Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Museumserweiterung Schloss Homburg

Kölner Büro van den Valentyn gewinnt Architektenwettbewerb

Schloss Homburg liegt 50 km östlich von Köln im Bergischen Land, bei Nümbrecht. Ursprung der heute noch vorhandenen Schlossanlage ist eine frühmittelalterliche Höhenburg der Grafen von Sayn. Rege Bautätigkeiten in der Barockzeit erweiterten die Anlage und verliehen der Burg schließlich das Aussehen eines Barockschlosses. Im 19. Jahrhundert verfiel Schloss Homburg zusehends, so wurde ein Teil des Schlosses, das sogenannte Wittgensteiner Haus, 1850 komplett abgerissen, um Straßenschotter zu gewinnen. Vor dem 1. Weltkrieg ließ Fürst Richard von Sayn-Wittgenstein-Berleburg das Schloss jedoch teilweise wiederaufbauen.

1926 schließlich wurde das Museum gegründet mit dem Schwerpunkt heimatkundlicher Sammlungen. Heute ist das Museum Schloss Homburg das kulturhistorisches Museum des Oberbergischen Kreises. Es beherbergt kunst- und kulturhistorische sowie naturkundliche Sammlungen. Vor allem aber will das Museum die Lebensbedingungen der Menschen aus der oberbergischen Region umfassend darstellen, so gibt es z.B. auch eine Sammlung von Gegenständen des täglichen Bedarfs. Das Museum Schloss Homburg hat bereits seit mehreren Jahren ein eklatantes Raumproblem.

Wettbewerbsausschreibung und Teilnehmer

Der Oberbergische Kreis schrieb im vergangenen Herbst den beschränkten Wettbewerb zur Museumserweiterung von Schloss Homburg aus. Zehn Architekturbüros aus der näheren Umgebung wurden eingeladen. Folgende neun Büros reichten einen Entwurf ein:

Architekturbüro Böhm, Köln

Busmann u. Haberer, Köln

Deveny u. Partner, Gummersbach

Architekturbüro Ortwin Hillnhütter, Reichshof

Architekt Günter Lang, Nümbrecht

Mekus-Bramlage Architekten, Düsseldorf

Oxen + Römer und Partner GbR, Hürth

Gernot Schulz Architektur, Köln

Architekt BDA Thomas van den Valentyn, Köln

Das Preisgericht unter Vorsitz von Walter von Lom, entschied sich am 10.12.2005 für den Entwurf des Kölner Architektenbüros Thomas van den Valentyn, die Arbeitsgemeinschaft Schlosserweiterung schloss sich am 10.01. diesem Votum an.

Die Projektleitung des Siegerentwurfes lag bei Matthias Dittmann in Zusammenarbeit mit Rene Albrecht, Daniel Crone und Luise Kister. Der erste Preis war mit 7.500 Euro dotiert. Insgesamt betrug die Wettbewerbssumme 18.000 Euro.

Der zweite Preis ging an das Büro Oxen + Römer (5.000 Euro), den dritten Preis gewann Busmann u. Haberer (3.500 Euro). Das Architekturbüro Böhm erhielt den vierten Preis (2.000 Euro).

Die Wettbewerbsaufgabe und die Umsetzung bei van den Valentyn

Der Oberbergische Kreis schrieb den Wettbewerb zur Museumserweiterung im vergangenen Herbst aus. Durch Neubauten soll die beengte Raumsituation von Schloss Homburg und die Präsentation innerhalb der Gesamtanlage verbessert werden. Das Ziel des Wettbewerbs ist, so der Auslobungstext: „die Erlangung von architektonisch hervorragend auf die historische Substanz abgestimmte Lösungen“, und zwar für:

1. einen neuen Eingangs- und Servicebereich mit integriertem Museumsshop im Bereich des ehemaligen Wittgensteiner Hauses. Bedingung ist, dass das dahinter liegende Mauerwerk sich möglichst gestalterisch unterordnet und eine großzügige Verglasung den Blick auf Burghof und Schloss ermöglicht.

Der Entwurf van den Valentys sieht hier einen transparenten Pavillon vor, in dem das Foyer und der Museumsshop untergebracht werden. Eine flache Dachscheibe soll durch die fließenden Formen andeuten, dass sich der Pavillon an die alten Mauern anlehnt.

2. ein Neubau als Anbau an das „Rote Haus“, ein rotes Gebäude östlich der Anlage gelegen, das Teil eines dreimal so langen Gebäudezuges war. Hier soll ein Restaurant, ein typisches Landhaus mit mittleren Kapazitäten untergebracht werden, dass nicht nur die Tagesausflügler ansprechend versorgt. Aufgrund der Denkmalschutzauflagen soll sich der Neubau am „Roten Haus“ deutlich vom vorhandenen Bestand abheben.

Van den Valentyns Vorschlag sieht hier eine Verlängerung auf den Grundmauern des Roten Hauses um das Anderthalbfache vor. Trauf- und Firsthöhen werden dem Altbau angepasst.

