Ein volles Haus verzeichnete das Domforum am Montagabend. Ein Dank gebührt den Gastgebern für die Einladung zur Podiumsdiskussion in Sachen Klingelpützpark, doch leider kamen die Gäste nicht ausreichend zu Wort. Schon die Vielzahl der vorgetragenen Argumente ließ erkennen, dass zum Thema der zukünftigen Baumaßnahmen im Park noch enormer Gesprächsbedarf besteht.
Kaum einer derjenigen Bürger, die sich kritisch zum Projekt äußerten, bezog sich auf den geplanten Bildungsverbund oder gar das Konzept des bedeutungsvollen Lernens. Sie stellten hingegen die Frage, warum dieses Konzept auf Kosten einer innerstädtischen Grünfläche umgesetzt werden soll, die schon heute eine Vielzahl von Funktionen im Stadtraum erfüllt – etwa auch als Gedenkstätte, als preisgekrönte Gartenanlage und als Ort der Integration der Anwohnerfamilien beim Spielplatzaufenthalt oder sommerlichen Grillen.
Bürgerprotest gegen Parkumbau
Es bestehen große Sorgen, dass weite Teile des Parks zugebaut werden. Und so traf die Frage des Moderators Jürgen Keimer, welche Rolle der Park denn beim Aufsetzen des Wettbewerbs gespielt habe, genau den Punkt: ein an sich gut gemeintes und „europaweit neuartiges Projekt“ soll Nutzungsverdichtung an einen Ort bringen, dessen schon bestehende Komplexität offensichtlich unterschätzt wurde. Das wurde besonders deutlich, als ein ältere Herr aus dem Publikum fragte, was man sich eigentlich dabei denke, an dem Ort einer ehemaligen Massenhinrichtungsstätte eine Cafeteria zu bauen. Da stand Professor Hubeli, Mitglied der Preisjury, der sich bislang sehr herablassend über die Kritik am Projekt geäußert hatte, die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben.
Möglichkeitsräume
Wie das Jammern eines Kindes, das „sein zu großes Geschenk noch gar nicht ausgepackt hat“, so schätzt Professor Hubeli die Einwände der Anwohner ein. Der ergebnisoffene Prozess, der von den Auslobern vorgesehen war, war ein Wagnis und ein kräftebindendes Unterfangen. Warum erst jetzt in dieser späten Phase des Projektes der eigentliche Dialog mit den Anwohnern stattfindet, wird die Projektanalyse retrospektiv klären und für zukünftige Projekte nutzbar machen können.
Dass der Siegerentwurf eben nicht konkrete Baumassen definiert, sondern „Möglichkeitsräume“ entwirft, ist eine Qualität, die der Öffentlichkeit möglicherweise nicht deutlich genug vermittelt wurde. Die Anwohner wollen die Parkfläche schützend behandeln, nötige Neubauten eher in die Höhe entwickeln und Nutzungsmöglichkeiten bestehender Bauten analysieren. Ob und wie dies im Planentwurf berücksichtigt ist oder noch berücksichtigt werden kann, muss jetzt in einem Kompromiss ausgehandelt werden, damit dieses stadtplanerisch, pädagogisch und sozial sehr sinnvolle Projekt endlich in die Umsetzungsphase gehen kann.
Ira Scheibe
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Weiterführende Links…
>Internetseite der Montag-Stiftungen zum Wettbewerb