Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Vier von zehn

Die Kölner Architekten behaupten sich gut beim diesjährigen Architekturpreis NRW. Vier der zehn Auszeichnungen gingen an Kölner Büros – eine gute Bilanz.

Bereits zum vierten Mal lobte der Bund Deutscher Architekten BDA, Landesverband NRW, den Wettbewerb „Architekturpreis Nordrhein-Westfalen“ aus.

Der BDA zeichnet Architekten und ihre Bauherren für herausragende Leistungen der Architektur und des Städtebaus aus, die in den letzten 5 Jahren entstanden sind.

Die Teilnahme am „Architekturpreis Nordrhein-Westfalen“ …

… setzt voraus, dass zuvor bei einem der regionalen Wettbewerbe des BDA („Auszeichnung guter Bauten“ bzw. „Kölner Architekturpreis“) eine Auszeichnung errungen wurde. NRW-weit haben 2006/2007 17 regionale Auszeichnungsverfahren stattgefunden, an denen insgesamt 448 Arbeiten beteiligt waren. Von diesen gelangten 50 in die Ausscheidung auf Landesebene.

Der Preis soll dazu beitragen, Qualitätsmaßstäbe in der zeitgenössischen Architektur zu setzen und die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema zu befruchten. So weit die Praxis – und wie sehen in diesem Jahr die Ergebnisse aus?

Am 7. September 2007 vergab die Jury, besetzt mit MD Hans-Dieter Collinet, Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW, Düsseldorf; Elke Delugan-Meissl, Architektin, Wien; Dieter Ben Kauffmann, Architekt BDA, Stuttgart; Prof. Hilde Léon, Architektin, Berlin; Dr. Werner Sewing, Architekturpublizist, Berlin, einen Architekturpreis und neun Auszeichnungen.

Das Resultat …

… ist ein bunter Strauß aktueller Architekturgeschichte: Wohngebäude, Bürohäuser, Öffentliche Räume, kirchliche Versammlungsstätten – Neubauten oder auch Revitalisierungen. Auffällig ist, dass in diesem Jahr drei Mal die Stadt- bzw. U-Bahn in Bochum zu sehen ist. Pahl + Weber-Pahl (Darmstadt/Leipzig) arbeiten mit Tageslicht und viel Glas und erhielten dafür auch eine Auszeichnung; Der U-Bahnhof Lohring in Bochum wurde im Gegensatz dazu mit Lichtkunst, Klanginstallationen und Aluminiumverkleidung ausgestattet. Die Fahrt mit der Bochumer U-Bahn ist laut eines Besuchers der Ausstellung seit den Umbauten „auf jeden Fall eine Fahrt wert!“

Kleine, feine Projekte …

… aber auch Bauten weniger bekannter Architekten finden sich unter den ausgestellten Arbeiten. So fällt z.B. der kleine und reduzierte Baukörper mit Satteldach und geschlossenen Giebelfronten in der Eifel auf: mvmarchitekt + starkearchitektur aus Köln schufen durch schnörkellose Rigidität eine Art „Durchwohnraum“ mit großer Panoramaöffnung für Ihr eigenes Wohnhaus. Ein Kleinod der Architektur – auch dies gab eine Auszeichnung.

Im Gegensatz dazu trifft man aber auch auf „altbekannte Gesichter“: Das Kölner Architekturbüro Schilling Architekten wurde für das Verwaltungsgebäude der Stadtentwässerungsbetriebe ebenso ausgezeichnet.

Und noch mehr Kölner Preisträger!

Als sehr homogen könnte man allerdings die Architektursprache bezeichnen: Geradlinige Formen, klare Linien und homogene Materialien – die Auswahl der Arbeiten vermittelt einen guten Eindruck über die aktuelle „Architektur-Mode“.

Auch beim Preisträger, der Diözesanbibliothek und dem Priesterseminar in Münster des Berliner Architekten Max Dudler, lässt sich eine extrem reduzierte Bauweise erkennen. Die Jury hatte bei Dudlers Projekt lobend hervorgehoben, dass durch die Anordnung der drei stereometrischen Baukörper neue Blick- und Wegebeziehungen zum Umfeld geschaffen wurden und damit eine Aufwertung des Stadtraums rund um die gotische Überwasserkirche gelungen sei. Städtebau leiste hier eine „subtile Dramaturgie des Urbanen“.

