Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

vier mal fünf

Gesprächsreihe von Lehrenden und Lernenden an der Fakultät für Architektur der FH Köln

Rund drei Jahre hat es gedauert, bis die Architekturfakultät der FH Köln aus ihrem provisorischen Quartier zurückziehen konnte in den Altbau des IWZ in Deutz. Dessen Sanierung machte den Umzug in ein ehemaliges Verwaltungsgebäude in der Siegburger Straße erforderlich, das sich als wenig geeignet für einen reibungslosen Hochschulbetrieb zeigte. Enge Flure, unzureichende Flächen für Ausstellungen, fehlende Arbeitsräume, Parkdeck- statt Campusatmosphäre – das alles bekräftigt die These, dass die Prägung eines Ortes entscheidend dessen Potential beeinflusst.

Nun kann man nicht gerade behaupten, die Sanierung des Altbaus sei vorbildlich gelöst worden – etliche Fauxpas, wie etwa zentimeterbreite Silikonfugen und scheinbar gänzlich fehlende Detailplanungen, zeugen davon –, aber das Haus, der Ort selbst lässt nun wieder Hochschulatmosphäre spüren: Das Foyer bietet Platz, studentische Arbeiten zu präsentieren und damit zur Diskussion zu stellen. Im Gebäude und auf dem Gelände versammeln sich wieder in gewohnter Weise Gruppen von Studierenden, die diesen Ort zur Kommunikation nutzen und deren merklich oberstes Ziel es nicht ist, das Haus so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Insgesamt gute Zeichen.

Fünf Fragen

Doch wie ist es um die Diskussion zwischen Studierenden und Professoren bestellt? Bereits im Übergangsquartier Siegburger Straße wiesen hie und da quadratische weiße Plakate auf eine Vortragsreihe hin, die nun zum Wiedereinzug in den Altbau durchgeführt wurde. Gezeichnet waren sie mit der geheimnisvollen Signatur „fünf“, die sich bei näherer Beschäftigung als ein Zusammenschluss von engagierten Studierenden herausstellte: David Kasparek, Stephanie Ludwig, Daniel Sanwald und Alessandro Alivesi initiierten eine Reihe von Vorträgen, in der sich Professoren der Fakultät 05 für Architektur fünf Fragen zur Person und der Diskussion mit den Studierenden stellten.

Die Idee war, Professoren und Studierende „auf Augenhöhe“ zusammenzubringen und so das gleichberechtigte Gespräch zu fördern. Dies impliziert zum einen ein Interesse seitens der Lernenden an den Personen, die Architektur lehren – also an einer unmittelbaren Auseinandersetzung mit den Lehrenden und deren Positionen. So sollten die fünf Fragen, die an die teilnehmenden Professoren gestellt wurden, zuerst einmal ein persönliches Bild zeichnen: Wie sind Sie zur Architektur gekommen?Welche Personen haben Sie geprägt?Warum lehren Sie?Welche Rolle spielt Ihre eigene Architekturauffassung in Ihrer Lehre?Inwiefern beeinflusst Sie Ihre Lehre im täglichen Leben? Zum anderen erfordert es aber auch die Bereitschaft der Lehrenden, dieses persönliche Bild von sich selbst vorzustellen und sich auch mit potentiell unangenehmen Fragen konfrontiert zu sehen.

Sechzehn Antworten

Nicht alle kamen der Einladung nach: Insgesamt jedoch nutzten sechzehn Professoren an vier Abenden die Gelegenheit, mit den Studierenden ins Gespräch zu kommen. Vor allem war es erfreulich, dass Vertreter der verschiedenen Institute zusammenkamen und so einen Querschnitt des Lehrangebots sichtbar werden ließen: Ob Entwurfslehre, Städtebau oder „Corporate Architecture“, ob Ressourcenschonendes Bauen, Denkmalschutz oder Planungsökonomie – das heterogene Feld der Teilnehmer bot Gelegenheit zu interdisziplinärem Austausch und auch zur Diskussion ambivalenter Positionen.

Zuerst hatten die Lehrenden also die Gelegenheit, sich durch Beantwortung der fünf Fragen vorzustellen – dies führte zu teilweise sehr persönlichen Einblicken in den beruflichen Werdegang des professoralen Gegenübers –, im Anschluss daran folgte ein moderiertes Podiumsgespräch. Hier verlagerte sich die Perspektive auf aktuelle Fragestellungen – was zum Beispiel hält die Denkmalpflege von der Berliner Schlossdiskussion? –, auf Fragen der Studienorganisation – welche Gefahren und Chancen birgt das Bachelor-/Masterstudium? – oder auf Fragen des Berufsbildes „Architekt“ – müssen Generalisten oder Spezialisten ausgebildet werden?

Das Podiumsgespräch weitete sich, nach Aufforderung der Moderatoren, auch auf das Auditorium aus. Auf Seiten der Studierenden zeigte sich ein durchaus reges Interesse, und das Foyer als im wahrsten Sinne „öffentlicher Ort“ der Veranstaltung hätte bei der Mehrzahl der vier Abende nicht kleiner sein dürfen. Professoren und Studierende nutzten gleichermaßen das Potential, das dieser Ort bietet, denn die Frontalkonstellation Podium/Publikum ging zum Ende jeder Veranstaltung über in informelle Gespräche bei Bier, Wein und Brot.

Ein Resümee

„fünf“ bot gleichsam die Gelegenheit und die Chance, Personen und Positionen kennen zu lernen, Klischees zu hinterfragen und einen vertieften Einblick in den Studiengang „Architektur“ zu gewinnen. Alle, die – gleich auf welcher „Seite“ – nicht teilgenommen haben, haben dies leider verstreichen lassen. Es bleibt daher zu hoffen, dass dieses Forum auch zukünftig fortgeführt und die Studierendenschaft dadurch zum kritischen Diskurs angeregt wird. So wäre diese aus studentischer Initiative entstandene Gesprächsreihe im besten Falle der Auftakt zu regelmäßigen Diskussionen zur „Architektenausbildung“ im erweiterten Kreis, der auch über den Rahmen der Hochschule hinaus reichen könnte. Der Institution selbst wird dies, besonders vor dem nicht unkomplizierten Hintergrund der Studienstrukturreform, nur förderlich sein.

Rainer Schützeichel

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2 Kommentare

nach umzug und neustrukturierung der fh, wäre ich auch als alumni an den gesprächen interessiert gewesen, leider kam der newsletter zu spät!