Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Architektur-Nomaden

Immer wieder sieht man einen weißen Schirm oder den Schriftzug M:AI. Beides gehört zum Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW – aber was ist das eigentlich?

Ausgerechnet das: Ein Museum zur Architektur, das ganz ohne Architektur auskommt. Kein sichtbares Zeichen in einer städtischen Umgebung, kein repräsentativer Bau – einfach nur ein paar Büroräume. Von Gelsenkirchen aus werden die Aktivitäten des M:AI, des Museums für Architektur und Ingenieurkunst NRW, gesteuert. Fünf Mitarbeiter kümmern sich neben dem Projektleiter Peter Köddermann um die Projekte, die das M:AI unterstützt.

Bespielt wird kein eigenes Haus, sondern das M:AI unterstützt oder initiiert Projekte mit den jeweiligen Museen als Partnern. Die Projektvielfalt ist dabei groß: Das kann ein künstlerischer Wettbewerb um die Neugestaltung eines betonierten Schandflecks sein wie des zwischen Museum Ludwig und Kölner Philharmonie gelegenen Dionysoshofs, die Ausstellung IBA meets IBA, die ab April die Geschichte der Internationalen Bauausstellungen in Basel zeigt, oder Präsentationsformate zum Werk der Architekten Hans Scharoun und Friedrich Wilhelm Kraemer in Marl und Düsseldorf. So unspektakulär wie das Äußere, hat sich das M:AI auch in das Architekturleben in NRW geschlichen. Irgendwann war es einfach da, stand als Projektpartner zum Beispiel unter dem temporären Museum in Mönchengladbach ab September 2005 oder unter der Reihe Stadt/Raum ab Januar 2006 im Museum am Ostwall in Dortmund.

Vielfältige Projekte

Im Jahr 2005 wurde das M:AI als Verein gegründet, als Teil der Landesinitiative Stadtbaukultur, die 2001 mit einer Laufzeit bis 2011 ins Leben gerufen wurde. Finanziert wird das M:AI aus Mitteln des Landes NRW. Ein mobiles, nomadisches Museum will es sein, das sich nur in einzelnen Projekten zeigt um mit diesen meist lokal ausgerichteten Ausstellungen ein öffentliches Forum für Architektur und Städtebau zu schaffen. Diese Projekte sind zum Teil selbst initiiert, wie zum Beispiel das Buch „Nordrhein-Westfalen – 60 Jahre Architektur und Ingenieurkunst“, das in sechs Kapiteln wegweisende und wichtige Gebäude in NRW präsentiert, oder eine Ausstellung für das Jahr 2010 zum 100. Jubiläum der berühmten Städtebauausstellung in Berlin. Es werden aber auch Projekte unterstützt, die von anderen an das M:AI herangetragen werden. So hat das Museum für die skulptur projekte münster 07 ein Informationszentrum in einem ehemaligen Kino eingerichtet oder unterstützt die Ausstellung „Passing Through“ von Joe Scanlan in der Kunstsammlung NRW – K21. Keinesfalls möchte man aber bei solchen Projekten lediglich als Geldgeber fungieren – das M:AI beteiligt sich immer auch inhaltlich.

Sichtbares Zeichen

Mit und mit werden so Netzwerke geknüpft: Architekten und Ingenieure sollen mit Bauherren, mit der Bau-, Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, mit Banken und Kunstschaffenden zusammengebracht werden. Trotzdem bleibt das alles sehr abstrakt und wenig fassbar, auch wenn in der dezentralen Stadt- und Museumslandschaft Nordrhein-Westfalens, mit besonderem Augenmerk auf das Ruhrgebiet, das Konzept nachvollziehbar klingt mit dem das M:AI arbeitet.

Als passendes Erkennungszeichen bekam es im Januar 2007 eine mobile Schirmkonstruktion. Dieses sichtbare Zeichen markiert die Veranstaltungen des M:AI. Der Schirm entstand in Zusammenarbeit mit Prof. Frei Otto und Prof. Ewald Bubner: ein Membranmodul, das einzeln wie eine Fahne oder in der Gemeinschaft als mehrschichtiges Dach für Freilichtausstellungen genutzt werden kann.

Ein schönes Symbol für eine Idee, die im Netzwerk über Architektur und Ingenieurkunst informiert. So möchte sich das Museum ohne Museum nun auch in das visuelle Gedächtnis der Architekturinteressierten einbrennen und mehr Menschen für seine Aktivitäten begeistern.

Homepage des M:AI

Vera Lisakowski

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Architektur unterm Sonnenschirm: Seit Januar 2007 informiert der Schirm über die Aktivitäten des M:AI.

Foto: Peter Köddermann

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die Ausstellung IBA meets IBA zeigt die Geschichte der Internationalen Bauausstellungen.

Bild: M:AI