Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Bibel, Luther und Bankvorstand

Wer steht wie zu Kirchengebäuden? Eine Zitatsammlung.

„Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“

Math. 18, 20

„Der Wert einer Kirche bemisst sich nach dem Grundstückswert minus Abrisskosten.“

Heinz-Peter Heidrich, Vorstandssprecher der Bank im Bistum Essen

„Schon eine geringe Zahl von Kirchen, die als Diskotheken, Einkaufszentren oder Fischrestaurants genutzt werden, gefährdet den Symbolgehalt auch anderer Kirchengebäude.“

Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland

„Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr.“

1 Kor. 3, 17

„Wie die Sakramente, so sind auch die Kirchengebäude Zeichen Gottes unter den Menschen. Auch sie haben eine soziale Dimension. Für die Gläubigen sind die Kirchen Orte des Gebets oder der Besinnung, aber eben nicht nur für sie.“

Bischof Claude Dagens von Angoulême

„Bei unumgänglichen Veräußerungen sollte allerdings darauf geachtet werden, dass nicht kunsthistorisch/baugeschichtlich relevante und ensemblewirksame Bauten hier zum Opfer fallen, und die Gebäude in ihrer Substanz ohne tief greifende Umgestaltungen eine dem ursprünglichen religiösen Zweck völlig konträre Verwendung anheim fallen.“

Univ.-Prof. Dr. Gregor M. Lechner OSB, ehem. Chefredakteur „das münster“

„Aber sollte Gott denn wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel mögen dich nicht fassen, wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe!“

1 Kön. 8, 27

„So spricht der Herr: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Was wäre das für ein Haus, das ihr mir bauen wolltet, und welches wäre die Stätte meines Wohnens?“

Jes. 66, 1

„Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.“

Apg. 17, 24

„Bevor eine Diskothek, ein Restaurant oder ähnliches eine Kirche für ihre Zwecke erwirbt, sollte man sie lieber ‚rückbauen‘.“

Wolfgang Pille, Kaplan in Bösel

„machet nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhause!“

Joh. 2, 16

„Denn keyn ander ursach ist kirchenn zu bawen, ßo yhe eyn ursach ist, denn nur, das die Christen mugen tzusammenkommen, bitten, predigt horen und sacrament empfahen. Und wo dieselb ursach auffhoret, sollt man dieselben kirchen abbrechen, wie man allen anderen hewßern thutt, wenn sie nymmer nütz sind.“

Martin Luther in der „Kirchenpostille“, 1522

„Wo wir trotzdem gezwungen sind, ein Kirchengebäude aufzugeben, sollten in erster Linie seelsorgliche Erwägungen zu dieser Entscheidung führen.“

Dr. Dominik Schwaderlapp, Generalvikar des Erzbischofs von Köln

„und lasset euch auch selbst wie lebendige Steine aufbauen als ein geistliches Haus zu einer heiligen Priesterschaft, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott angenehm sind durch Jesus Christus!“

1 Pet. 2, 5

„In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.“

Joh. 14, 2

1 Kommentar

Genial, diese Zusammenstellung von Zitaten. Tatsächlich sind die überflüssigen Kirchengebäude ein trauriger Ausdruck des eigentlichen Problems. Gläubige kommen nicht mehr zusammen als lebendige Steine zum Gebet und als geistlichen Haus. Wenn da nur noch die Gebäude übrigbleiben, sind sie wie eine klaffende Wunde. Für viele moderne Christen sind die Kirchengebäude auch architektonisch keine Anziehungspunkte, weil sie als kalt und unattraktiv empfunden werden. Sollte nach einem langen Schrumpfvorgang einmal wieder ein Kirchenwachstum eintreten, freue ich mich auf die neuen Möglichkeiten, Häuser zu bauen, in denen Menschen gerne Gott suchen. Damit will ich nicht sagen, dass in alten Gotteshäusern keine gestalterische Schönheit vorzufinden ist, aber es ist eben doch Geschichte und Erbe und entspricht selten dem Ausdruckswillen der heute lebenden Gläubigen.