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Plätze und Gassen

Wettbewerb „Archäologische Zone und Jüdisches Museum Köln“ entschieden

Am 13. Juni kürte das Preisgericht unter Vorsitz von Arno Klotz die Sieger des Wettbewerbs „Archäologische Zone und Jüdisches Museum Köln“. Der Vorsitzende der „Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museums der jüdischen Kultur in Nordrhein-Westfalen“, Benedikt Graf Hoensbroech, zeigte sich bei der anschließenden Pressekonferenz zuversichtlich, dass das Haus und Museum der Jüdischen Kultur nun in die entscheidende Runde seiner Realisierung gehen könne. Die Bezeichnung Haus und Museum sei, so betonte er, bewusst gewählt, um die „Lebendigkeit“ des Museums als Haus der Begegnung zu vermitteln: Jüdische Geschichte solle dort nicht „mit erhobenem Zeigefinger“, sondern als selbstverständlicher Teil der Kölner Stadt- und Kulturgeschichte präsentiert werden.

Der Kulturdezernent der Stadt Köln, Georg Quander, sprach von einem „klaren und guten Ergebnis des Wettbewerbs“. Zugleich betonte er aber, dass keiner der Wettbewerbsbeiträge den Anforderungen an das vorgestellte Projekt zur Gänze genügte – der 1. Preis solle daher zur Ausführung mit Überarbeitungen empfohlen werden.

Schutzbau

Der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf des Büros Wandel Hoefer Lorch + Hirsch (Saarbrücken) zeichnet in seiner Grundrissausdehnung – wie alle übrigen ausgezeichneten Entwürfe auch – die Konturen des ehemaligen jüdischen Viertels nach. Das Museum legt sich dabei gleichsam als Schutzbau über die Grabungen der Archäologischen Zone. Als thematische Schnittpunkte sind die Relikte von Mikwe und Synagoge beiden Bereichen, der Ausgrabung und der musealen Präsentation jüdischer Kultur, zugeordnet.

Das Prinzip der Schichtung stellt das Leitmotiv des Entwurfs dar: Der Museumsbau legt sich als zeitgenössische Schicht über den historischen Layer der Stadt. Zwischen beiden vermittelt, so die Architekten, eine „transluzente Steinhülle“; sie soll Licht in das Grabungsfeld einlassen und an ausgewählten Stellen Einblicke eröffnen. Verwies der Auslobungstext noch auf eine getrennte Realisierbarkeit von Archäologischer Zone und Museum, so ist mit dem Siegerentwurf eine gleichzeitige Realisierung durchaus denkbar – ist das Museum doch als Schutzbau über den Grabungen konzipiert. Die Finanzlage wird letztlich über diesen Punkt entscheiden.

Sieben Häuser

Der zweitplazierte Entwurf des Büros van den Valentyn (Köln) versucht, die „Weiße Stadt“ in Tel Aviv mithilfe von sieben weißen Baukörpern zu zitieren, die um zwei Schutzbauten über Mikwe und Synagoge angeordnet werden. Mit dieser Baukörperanordnung rekurrieren die Architekten zugleich auf die Kleinteiligkeit der historischen Bebauung des Rathausplatzes.

Im Gegensatz zum Siegerentwurf, der über dem Grabungsfeld einen Luftraum vorsieht, ordnen die Kölner Architekten im Erdgeschoss – also auf dem Platzniveau – bereits Museumsbereiche an, so zum Beispiel Shop und Café. Der Entwurf ist auf eine zweiphasige Realisierung angelegt, da die Schutzbauten hier als vom Museumsbau unabhängige Teile des Ensembles ausgeführt werden sollen.

Perforation der Wand

Das mit dem 3. Preis ausgezeichnete Büro raumzeit (Berlin) plante ebenfalls eine Gruppe mehrerer Bauten: Das Museumsgebäude legt sich dort in einer Winkelform um zwei Schutzbauten, mit denen Mikwe und Synagoge gefasst werden. Blickt man auf die Perspektiven des Grabungsfeldes, so lassen sich gewisse Ähnlichkeiten zu einem unlängst in Köln eingeweihten Museum christlichen Kultus’ kaum leugnen: Eine perforierte Wand umfriedet den Grabungsbereich, darüber und daneben erstreckt sich das „Jüdische Museum“.

Weitere Auszeichnungen

Mit dem vierten Preis zeichnete die Jury den Entwurf von KSP Engel und Zimmermann (Köln) aus, der fünfte Preis ging an das Büro Manuel Herz Architekten (Köln/Basel). Anerkennungen erhielten die Entwürfe von Trint + Kreuder d.n.a. (Köln), Gernot Schulz (Köln), Christian Bauer & Associés Architectes s.a. (Luxemburg) sowie von HG Merz (Stuttgart).

Rainer Schützeichel

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Schichtung der Kulturen

Das BDA Montagsgespräch präsentiert am 23.06. die Entwürfe der fünf Wettbewerbspreisträger um die Archäologische Zone und das Jüdische Museum Köln.

Montag, 23. Juni 2008

19:30 Uhr

Domforum

Domkloster 3

50667 Köln

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Modell des erstplazierten Entwurfs von Wandel Hoefer Lorch + Hirsch (Saarbrücken)

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Blick auf das Museum, das sich als Schutzbau über der Archäologischen Zone erhebt

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Prospektion des Luftbilds: Portalsgasse und Rathausplatz geben der Renaissancelaube einen Maßstab

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Der 2. Preis: Das Büro van den Valentyn (Köln) umstellt zwei Schutzbauten mit sieben Häusern

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Blick in die Ausgrabungen

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Der drittplazierte Entwurf des Büros raumzeit (Berlin)

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Blick in das von einer perforierten Wand umfriedete Grabungsfeld mit Relikten der Synagoge

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Der viertplazierte Entwurf von KSP Engel und Zimmermann (Köln)

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Manuel Herz (Köln/Basel) erhielt den 5. Preis

1 Kommentar

It seems that the third prize looks like a bad copy of Zumthors extraordinary architecture around the corner. Is the Jury aware of the legal and moral consequences?