Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

„Junge Künstler liegen uns am Herzen“

Am 20. Juni beginnt ‚Rheindesign‘. Die Organisatoren erklären, was ihr Designfestival von den ‚Passagen‘ unterscheidet – und warum.

Visionen gehören zu seinem Geschäft, das hat Andreas Grosz in den vergangenen Jahren oft bewiesen. 2004 gründete er das „Kap am Südkai“, jetzt organisiert er ein Festival, das Designer aus ganz Europas nach Köln bringen will. An einen Ort, der so gar nicht durchdesigned ist, wie andere Metropolen – doch gerade das ist der Reiz: „Rheindesign“ will Altes aufpolieren, Neues bekannt machen und ein internationales Netzwerk an Designern fördern. Ein ehrgeiziger Anspruch.

Netzwerk statt Produktschau

„Ich war schon immer ein Macher“, sagt Grosz mit einem Lächeln und erklärt dann, wie es dazu kam, zu diesem Festival der Gestalter, das vom 20. bis 24. Juni stattfindet. Im Januar habe er mit Architekten und Designern im „Kap Forum“ zusammen gesessen und diskutiert. Über den Standort Köln in Europa und über die Design-Szene der Stadt. „Da wurde uns klar, dass wir ein neues Forum für Gestalter brauchen“. Keine Produktschau, betont Grosz. Was aber dann?

Chancen für junge Künstler

„Rheindesign“ ist offensichtlich nicht als Ergänzung zu der Designveranstaltung „Passagen“ im Januar gedacht, sondern als eigenständiges Projekt mit neuem Konzept. Dafür hat Andreas Grosz die Kulturjournalistin Inken Herzig engagiert. Als künstlerische Leiterin wählt sie aus, wer bei „Rheindesign“ vertreten ist und wer nicht – und das in einigen Fällen sogar unabhängig vom finanziellen Hintergrund. Wohl zahlen die Teilnehmer einen bestimmten Betrag. Dieser sei jedoch nur halb so hoch wie bei den „Passagen“, betont Herzig. „Außerdem sollen sich auch junge Künstler mit weniger Geld beteiligen können.“ Wer kann, zahlt einen allgemeinen Fixbetrag, wer nur wenige finanzielle Ressourcen hat, muss nicht so tief in die Tasche greifen – und wird von den anderen mitfinanziert.

„Rheindesign“ als Grundstock eines Netzwerkes

Andreas Grosz nennt „Rheindesign“ ein „Kommunikationsfestival“. Hintergrund ist der Anspruch, mit der Veranstaltung ein Netzwerk an Designern aufzubauen. „Wir wollen ein Forum für die Designszene schaffen“, sagt Grosz. Die gäbe es schließlich bereits seit zehn Jahren in der Stadt. Ihr wolle er helfen, die eigenen Positionen zeigen zu können – aber auch gleichzeitig Impulse von außen zu bekommen. „Rheindesign“ soll als kuratierte Ausstellung funktionieren. „Die Teilnehmer öffnen nicht einfach ihre Ateliers oder präsentieren ihre Produkte“, sagt Herzig. Vielmehr gehe es ihr um kurzzeitige Aktionen, die speziell für die Kölner Veranstaltung konzipiert werden.

Die Organisatoren denken europäisch

Das Festival selbst wurde in kürzester Zeit geplant. Vier Monate sind seit der Entscheidung für „Rheindesign“ vergangen. „Mehr Zeit für weitere Planungen wäre mir natürlich lieber gewesen“, räumt Grosz ein. Doch das Kölner Veranstaltungsjahr ist voll, noch im Sommer sollte das Projekt an den Start gehen. Fünf Wochen vor Eröffnung ist nicht bis ins Detail klar, wie das Gesamtprogramm aussehen wird. 20 Veranstaltungen stehen inzwischen fest – weitere 20 sollen es noch werden. Täglich werden auf der Homepage des Festivals neue Aktionen, Kooperationspartner und Designer angekündigt.

Die Organisatoren denken europäisch

Geplant wird international. Schließlich soll das Festival helfen, Designer aus ganz Europa nach Köln zu holen – und im Idealfall lokale Künstler inspirieren. Um den Austausch über Ländergrenzen hinweg zu fördern, gibt es eine Partnerstadt im Ausland. Grosz und Herzig haben sich diesmal für Brüssel entschieden – kein Wunder also, dass das Belgische Haus im Programm stark vertreten ist. Zudem werden ausgewählte Design-Botschafter“ aus Köln auf den Weg in die europäische Metropole gebracht, um in Belgien auf Designer aus Brüssel und Paris zu treffen. Im Zug zwischen den Ländergrenzen sollen Ora-Ito, Jean-Marie Massaud und Matali Crasset aus Paris mit Alain Berteau und Xavier Lust aus Brüssel ins Gespräch kommen – mit dabei sind dann auch die Kölner Design-Botschafter Professor Michael Erlhoff, Isabel Hamm und Tobias Gross. „2008 gehen wir dann in ganz Europa auf Partnersuche“, kündigt Grosz an. Denkbar seien für ihn Kooperationen mit Barcelona, Istanbul oder Kopenhagen, denn eins steht bereits fest: Im Herbst wird „Rheindesign 2008“ geplant.

Das Festival-Programm wird täglich aktualisiert und erweitert.

Was es bei Rheindesign alles zu sehen gibt? koelnarchitektur zeigt eine Auswahl aus dem vielseitigen Programm.

Annika Wind

rheindesign, das Sommerfestival.

Andreas Grosz

Inken Herzig kuratiert ‚Rheindesign‘.

Isabel Hamm, Professor Michael Erlhoff und Tobias Gross (von links) reisen als Designbotschafter nach Brüssel.