansiedelung von Ladenlokalen ermöglichen wird. Auch die beiden Blöcke nördlich der neuen Promenade sollen in ihren Erdgeschossen Ladenlokale aufnehmen, die für Leben auf der Straße sorgen sollen.

Das Kommerz-Hotel bleibt

So vereint der Entwurf von Büder+Menzel einige der vorgegebenen Parameter mit einem dem Ort angemessenen Konzept. Die Architekten hatten von der Stadt die Einhaltung der Traufhöhe von 22,5 Metern ebenso auferlegt bekommen wie die Fortschreibung der Struktur des Kunibertsviertel und die Antwort auf die prekäre Verkehrslage des Orts. Besonders im Fall des Busbahnhofs, so Schilling, favorisierten einige Jurymitglieder die Lösung von Ortner & Ortner. Diese hatten ein eigenes an vielen Stellen verglastes Terminal vorgesehen, das jedoch im Bereich der Verbindung zwischen Rhein und Hauptbahnhof eine Fußgängerbrücke über eine Busspur andachte – ein Element, dass die Jury wenig überzeugen konnte. Und so, konstatierte Kai Büder, sei „die Ortskenntnis aus der langen Beschäftigung mit dem Ort ein Vorteil“ für sein Büro gewesen. So konnten die Kernprobleme erkannt werden und Antworten auf die vielfältigen Fragen gegeben werden.

Wünscht ihnen Mut

Auf der Basis des Entwurfs soll nun ein Bebauungsplan erarbeitet werden, der als bindende Grundlage für eine folgende Ausschreibung dienen soll. Laut Bernd Streitberger soll für das gesamte Areal ein Investor gefunden werden, dem jedoch zur Auflage gemacht werden soll, für die einzelnen Baufelder individuelle Architektenwettbewerbe auszuschreiben. Auch Kai Büder betont den Wunsch, als eine Art Supervisor mit seinem Büro an den kommenden Planungen beteiligt zu werden – eine Meinung, die durchaus mit Forderungen der Architektenkammer oder dem Bund Deutscher Architekten konform ist. Wie hilfreich eine solche Supervision eines städtebaulich planenden Büros ist, sieht man etwa an den Rahmenplanungen und Vorgehensweisen in der Hamburger Hafen-City – mag man auch von den dort entstehenden Architekturen halten was man will. Für das Areal zwischen Hauptbahnhof, Breslauer Platz, Goldgasse und Rheinuferstraße bietet sich hier eine große Chance, deren Potentiale durch die kommende Ausschreibung vervielfacht aber auch verspielt werden können. Man wünscht den an dieser Ausschreibung beteiligten Entscheidern den nötigen Mut zu strengen Vorgabe, die dem Ort so gut tun würde. Denn Restriktionen, das hat jeder planende Architekt selber schon erfahren, können enorme Ergebnisse hervorrufen.

David Kasparek

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Weiterführende Links

  • Protokoll der Jurysitzung als PDF- Dokument.
  • Zur Website der Architekten Büder + Menzel
  • b+m1

    So könnte der Blick vom Kennedy-Ufer in Zukunft aussehen: ‚Sieger‘-Entwurf des Büros Büder+Menzel Architekten.

    b+m2

    Auf Basis dieses Entwurfs soll ein bindender Bebauungsplan entwickelt werden, der wiederum als Grundlage für die kommende Ausschreibung dienen soll.

    b+m3

    Eine neue Wegeverbindung zwischen Breslauer Platz und Rhein soll entstehen. Der Block zwischen dieser neuen Promenade und dem Hauptbahnhof soll in Zukunft den Busbahnhof aufnehmen.

    jswd1

    So hatten JSWD Architekten die Aufgabe interpretiert: Der Blick vom LVR-Turm auf das Areal zwischen Johannisstraße und Rheinuferstraße

    jswd2

    Zwischen den unregelmäßigen Blöcken wollten JSWD Architekten zusätzlich zum Breslauer Platz einen weiteren Platz einführen.

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    Eine der vielen Handskizzen des Beitrags von Ortner & Ortner Baukunst: für Fußgänger sollte hier eine zweite Ebene eingeführt werden.

    oo4

    Auch in der Aufsicht des Entwurfs von Ortner & Ortner ist die Vorgabe, die Struktur des Kunibertsviertels weiter zu bauen klar ablesbar.

    4 Kommentare

    Wieder einmal austauschbare Kästen ohne Seele, ohne Dach!! Wie wertvoll war Ihnen noch dieser letzte Platz??
    Warum nicht ala Dominium etwas von Hans Kollhoff?
    Würde viel besser zum Rheintriadem von Vivico nebenan, dem Entwurf von van den Valentyn zur Reichsbahndirektion passen!!!

    ein weiterer flicken! die im spanischen bau präsentierten konzepte haben eine zwingende lösung vermissen lassen… es fehlte der mut, die dogmen der verkehrlichen fehlplanungen der vergangenheit mit einer größeren lösung – als es vielleicht die stadtplanung bei dieser ausschreibung eröffnete – zu gestallten…gerade in bezug/richtung rhein!
    die hervorgehobenen arbeiten von büder+menzel und gerade die präsentation von jswd-architekten haben jedoch deutliche potenziale zur verbesserung der situation, die für eine gute zwischenlösung dienlich wäre, hervorgebracht! so ist köln halt… denkt immer an die nächste generation von architekten…

    Es geht um die städtebauliche Aussage… nicht um die architektonische… Die Gebäude in den Visualisierungen sind Platzhalter.

    Besser als der Status Quo ist es allemal. Lediglich das hässliche Kommerz-Hotel sollte noch bitte umgestaltet werden.