Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Diplom Wintersemester 2007

Eine Auswahl der Diplomarbeiten des Wintersemesters an der FH Köln.

Nach knapp drei Monaten Bearbeitungszeit präsentieren 54 Studierende ihre Arbeiten in einem leer stehenden, der FH Köln temporär zur Verfügung gestellten Bürogebäude. Besucher sind eingeladen eine große Bandbreite von Entwürfen in einer spannenden Raumstruktur und Vielzahl von Räumen zu erkunden. Insgesamt 7 Themen 5 verschiedener Institute standen zur Auswahl. Und die Vielschichtigkeit des in Vertiefungsrichtungen gegliederten Studiums zeigt sich in der Vielfalt der gestellten Aufgaben und bearbeiteten Entwürfe.

Die Redaktion der A:Jugend bietet anhand einer kleinen Auswahl einen Einblick und Querschnitt zu den ausgestellten Arbeiten.

Projektentwicklung Grundstücksareal Niehler Hafen

am Institut für Bauorganisation

bei Prof. Dr. Ing. Manfred Koopmann, Dipl. Ing. Maria Mocanu

„Wo Wasser ist, da ist auch Leben“

Diplom von Christoph Baumann – Drimborn

„Harboursideliving – Leben im Niehler Hafen“ nennt sich der Entwurf von Christoph Baumann – Drimborn. Die Grundlagen wurden durch Analysen und Untersuchungen im Planungsareal ermittelt und im Masterplan konkretisiert. Daraus ergeben sich diverse Anforderungen an Form und Gestalt mit dem primären Ziel, das Leben und Wohnen am Niehler Hafen zum Wasser hin auszurichten und durch die Verbindung zum Hafen dem Areal die positive Lebensqualität zu geben, sich zum Wohnen und Erholen aus dem städtischen Umfeld zurückzuziehen.

Gemäß den Vorgaben des Masterplanes entspricht die äußere Form des Gebäudes zwei „L“- förmigen Baukörpern mit je einem Solitär. Die Öffnung des Gebäudekomplexes zum Wasser hin wird durch zwei kopfseitige Auskragungen unterstrichen verleiht dem Bauwerk eine markante Ausrichtung. Die weiß verputzte Lochfassade ist durch vertikale, zweiflügelige Fenster gegliedert, verschiebbare Sonnenschutzelemente aus Holz wirken spielerisch und sorgen für ein ständig wechselndes Erscheinungsbild. Öffentliche und halböffentliche Außenräume integrieren sich in die bestehende Bausubstanz, die durch Überbauung einzelner gestalterisch, unabhängiger Parzellen einem modernen Stadtbild gleicht.

Weltausstellung Zaragoza 2008

am Institut für Gestaltung

bei Prof. Dipl. Ing. Jochen Siegemund, Prof. Dipl. Ing. Gunter Vettermann

Vom 14. Juni bis zum 14. September nächsten Jahres findet im spanischen Zaragoza die Weltausstellung Expo 2008 unter dem Thema ‚Wasser und seine Nachhaltigkeit‘ statt. Das Institut für Gestaltung der FH Köln stellte zur Aufgabe eine Messearchitektur in Form eines Länder – oder Themenpavillon zu entwerfen.

Themenpavillon ‚Eis und Schnee‘

Diplom von Simon Ruess

Das Gebäude besteht aus zwei Teilen, welche stark an eine Eislandschaft erinnert. Der größere Teil des Ausstellungsgebäudes wirkt in seiner Erscheinung eher statisch, der Kleinere durch seine deformierte Formgebung sehr dynamisch, wodurch schon bei der ersten Betrachtung im Besucher eine Spannung erzeugt wird. Es wirkt wie die Momentaufnahme eines großen Eisberges, an dessen Außenseite ein gewaltiger Teil in gerade diesem Augenblick abrutscht. Der sich ergebende Spalt zwischen den beiden Baukörpern fungiert als „natürlich“ entstandene Eingangssituation. Von hier aus wird der Besucher in die Erschließung der Ausstellung geleitet, welche über drei Ebenen führt. Die Szenerie der Ausstellung greift erneut das Thema und seine natürliche Ausformung auf und verdeutlicht, dass im Eis und Schnee das Leben darüber, darin und darunter stattfindet. Das themenbezogene Raumkonzept der Architektur wird durch geschickt eingesetzte Lichtöffnungen in Decken und Böden, welche diese wie Eisschollen wirken lassen , sowie durch etagenübergreifende Lichtsäulen, die dem ansonsten schlichten weißen Raum eine Anmut verleihen, umgesetzt. Gefasst wird diese weiße Innenwelt durch eine schwarze Außenhaut, welche einen Kontrast aufzeigt, zwischen alltäglicher Realität und dem Eintauchen in diese Natur. Die Ausstellung formt sich somit „zu einem Mahnmal mit monumentalem Charakter“.