Ein ebenso unaufdringliches, leises Projekt ist die Wohnbebauung Orsoyer Straße in Düsseldorf von ASTOC Architects & Planners aus Köln, die dafür eine Auszeichnung erhielten. „Er ist das gelungene Ergebnis eines dialogischen Workshops mit Bürgerbeteiligung. Als unaufdringliches Bauen im Bestand stellt er ein Modell für eine subtile Nachverdichtung von „gegliederten und aufgelockerten“ Nachkriegssiedlungen oder von suburbanen Peripherien bereit, welches die Vorzüge von Stadt und Natur einander nahe bringt“, so die Jury.

Das vierte von Kölner Architekten ausgezeichnete Projekt ist die Umnutzung des Kaufhauses Breuer in Eschweiler von BeL Anne Julchen Bernhardt und Jörg Leeser. Nach jahrelangem Leerstand konnte hinter der historischen Fassade ein völlig neues Wohnkonzept für behinderte ältere Menschen umgesetzt werden. Angesichts der großen Raumtiefen war es nötig, zweigeschossige Lichthöfe in die oberen Etagen einzuziehen, von denen die barrierefreien, großzügigen Wohnungen erschlossen werden. Dadurch entstehen differenzierte Räume, die ebenso Nachbarschaft wie auch privaten Rückzug erlauben.

Ausstellung im Maxhaus

Zu sehen sind alle 50 eingereichten Arbeiten noch bis zum 08. Dezember 2007 im Maxhaus, dem Katholischen Stadthaus in Düsseldorf. Und auch dieses Gebäude ist ebenso einen Besuch wert: Das ehemalige Franziskanerkloster wurde 2006 zu einem Begegnungs- und Veranstaltungszentrum der Katholischen Kirche umgebaut. Ein umlaufender Kreuzgang, in dem auch die Ausstellung gehängt ist, erlaubt immer wieder den Bezug in den mit einer Stahl-Glas-Konstruktion überdachten alten Klosterhof. Unerwartete Einblicke ins Innere der Maxkirche machen die einstige Einheit von Kloster und seiner Kirche erlebbar. Umgebaut haben dieses Düsseldorfer Projekt übrigens Schilling Architekten aus Köln …

Natalie Bräuninger

Ausstellung „Architekturpreis Nordrhein-Westfalen“

16.11. – 08.12.2007

Maxhaus – Katholisches Stadthaus Düsseldorf

Schulstr, 11

40213 Düsseldorf

Öffnungszeiten:

Di – Fr 10 – 20 Uhr; Sa 10 – 18 Uhr

Architekturpreis NRW 2007

Diözesanbibliothek und Priesterseminar Münster in Münster des Berliner Architekten Max Dudler.

Stadtbahnstation Bochum

Stadtbahnstation Rathaus-Süd in Bochum von Pahl + Weber-Pahl aus Darmstadt/Leipzig

Haus am See

Haus am See (Heimbach/Eifel) von mvmarchitekt + starkearchitektur (Köln)

Stadtentwässerungsbetriebe

Verwaltungsgebäude der Stadtentwässerungsbetriebe (Köln) von Schilling Architekten, Köln

Lesen Sie mehr über dieses Projekt im Architekturführer von koelnarchitektur.de

Diözesanbibliothek

Diözesanbibliothek und Priesterseminar in Münster von Max Dudler, Berlin

Orsoyer Straße

Wohnbebauung Orsoyer Straße (Düsseldorf) von ASTOC GmbH & Co. KG Architects & Planners, Köln

Kaufhaus Breuer

Kaufhaus Breuer (Eschweiler) von BeL Anne Julchen Bernhardt, Jörg Leeser, Köln

Maxhaus

Im Maxhaus in Düsseldorf (von Schilling Architekten) sind alle 50 Arbeiten noch bis zum 08. Dezember 2007 zu sehen!