Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Design als Botschaft

Zwischen Brüssel und Köln organisierte ‚Rheindesign‘ ein Gespräch unter Gestaltern. koelnarchitektur fuhr mit und zieht nun Bilanz: Wie gut ist das Festival gelaufen?

Der Kunde ist König. Wer zahlt, bestimmt. „Ich mache Design für meine Auftraggeber“, sagt Alain Berteau, kaum ist der Thalys an Lüttich vorbeigerauscht. Auf der Zugfahrt zwischen Brüssel und Köln soll der belgische Designer erklären, welche Faktoren seine Arbeit beeinflussen. Doch Alain Berteau weicht der Frage nach seinen kulturellen Wurzeln aus. „Aus welchem Land ich komme, ist nicht wichtig“. Das klingt pragmatisch, ist es auch: In Zeiten der Globalisierung sind die Grenzen zwischen den Ländern fließend geworden – ist es da überhaupt noch notwendig, sich auf einen kulturellen Hintergrund festzulegen?

Gibt es deutsches Design überhaupt?

Vier Tage lang hatte Inken Herzig 50 Veranstaltungen zum Thema Design im Kölner Stadtgebiet organisiert. Auftakt des Festivals „Rheindesign“ war eine Reise nach Brüssel: „Verschickt“ wurden die Kölner Isabell Hamm, Prof. Michael Erlhoff und Tobias Gross, die in der belgischen Hauptstadt Designer kennen lernten und auf der gemeinsamen Rückfahrt nach Köln ins Gespräch kamen: Gibt es deutsches Design? Und unterscheidet es sich von belgischer Gestaltung?

Design-Botschafter auf dem Weg nach Köln

Im Zug, der Belgien mit Deutschland verbindet, war Alain Berteau nicht der einzige, der darauf keine rechte Antwort fand. Die Pariser Designerin Matalie Crasset bezeichnete sich schlichtweg als „Europäerin“, Isabell Hamm verwies nicht auf eine Nationalität, sondern auf individuelle Erfahrungen – egal, in welchem Land sie gemacht wurden. In einem Punkt jedoch waren sich alle einig: Gestalter brauchen ein Netzwerk und Austausch über Landesgrenzen hinaus. Da kam das gemeinsame Ziel gerade recht, schließlich waren alle auf dem Weg zu dem Festival, das Köln als europäische Designstadt etablieren soll – wenn es nach den Machern von „Rheindesign“ geht.

Design im Bewusstsein der Bürger

Am Sonntag ging die Großveranstaltung zum Thema Gestaltung zu Ende, zwei Tage später zieht Inken Herzig eine positive Bilanz. „International war das Festival in jedem Fall“, sagt die künstlerische Leiterin. Und gut besucht. „Wir haben es geschafft, die Bürger für das Thema Design zu interessieren.“ Besonders erfolgreich seien die Aktionen gewesen, die ihre Besucher konkret miteinbezogen: Im „Excelsior“ hatten schlafende Schauspieler und Lesungen das Thema Hotel erlebbar gemacht. Am Rheinauhafen schleusten sich die Besucher durchs Kap-Forum, in dem es Kuchen in einer Picknick-Area gab.

„Platz nehmen“ bei Platzregen

Das aus städteplanerischer Sicht interessanteste Projekt auf dem Gereonsplatz fiel leider ins Wasser: Johannes Kister hatte 100 pinkrote Stühle platziert, um den sonst unbelebten Platz ins Bewusstsein der Bürger zurück zu holen. koelnarchitektur widmete sich dem Rheinauhafen in gleich zwei „ArchiPedes“-Touren, bei denen Barbara Schlei die neuesten Bauprojekte am linken Rheinufer erklärte.

Neue Pläne für Rheindesign 2008

„Im nächsten Jahr werden wir versuchen, das Programm noch mehr aufeinander abzustimmen und zu konzentrieren“, sagt Herzig, die gezielt auch nach Partnern suchen will, die besonders jungen Designern bei der Finanzierung und Umsetzung ihrer Ideen helfen sollen. In erster Linie, so die künstlerische Leiterin, sei es wichtig gewesen, „Rheindesign“ überhaupt in diesem Jahr auf die Beine zu stellen. „In 2008 wollen wir noch mehr Aktionen zeigen, die nur während des Festivals zu sehen sind und einen künstlerischen Anspruch haben“, sagt Herzig. Auch die Designer aus dem Thalys könnten dann wieder gefragt sein: Herzig will internationale Gestalter motivieren, für „Rheindesign 2008“ mit Kölner Künstlern zusammenzuarbeiten. Im Gespräch sind Kooperationen mit Island, Spanien oder der Türkei.

Annika Wind

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Alain Berteau während des ‚Thalys‘-Gesprächs.

Designprofessor Michael Erlhoff moderierte das ‚Thalys‘-Gespräch. Rechts von ihm sind Xavier Lust und Isabell Hamm zu sehen.

Matalie Crasset las in der Designpost.

Ich habe einen Traum… Promis mit Schlafbrillen auf Fotopapier gab es im ‚Excelsior‘ zu entdecken.

Das Projekt ‚Platz nehmen‘ fiel ins Wasser. Johannes Kister hatte 100 rote Plastikstühle auf den Gereonshof platziert.

1 Kommentar

So ganz viel das Projekt „Platz nehmen“ nicht ins Wasser. Am Sonntag konnte man durchaus in der Sonne sitzend die Qualitäten des Platzes wahrnehmen. Ich staunte über die Frische der Fassaden und die fröhlich springenden Brunnen. Ein gelungenes Projekt also, gerne mehr davon im nächsten Jahr!