Themenpavillon ‚Durst‘

Diplom von Martina Schulz

„Durst ist das Verlangen nach etwas nicht Vorhandenem, dass keinem bestimmten Sinnesorgan zuzuordnen ist“, so definiert das Lexikon diesen Begriff. Dass dies auch das Dürsten nach Wissen einschließt erfährt der Besucher bereits bei seiner Ankunft am Expo-Pavillon von Martina Schulz. Einem Gebäude, das im klassischen Sinne keines ist.

Von der Oberkante des Geländes aus entwickelt sich ein Gefüge aus Gängen und Räumen, teils offen, teils geschlossen, die ohne sie zu Betreten für den Betrachter kaum vollständig zu erfassen sind. Und so zieht es ihn, von Neugierde geleitet, in die Tiefe, um dem Sinn des Bauwerkes und seinen Inhalten auf den Grund zu gehen. Als Erschließungswege dienen so genannte „Durststrecken“, die nach oben geöffnet sind und ohne den Schutz vor äußeren Einflüssen, der sengenden Sonne ausgesetzt, das unangenehme Gefühl von Durst nachempfinden lassen. Diese Wege führen in vier geschlossene Orträume, die szenografisch und durch Kunstlicht inszenierte Ausstellungen beherbergen und anhand von vier Themen (Verlangen, Salz, Mensch und Weinen) dem Besucher auf unterschiedlichste Art und Weise das Erfahren von ‚Durst’ vermitteln.

Um der Art des Bauens in die Erde gerecht zu werden wurden als gestaltgebendes Material Spundwände verwendet, die normalerweise im Erd- und Wasserbau eingesetzt werden. Mit dem Ende der Expo werden diese rückstandslos aus der Erde entfernt und zu ihrem nächsten Einsatzort transportiert. Auch die Tragstruktur der Decken kann gegen Schrottwert eingetauscht werden. Auf diese Weise überträgt Martina Schulz den Aspekt der Nachhaltigkeit nicht nur auf das übergeordnete Thema der Weltausstellung, sondern auf die gesamte Architektur.

Geburtshaus Pater Joseph Kentenich in Erftstadt

am Institut für Baudenkmalpflege

bei Prof. Dr. Ing. Michael Werling, Prof. Dr. Ing. Norbert Schöndeling

Das Geburtshaus von Pater Joseph Kentenich ist eine Pilgerstätte für Anhänger der Schönstattbewegung, die Pater Kentenich 1914 ins Leben gerufen hat.

Aufgabe der Diplomanden war es, das Geburtshaus mit seinen Nebengebäuden als historischen Ort zu erhalten und eine ergänzende Bebauung im rückwärtigen Grundstücksbereich zu planen, die zusätzlich Räume für Pilger aufnehmen sollte.

Im Zentrum die Marienfigur, die alles verbindet

Diplom von Klaus Mikus

Klaus Mikus Konzept ist es, ein sakrales Symbol als Zentrum zu schaffen, in dem der neu zu planende Bereich mit dem Geburtshaus und dem Freibereich verbunden wird. Als sakrales Symbol dient eine Marienstatue, die den direkten Vergleich zur Kentenich Statue in Schönstatt bringt.

Das bestehende Geburtshaus Kentenich wird von dem Diplomand schlicht gehalten, um einen meditativen Charakter zu erzeugen. Die Achsen der Brandwände, die auf den Grundstücksgrenzen geplant wurden, geben den Mittelpunkt der Marienstatue vor. Auch die neu geplanten Gebäude unterwerfen sich dem Konzept, der Zentrierung der Marienfigur. Alte Elemente werden durch Sichtbeziehungen mit in den Entwurf integriert und in der Neuplanung wieder aufgegriffen. „Kentenichs Vision vom Zurückholen des Glaubens zum Menschen hin, und weg von der transzendentaler Entrückbarkeit findet hier seine architektonische Entsprechung“, so der Diplomand Klaus Mikus.

