Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Der erste Drilling

An einen ‚Tisch mit einem Bein darunter‘ sollen die drei Kranhäuser im Rheinauhafen erinnern. Nun wurde der erste Grundstein gelegt.

Einst waren sie vor allem funktional, die Kräne im Rheinaufhafen. Dann jedoch kam der Strukturwandel und machte aus den tonnenschweren Hebeinstrumenten eine Inspirationsquelle: Wenn im Sommer 2008 das erste von drei Kranhäusern im Kölner Rheinauhafen fertig gestellt ist, dann wird zumindest die äußere Form an die Kräne von damals erinnern. 58 Meter hoch ragt dann eine transparente Metall-Glaskonstruktion über das Rheinufer.

Ein „Tisch mit einem Bein darunter“

Erste Pläne der konstruktivistisch anmutenden „Kranhäuser“ waren bereits Anfang der 90er-Jahre entstanden. (BRT Architekten, Hamburg + LINSTER Architekten, Trier) Mehr als zehn Jahre nach der ersten Konzeptidee wächst nun der erste Bau in den Himmel, der in erster Linie an einen „Tisch mit einem Bein darunter“ erinnern soll – so jedenfalls umschreibt es Projektleiter Arne Erichson. Auch wenn El Lissitzky Wolkenbügelentwurf von 1924 noch ohne ein zweites Fluchtreppenhaus, und damit ohne zweites Bein auskam, erinnern die neuen Perspektiven für den Rheinauhafen doch sehr an die moderne Variante der Wolkenbügelpläne für das aufstrebende Moskau der Nachzarenzeit.

Tischbeine mit einem Riegelbau als Platte

Als „Beine“ einer so genannten „Tisch“-Konstruktion, könnten die Treppenaufgänge und Schachtanlagen für Aufzügen und Technik des Gebäudes gesehen werden: Der eine Aufgang ist von Glas ummantelt und schließt fast unmittelbar ans Rheinufer an. Der andere liegt ihm gegenüber, ist allerdings in die Gebäude- und Geschossstruktur integriert. Von der Seite sehen beide Treppenhäuser aus wie Stützen oder eben im weitesten Sinne wie „Beine“ eines Tisches, dessen „Platte“ ein horizontaler, mehrgeschossiger Riegelbau mit einer Länge von 70,50 und einer Breite von 34,10 Metern bildet.

Zwei Bürogebäude, ein Wohnhaus

Zehn Stockwerke hoch reicht die vertikale Struktur, darüber sind weitere Stockwerke geplant, deren Anzahl jedoch zwischen den jeweiligen Kranhäusern variiert: Während die Kranhäuser Mitte und Süd als reine Bürogebäude konzipiert sind, wird es im Kranhaus Nord nur Wohnungen geben. „Die absolute Höhe aller drei Gebäude wird identisch sein, im nördlichen Kranhaus jedoch sind mehr Stockwerke geplant, allein schon wegen der niedrigeren Deckenhöhe bei den Eigentumswohnungen“, sagt Erichson über das Dreier-Ensemble am Rhein.

Die Promenade bleibt öffentlich zugänglich

Wie eine Klammer legt sich die Gebäudestruktur der „Tischplatte“ um das Treppenhaus direkt am Rheinufer. „Die Nutzer der jeweiligen Etagen können quasi im Kreis laufen“, erklärt Erichson. Der rechteckige Innenraum zwischen den beiden zum Rhein hin reichenden Schenkeln des Riegelbaus bleibt in den Bürohäusern frei, soll im Wohnhaus jedoch zu einem Hallengarten und Atrium mit verschiedenen Loggien abgeschlossen werden, deren konkretes Aussehen zurzeit noch geplant wird, so Erichson. Fest steht allerdings, dass alle Kranhäuser nicht öffentlich zugänglich sind, wohl aber der Raum unter ihnen. Das Ziel: Die Hafenanlage soll mit einer öffentlichen Promenade wieder zugänglich und belebt werden. Damit bleiben die drei Kranhäuser zentrales und imageprägendes Projekt für die Umgestaltung des gesamten Areals.

Weitere Kranhäuser werden 2007 gebaut

Investor des ersten der drei Gebäude ist die Firma „Development Partner“ aus Düsseldorf, die das mittlere Kranhaus bereits an die Wiesbadener „Oppenheim Immobilien Kapitalanlagegesellschaft“ verkauft hat. Mitte Oktober war der Grundstein des ersten Kranhauses gelegt worden. „Gespräche mit einer Investorengemeinschaft für die beiden anderen Gebäude laufen bereits“, bestätigte Erichson. Die Namen möglicher Mieter oder Käufer jedoch wollte der Architekt noch nicht nennen. Wohl aber den Termin für die nächsten Bauarbeiten: Schon im Frühjahr nächsten Jahres sollen die beiden anderen Kranhäuser in den Himmel wachsen.

Martha Cramer

Der erste Drilling ist schon im Bau, im Frühjahr 2007 werden auch die Kranhäuser Nord und Süd in Angriff genommen.

Wie eine Klammer legt sich die obere Gebäudestruktur um einen freistehenden Treppenaufgang, ein zweiter Aufgangstrakt ist in das Gebäude integriert.

Die Kranhäuser selbst werden nicht öffentlich zugänglich sein – dafür die darunter liegende Rheinpromenade.