Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Frage 3: Gibt es alternative Konzepte zum Hochhaus?

koelnarchitektur.de:
Bestimmte Investitionen scheinen sich über die Bauhöhe der Immobilie zu definieren. Lässt sich z.B. der Wunsch nach Repräsentation auch anders erfüllen als üb…

koelnarchitektur.de:

Bestimmte Investitionen scheinen sich über die Bauhöhe der Immobilie zu definieren. Lässt sich z.B. der Wunsch nach Repräsentation auch anders erfüllen als über die Höhe? Welche alternativen, faszinierenden Konzepte zum Hochhaus sehen Sie in den nächsten Jahren?

Christoph Ingenhoven

Viel besser als über die Höhe, durch die Qualität und Kommunikationsfähigkeit. – Die Firma wird ein wichtiger Platz. Nachdem Familie, Staat und Kirche ihre ehedem tragende Rolle auch im öffentlichen Raum nur mehr mühsam wahrnehmen können, sollten private Gebäude offene, transparente, sozial interaktive Strukturen anbieten. Stellen wir uns mal vor, wie viel besser z.B. die Kölner Innenstadt wäre, wenn die in ihr beheimateten Verwaltungen, Versicherungen, Konzerne präsent wären und statt eines Höhenwettbewerbs einen Wettkampf um das den öffentlichen Raum am besten fördernde Haus veranstalten würden.

Fritz Balthaus:

Jenseits von hoch und tief sollte wieder auf qualitätsvolle Architektur gesetzt werden – zuungunsten von Investitionsbauten, die nur Volumen greifen. Wo nur Wirtschaftlichkeit die Formen beherrscht, spürt bald der letzte Nutzer das was nicht stimmt. Am Schluss frisst das ewige Schwarzlicht des Leerstands das Wirtschaftlichkeitsargument auch noch weg – im nächtlichen Berlin fluoresziert es allerorten blau.

Christiane Thalgott

Natürlich ist der Wunsch nach Repräsentation keineswegs nur über die Höhe zu erfüllen. Es gibt viele hervorragende repräsentative und innovative Projekte, die durch die durchdachte und schöne Gestaltung von Gebäude und Freiraum wirken, ohne die Höhe der Umgebung zu überragen. Faszinieren können da besonders die Projekte, bei denen das Ganze und das Detail übereinstimmen, Haus und Garten eine Einheit bilden, Architektur und Kunst gemeinsam wirken und zukünftige technische Systeme und hervorragende Gestaltung bis in die alltäglichen Gebrauchsgegenstände überzeugend den „Geist“ des Hauses vermitteln.

Falk Jaeger

Projekte wie die Swiss Re in München von BRT oder die DKV am Gustav-Heinemann-Ufer in Köln von Sauerbruch/Hutton haben hinreichend repräsentatives Potenzial. Natürlich sind signifikante Hochhäuser Identifikationsträger. Aber was geschieht in unserer wirtschaftlich turbulenten Zeit, wenn Mannesmann durch Vodafone geschluckt wird, die Dresdner Bank durch UBS oder gar BMW durch Toyota?

Barbara Schock-Werner

Wie schon gesagt, die Zeit da nur Hochhäuser als repräsentativ galten, scheint mir vorbei zu sein. Ich glaube, dass in den nächsten Jahrzehnten viel mehr Qualität der Architektur und urbane Gestaltung der Umgebung über den repräsentativen Wert eines Gebäudes entscheiden werden.

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ingenhoven neu (Image/Foto)

‚Nachdem Familie, Staat und Kirche ihre ehedem tragende Rolle auch im öffentlichen Raum nur mehr mühsam wahrnehmen können, sollten private Gebäude offene, transparente, sozial interaktive Strukturen anbieten.‘

Christoph Ingenhoven

Architekt BDA, RIBA

1960 in Düsseldorf geboren, Architekturstudium an der RWTH Aachen und an der Kunstakademie Düsseldorf. 1985 Bürogründung Ingenhoven Architekten, Düsseldorf. Schwerpunkte: Bürobauten, Hochhausprojekte im In- und Ausland, Handels– und Industriebauten, Design und Interior. Zahlreiche Preise in nationalen und internationalen Wettbewerbsverfahren und Auszeichnungen für realisierte Bauten. Internationale Publikationen, Vorträge und Ausstellungen.