Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Nicht nur Schneemänner

Kunstbeirat fördert Debatte über Kunst im öffentlichen Raum

Als ständiges Gutachtergremium berät der Kunstbeirat der Stadt Köln den Rat und seine Ausschüsse sowie die Bezirksvertretungen in allen Fragen von Kunst im öffentlichen Raum. Als sich dieser Beirat im Herbst 2005, unter dem Vorsitz von Barbara Hess, neu konstituierte, verknüpfte er dies mit der Forderung, nicht nur über Einreichungen entscheiden, sondern auch – ausgestattet mit einem Budget – eigene Projekte initiieren zu können.

Bekanntlich gibt es in Fragen des Werturteils über bildende Kunst nur selten breiten Konsens. So formulierte der Kunsthistoriker Walter Grasskamp, als kleinster gemeinsamer Nenner für eine Skulptur in einem gemischten Wohngebiet „käme schließlich nur der Schneemann in Frage, weil er eine Reihe von Vorteilen aufweist, die der Problemlage angemessen sind, denn er ist populär, in seinem Symbolgehalt kollektiv verankert, billig und vor allem nicht von Dauer“.1

Vernetzung und Erfahrungsaustausch

Erstrebenswert ist in Fragen von Kunst im öffentlichen Raum nicht in erster Linie ein breiter Konsens hinsichtlich der Kunst als solcher, sondern hinsichtlich der Art und Weise, wie die Meinungsverschiedenheiten über sie auszutragen und zu transformieren sind. Mit dem öffentlichen Symposium „Erwünschte“ und „unerwünschte“ Monumente – Welche Kunst für den (Kölner) öffentlichen Raum?, das im Februar 2008 in der Kunsthochschule für Medien stattfand, zielte der Beirat darauf ab, die Debatte über das vielschichtige Genre „Kunst im öffentlichen Raum“ in der Stadt zu fördern, die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch auf nationaler und internationaler Ebene zu stärken sowie den Dialog zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren und einer breiteren Öffentlichkeit zu intensivieren.

Die nun vorliegende Broschüre fast die beiden Podien des Symposiums zusammen, dessen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich zum einen auf externe Fallbeispiele zum anderen auf lokale Projekte konzentrierten.

Statements und Plädoyes

Nils van Beek definiert öffentlichen Raum nicht als Standort, sondern als Thema künstlerischer Projekte; Söke Dinkla fokussiert die Arbeit an einem zeitgenössischen Verständnis des öffentlichen Raumes im heutigen Medien- und Konsumzeitalter; Monika Pemler verdeutlicht unter anderem die Notwendigkeit einer frühzeitigen Einbindung künstlerischer Vorhaben in die städtische Bauplanung; und Katrina Petter unterstreicht die zentrale Bedeutung der politischen Bereitschaft als Voraussetzung dafür, dass ein Projekt wie „Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich“ weithin als „Erfolgsmodell“ gehandelt wird.

Mit Blick auf die Kölner Situation benennt Michael Heller die städtebaulichen Potenziale und Defizite, vor deren Hintergrund neue urbane Perspektiven zu entwickeln sind; Kathrin Luz skizziert das aktuelle Großprojekt zur künstlerischen Gestaltung der neuen Kölner Stadtbahn-Linie; Boris Sieverts schärft als Künstler den Blick auf die bereits existierenden Heterotopien und utopischen Potenziale der Stadt; Astrid Wege entwirft ein Modell der European Kunsthalle als Raum, „in dem durch Kunst Öffentlichkeit entsteht“; Kay von Keitz rekapituliert einige von rund 40 künstlerischen Interventionen im Kölner Stadtraum, die seit 1999 im Rahmen von plan – Forum aktueller Architektur initiiert wurden; und Friederike van Duiven konstatiert kommunalen Handlungsbedarf, der das Konzeptionelle ebenso wie den Ausbau von Verwaltungsstrukturen und die Bereitstellung finanzieller Mittel betrifft.

Schließlich leistet Helmut Draxler in seinem Essay „Teilhabe am Monumentalen“ nicht nur eine bedeutsame begriffliche Differenzierung von „Kunst im öffentlichen Raum“, sondern hebt auch noch einmal hervor, dass das Verhältnis zwischen Kunst, urbanem Raum und bürgerlicher Öffentlichkeit immer ein prekäres bleiben wird, selbst wenn es sich um „gelungene“ künstlerische Projekte handelt. Diese „prekäre Konstellation“ immer wieder neu auszuloten, bleibt – nicht nur, aber auch für den Kunstbeirat – eine Herausforderung.

1 Walter Grasskamp: „Invasion aus dem Atelier. Kunst als Störfall“, in: ders. (Hg.), Unerwünschte Monumente. Kunst im Stadtraum. 2. Aufl. München. 1993, S. 152

Die Broschüre „Erwünschte“ und „unerwünschte“ Monumente – Welche Kunst für den (Kölner) öffentlichen Raum?, dokumentiert die Ergebnisse des gleichnamigen öffentlichen Symposium, das im Februar 2008 in der Kunsthochschule für Medien stattfand.

  • Broschüre als PDF Dokument
  • Im Kölnischen Kunstverein, in der KHM, beim BBK, im städtischen Kulturamt und Kulturdezernat und bei den städtischen Museen ist die Broschüre in gedruckter Version erhältlich.

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    „Erwünschte“ und „unerwünschte“ Monumente

    13.2.2008

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    Die Broschüre „Erwünschte“ und „unerwünschte“ Monumente – Welche Kunst für den (Kölner) öffentlichen Raum?, dokumentiert die Ergebnisse des gleichnamigen öffentlichen Symposium, das im Februar 2008 in der Kunsthochschule für Medien stattfand.