Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Neu und patriotisch

‚baukunst-nrw‘: Architektur- und Ingenieurbaukunst für Architekten und den Tourist auf der Straße

Schon wieder ein neuer Architekturführer? Gibt es nicht schon genug von baunetz, arcguide & Co? Könnte man meinen – aber speziell für NRW und direkt von der Landes-Architektenkammer gab es noch keinen.

Der Online-Architekturführer „baukunst-nrw“ zeigt wie der Name schon sagt ausschließlich Projekte aus Nordrhein-Westfalen! Mit dem Ziel, Fachleuten und interessierten Laien einen raschen Überblick insbesondere über neuere Architektur im Bundesland zu bieten, haben die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und die Ingenieurkammer-Bau NRW mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen die Internetplattform „baukunst-nrw – Internetführer zu Architektur und Ingenieurbaukunst in NRW“ erstellt. Mit einer Pressekonferenz im Landtag NRW wurde, nach zweijähriger Entwicklungszeit, am 30. Oktober 2007 per Knopfdruck durch Bauminister Oliver Wittke und die beiden Kammerpräsidenten Hartmut Miksch (AKNW) und Peter Dübbert (IK-Bau NRW) der Internetauftritt freigeschaltet. Und die Seite wird genutzt: „Letzten Monat hatten wir nahezu 10.000 Besucher“, freut sich Online-Redakteur Ralf Roeder der Architektenkammer NRW.

Baukunst von der Antike bis heute

Unter der Internetseite baukunst-nrw wird zum einen das bauliche Erbe im Land dokumentiert, zum anderen bringt der Online-Führer wertvolle Gebäude und Anlagen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. So findet man dort alles von der Antike bis zur Gegenwart: Der Archäologischer Park Xanten (4. Jhd. v. Chr.) ist vertreten, die Rodenkirchener Brücke (1954) oder natürlich der Kölner Dom (ab 1248). Aber auch aktuelle Projekte wie der Post Tower Bonn, das Max Ernst Museum in Brühl oder der Innenhafen Duisburg dürfen hier nicht fehlen. Insgesamt stehen bisher 500 Datensätze online und es werden täglich mehr. Die meisten zeitgenössischen Kölner Projekte wurden übrigens mit Daten des Architekturführers von koelnarchitektur.de gefüttert.

Eine Besonderheit des Portals ist, dass nicht nur Objekte aus Architektur-, sondern auch aus Ingenieurkunst, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung vorgestellt werden. „Ingenieurbauwerke wie die Deutzer Brücke fallen oft hinten runter, werden von der Öffentlichkeit weniger wahr genommen“, sagt Ralf Roeder. Dies möchte „baukunst-nrw“ ändern.

Wer entscheidet darüber, was „gute“ Architektur ist?

„Unsere Zielgruppe ist der Tourist auf der Straße“, so Roeder weiter. Deshalb kann auch jeder der möchte online ein Objekt vorschlagen kann, welches in den Architekturführer übernommen werden soll. Die Aufnahme eines Objektes in „baukunst-nrw“ erfolgt nach inhaltlichen sowie verfahrensmäßigen Kriterien oder auch wenn das Objekt eine stadtbild- und landschaftsprägende Bedeutung hat. Ein Fachbeirat entscheidet dann über die Aufnahme der Objekte, ein Online-Redakteur bearbeitet die eingereichten Inhalte der Internetseite. Zum Fachbeirat gehören u.a. Prof. Dr. Udo Mainzer (Landeskonservator Rheinland), Prof. Dr. Omar Akbar (Direktor Bauhaus-Stiftung), Dr. Wolfgang Appold (Hauptgeschäftsführer Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen), Hans Georg Crone-Erdmann (Hauptgeschäftsführer der IHK-Vereinigung in NRW), Matthias Kempen (Senior-Consultant Kempen Krause Ingenieurgesellschaft) und Hartwig Schultheiß (Stadtdirektor Münster).

Die meisten Vorschläge kommen bisher allerdings noch von den Architekten selbst, weniger von Privatleuten. Der nächste Schritt ist daher die Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden, um der „Allgemeinheit“ Lust auf Baukunst aus Nordrhein-Westfalen zu machen.

Übersichtliche Suchmaschine

Die installierte Such-Funktion erleichtert die Objekt-Suche nach den Kriterien Stadt, Objekttyp, Urheber und Epochen. Hat man das gewünschte Projekt gefunden, erhält man die wichtigsten Daten, eine Kurzbeschreibung und mehrere, erstaunlicherweise quadratische Bilder. Eine gute Idee ist die „Umkreissuche“ mit der Verlinkung auf google-maps – so kann sich der interessierte Nutzer seinen ganz eigenen Architektur-Spaziergang zusammenstellen! Und wenn man dann vor Ort war und selbst ein paar schöne Photos schießen konnte, gibt es zudem die Möglichkeit, diese ebenfalls online zu stellen.

In NRW wird viel gebaut – und manchmal entsteht dabei große Architektur – die dann hoffentlich auch ihren Platz in der Objektdatenbank von „baukunst nrw“ bekommt. Allerdings vermutet man hinter der nüchternen Anmutung der Seite kaum zeitgenössische oder gar herausragende Architektur. Schade eigentlich, dass der Internetauftritt, der die Baukultur mit seinen Inhalten befördern soll, zwar charmant patriotisch aber so wenig ansprechend gestaltet ist und eine Reduzierung im Look würde sicher auch der Übersichtlichkeit gut tun. Dennoch: der Online-Architekturführer „baukunst-nrw“ lohnt den einen oder anderen Klick – nicht nur für Architekten.

Natalie Bräuninger

Einzugsgebiet

Das Einzugsgebiet von ‚baukunst-nrw‘

Archäologischer Park Xanten

Eines der ältesten Projekte in der Datenbank: Der Archäologische Park Xanten

Rodenkirchener Brücke

Die Rodenkirchener Brücke von Architekt Prof. Paul Bonatz

Max Ernst Museum

Das Max Ernst Museum in Brühl