Wohnen und Arbeiten im Neusser Hafen

am Institut für Städtebau

bei Prof. Dipl. Ing. Gerd Hamacher, Prof. Dipl. Ing. Jürgen von Brandt

Das Institut für Städtebau stellte den studentischen Wettbewerb des BDB zu Aufgabe

Wasser als Lebensmittelpunkt

Diplom von Tanja Schmidt

Das Besondere der vorgefundenen Situation ist vor allem, dass die Brachfläche sowohl an ein Industriegebiet angrenzt als auch an die Neusser Innenstadt. Die Diplomandin Tanja Schmidt entwickelt einen Entwurf, der es schafft, die beiden unterschiedlichen Bereiche durch eine Brückenverbindung an die Hafeninsel anzuschließen. Zusätzlich stellt sich durch dieses Gestaltungsmittel beim Betrachter eine Assoziation mit dem typischen Rheinpanorama ein. Die größte Qualität stellt das, die Halbinsel umgebende, Wasser dar, das ein angenehmes Wohn- und Lebensgefühl vermittelt. Im momentanen Zustand ist es den Bewohnern lediglich möglich, das Wasser optisch zu erfahren; Tanja Schmidt hat es sich zum Ziel gesetzt, Wege zu schaffen, die ein aktives Erleben des Elementes möglich machen. Dieses Konzept sieht vor, die Insel in der Mitte längsseits abzutragen, um ein schmales Hafenbecken für Sportbootbewegungen entstehen zu lassen.

Der Hafen soll die Funktion eines „Theaters“ symbolisieren. Die Wohnbebauung solle zur Tribüne und Menschen zu Zuschauern werden. Herausragend an der vorgesehenen Umnutzung ist außerdem, dass wassernahes attraktives Wohnen in der kompletten Baustruktur verwirklicht werden kann. Die beiden Landzungen werden nach Funktionen unterteilt: die westliche steht für das öffentliche lautere Leben, das durch Ansiedlung von Geschäfts- und Büroflächen, Restaurants und Cafes verkörpert werden soll, die östliche soll das ruhigere Wohnen ermöglichen.

In der Ausstellung sind weitere Arbeiten des Instituts für Entwerfen, Konstruieren und Gebäudelehre zu sehen. Planzeichnungen und differenzierten Modelle zeigen, dass neben dem Entwerfen von anspruchvoller Architektur auch viel Augenmerk auf eine anspruchsvolle Präsentation gelegt wird.

Eine ausführliche Beschreibung der Arbeiten und der Ausstellung finden Sie im Bereich der A:Jugend

DiplomAusstellung der FH Köln

Ausstellungsort Ehemaliges Axa-Gebäude am Rhein

Wörthstr.34/Konrad-Adenauer-Ufer

50668 Köln

Ausstellungsdauer bis 07.02.2007

geöffnet täglich (außer montags) von 17 bis 20 Uhr

Redaktion A:Jugend

treppenhaus

flur

Das Ausstellungsgebäude

c2 perspektive oben

„Harboursideliving – Leben im Niehler Hafen“ – Entwurf von Christoph Baumann – Drimborn

c2

Die detailierte Ausformulierung der Baukörper

Entwurf: Christoph Baumann – Drimborn

c3 eis und schnee modell

Themenpavillon ‚Eis und Schnee‘ – Entwurf Simon Ruess

lichtkonzept

Die Lichtkonzeption im Inneren des Pavillons

Entwurf: Simon Ruess

c3 durst

Grundriss des Themenpavillon ‚Durst‘ – Entwurf Martina Schulz

c3 durststrecke

So genannte Durststrecken dienen als Erschließungswege

Entwurf: Martina Schulz

modellfoto

Themenräume vermitteln auf unterschiedlichste Art und Weise das Erfahren von ‚Durst’.

Entwurf: Martina Schulz

c4 collage

Im Zentrum die Marienfigur, die alles verbindet – Entwurf von Klaus Mikus

korrespondenz

Korrespondenz der alten und neuen Bausubstanz

Entwurf: Klaus Mikus

schnitt

Die ergänzende Bebauung im rückwärtigen Grundstücksbereich des Geburtshauses.

Entwurf: Klaus Mikus

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‚Wohnen und Arbeiten im Neusser Hafen‘ – städtebaulicher Entwurf von Tanja Schmidt

schnitt

Brückenverbindung der Hafeninsel mit dem Industriegebiet und der Neusser Innenstadt

Entwurf: Tanja Schmidt

entwerfen

Planzeichnungen und differenzierten Modelle des Instituts Entwerfen, Konstruieren und Gebäudelehre.