3. auf der Fläche der ehemaligen Orangerie soll ein Neubau entstehen, der als Veranstaltungsbereich für Museumsausstellungen und Mietbereich in Ferien- und Vakanzzeiträumen genutzt werden kann.

Hier sieht der Entwurf van den Valentyn einen Pavillon im gleichen transparenten Stil wie für den Eingangsbereich vor. Für beide Pavillons werden Glas und Grauwacke die bestimmenden Materialien sein. In diesem Pavillon wird das Museum Sonderausstellungen zeigen und Gäste können den Raum für Konzerte, Tagungen und Kongresse mieten. „Wir wollen ein Forum für Kultur, Wissenschaft, und Wirtschaft schaffen“ erklärt die Museumsdirektorin Dr. Gudrun Sievers-Flägel.

Die Finanzierung

Die Finanzierung der ersten beiden Bauabschnitte ist durch die Spenden der Kreissparkasse Köln (1 Million Euro) und des Fördervereins Schloss Homburg (330.000 Euro) gesichert.

Für den zweiten Pavillon stehen die nötigen Mittel noch nicht zur Verfügung. Der Kreis wird sich nicht an den Kosten beteiligen. Wahrscheinlich können Finanzmittel der Regionale 2010 genutzt werden, der Beginn der dritten Bauphase wird sich wohl noch einige Jahre hinziehen. Dies ist aber nicht weiter schlimm, denn:

„Jeder Bauabschnitt kann für sich existieren, ohne Stückwerk zu bleiben“, lobt von Walter von Lom, der Vorsitzende des Preisgerichts, das Konzept des Entwurfs von van.den Valentyn.

Ein Rückblick

Schon einmal, 1998 wurde ein Architektenwettbewerb zur Museumserweiterung von Schloss Homburg durchgeführt – als Stufenverfahren europaweit ausgelobt. Prämiert wurden damals die Hamburger Architektengruppe Konermann, Pawlik, Siegmung (1. Preis), das Team Prof. Gilberto Botti (2. Preis) und das Architektenbüro Gerkan, Marg + Partner, Hamburg (3. Preis).

Die prämierten Bauentwürfe wurden gleich nach der Veröffentlichung von Bevölkerung und Lokalpolitik kontrovers diskutiert und entfachten eine Debatte über zeitgenössische Architektur. Letztendlich wurde keiner der Entwürfe umgesetzt.

Vom 1. bis 5. Februar 2006 waren nun wiederum alle Wettbewerbsentwürfe für die interessierte Öffentlichkeit auf Schloss Homburg ausgestellt, die Reaktionen diesmal – überwiegend positiv. Recht einhellig äußerten die Besucher die Meinung, dass der Wettbewerbssieger van den Valentyn von allen Teilnehmern tatsächlich den besten Entwurf abgeliefert habe.

Damals geübte Kritikpunkte, z.B. der Wunsch nach einer rücksichtsvolleren, kleinteiligen Erweiterung der bestehenden Substanz, seien im aktuellen Wettbewerb berücksichtigt worden.

Bau- und Kulturausschuss haben in ihrer gemeinsamen Sitzung am 15.02.2006 entschieden, die Planung fortzuführen. Schließt sich der Kreistag dem Anfang März an, sollte dem geplanten Baubeginn 2007 nichts mehr im Wege stehen.

Britta Weißbrod

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Schloss Homburg, Gesamtansicht

Visualisierung: Van den Valentyn

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Lageplan der Gesamtsituation

Visualisierung: Van den Valentyn

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Eingangspavillon: großzügige Verglasung lassen Einblicke auf Burghof und Schloss zu.

Visualisierung: Van den Valentyn

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Dritter Bauabschnitt: Ansicht von Süden. Visualisierung: Van den Valentyn

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Visualisierung: Van den Valentyn

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Erweiterung des ‚Roten Hauses‘. Vorhandene Kubaturen werden übernommen. Visualisierung: Van den Valentyn

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Modell des 2. Preises: Oxen + Römer, Hürth

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Modell des 3. Preises: Busmann u. Haberer, Köln

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Modell des 4. Preises: Architekturbüro Böhm, Köln

1 Kommentar

Nach einigen Jahren bin ich in meine Heimatstadt zurückgekehrt, und da ich mich an die gemütlichen Mittelalter-Feste in Homburg zurück erinnern konnte, habe ich auch gleich Schloss Homburg besucht. Ich habe in meinem Leben schon viele unpassende Gebäude sehen dürfen, aber dieser Glasklotz bekommt den Keks. Manchmal frage ich mich, wie man heutzutage Architekt wird, wohl nur wenn einem völlig der Sinn zur Komposition fehlt! Wie kann man um alles in der Welt so ein scheusliches modernes Gebäude neben ein Schloss aus dem 12.Jh. stellen?! Herr Gott, die Leute vom Mittelalter Markt haben an ihren Ständen im Kulturpark geheult so häslich ist das!!
Mir ist bisher nicht ein Mensch über den Weg gelaufen, der das als „Geschmack der Allgemeinheit“ ansehen würde. Sowas kann man in eine Stadt klatschen, nicht neben meine Lieblingsburg :(.