Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Ein Höhenkonzept für die linksrheinische Innenstadt

Neuer Auftakt zum Tauziehen zwischen Bewahrern und Erneuerern.

Im übervollen Domforum referierte die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Anne Luise Müller, den Status quo des Höhenkonzepts. Die Expertenanhörung zum Thema Hochhäuser hatte 2003 den Anstoß zu dieser Ausarbeitung gegeben. Was seither geleistet wurde, ist eine eingehende Bestandaufnahme der Innenstadt nach Höhen, Quartieren, Bautypen, Nutzungen und Wirkungsfeldern der stadtbildprägenden Baudenkmäler, allen voran natürlich des Domes und der romanischen Kirchen.

Die aktuelle Vorlage geht von vier Höhenzonen aus: 15 m, 20 m, 22,50 m (angelehnt an die Traufhöhe der Hauptschiffe der romanischen Kirchen und die historische Ringbebauung). Eine Höhe bis maximal 35 Meter hält man entlang der Nord-Süd-Fahrt in der heterogenen Geschäftsstadt für verträglich – sofern das Grundstück nicht im Wirkungsfeld einer Kirche oder eines Denkmals liegt. In der folgenden Diskussion setzte sich für diese Zone die Sprachformel „roter Restbereich“ fest.

An den Ringstraßen, genauer an den Kreuzungspunkten der großen Radialen, sind sogar Bauhöhen bis zu 60 Meter zulässig. Die Genehmigung, die 22,50 Meter zu überschreiten, soll in jedem Fall an die Einhaltung bestimmter Qualitätskriterien gekoppelt werden.

Das Podium war besetzt mit dem früheren Stadtkonservator Dr. Ulrich Krings, dem früheren Oberbürgermeister Dr. Norbert Burger, dem amtierenden Dezernenten für Planen und Bauen, Bernd Streitberger, und einem externen Beobachter, Christoph Ingenhoven, Architekt BDA aus Düsseldorf. Er hatte sich bereits 2003 im Expertenhearing mit dem Höhenwachstum Kölns beschäftigt.

„Roter Restbereich“ statt roter Faden?

Zwei Aspekte soll dieses Konzept leisten. Es soll die charakteristische Stadtgestalt unterstreichen und ihre Geschichtlichkeit wahrnehmbar machen. Dass dies auch durch Neubauten geschehen kann, diesen Gedanken brachte Christoph Ingenhoven in die Diskussion ein. Die Vorlage offenbare, dass man von Angst und Bedenken getrieben sei, so das Feedback des Architekten. Es werde nicht überlegt, wann und wo höhere Bauten sinnvoll seien, sondern an welchen Stellen sie sich ohne Widerstand errichten ließen. Ingenhoven sieht darin eine Auswirkungen des „Unesco-Schocks“.

Mit dem Vorschlag, die maximale Bauhöhe in der Innenstadt einheitlich auf 22,50 Meter zu beschränken, präsentierte sich Dr. Burger als „Freund einfacher Lösungen“. Er erntete mit diesem Ansinnen gleichermaßen Sympathie wie Lachen. Dr. Ulrich Krings fand – seiner Profession gemäß – die Schutzräume um die Denkmäler unzureichend. Mit Blick auf anstehende Neubauten führte er das Umfeld von St. Gereon und von St. Kunibert explizit an. Zudem werde die besondere Qualität des Kölner Stadtpanoramas als Alleinstellungsmerkmal zu wenig beachtet.

Auf dem Weg zum Masterplan

Bernd Streitberger betonte, dass das Stadtplanungsamt derlei Anregungen prüfen werde. Das Höhenkonzept solle ja gerade mit Unterstützung von Experten und unter Einbeziehung der Bürger bis zum Sommer 2006 entwickelt werden. Er räumte den defensiven Charakter des Konzepts ein, verwies aber zugleich darauf, dass es sich um einen Teilschritt auf dem Weg zu einem Masterplan für die Innenstadt handelt. Dieser soll für die kommenden zehn Jahre Perspektiven entwerfen, die Köln „gestalterisch nach vorne bringen“. Der Plan habe die Verbesserung der Standortqualität und vor allem die Aufwertung des Öffentlichen Raums zum Ziel, der seit Jahrzehnten vernachlässigt wurde.

Die Besonderheit der Kölner Stadtentwicklung, dass nämlich Regeln und Ausnahmen nahezu gleichwertig nebeneinander stehen, drückt sich für Ingenhoven, wie er charmant formulierte in „einer mindestens leicht disparaten Stadtgestalt“ aus. Eine Deckelung wäre da alles andere als hilfreich, mahnte er. „Legt man sich auf eine maximale Bauhöhe fest, wird alles, was schon besteht und höher ist, egal wie hässlich, als Solitär im Stadtbild nicht nur betont sondern auch verewigt.“

Wie aber lässt sich aus dem, was nun einmal da ist, „ein starker Charakter“ entwickeln? Das, und nicht die Festlegung von Bauhöhen, sei eigentlich zu diskutieren, regte der Gast aus Düsseldorf an.

Die Vorstellungen darüber, wie das gehen kann, aber auch darüber, wie man den „starken Charakter“ inhaltlich füllt, changieren.

Der Zusammenhang von Höhe und Bedeutung

Dass vom Kirchturm bis zum WDR-Archivhaus die Sichtbarkeit in der Stadt an die Bedeutung für dieselbe gebunden war, daran erinnerte Architekt Christian Schaller in einer Art Schlusswort. Wenn man die zentralen Probleme der Innenstadt in den Vordergrund rücke, etwa die Verkehrsschneisen wie die Nord-Süd-Fahrt, wäre es sinnvoller über horizontale Verbindungen nachzudenken als über ein Höhenwachstum. So lautete sein Plädoyer, das auch auf dem Podium Nicken und Zustimmung fand.

Ob das Köln des 21. Jahrhunderts mutig in die Zukunft weist und neue Wege geht, oder ob es seine Stärke aus der Geschichte bezieht und die Pflege von Vorhandenem als wesentlichen Kulturauftrag begreift, wird vielleicht schon das Höhenkonzept, gewiss aber der Masterplan erkennen lassen.

Petra Metzger

Höhenkonzept

Die Vorschläge des Stadtplanungsamtes auf einen Blick. Bis zum Sommer 2006 soll dieses Konzept durch Expertengespräche und Diskussionen mit den Bürgern verbessert und verfeinert werden.

Höhen Ringe

Höhe und Bedeutung – Gestern und Heute.

2 Kommentare

Sehr geehrte Frau Metzger,

gerne, sehr gerne werde ich meine Meinung zu dem dezeit in Diskussion befindlichen Höhenkonzept für den linksrheinischen Innenstdtbereich kommentieren. Allerdings, und vielleicht können Sie mir diese Frage beantworten, ist es mir bisher ein Rätsel, weshalb der gesamt Bereich des Rheinauhafens in die Betrachtung nicht einbezogen ist. Gehört dieser Bereich nicht zur Innenstadt, dann muß die Stadt und auch müssen auch die Investoren eine Änderung der Kommunikationsstrategie einleiten. Schnell, denn hier sollen (zumindest bei den sog. Kranhäusern) deutlich größere Gebäudehöhen realisiert werden. Ist eine Ausklammerung erfolgt, da es das Interesse der Stadt Köln, über die Tochtergesellschaft HGK, ist, über eine hohe Ausnutzung des Grundstückes einen hohen Bodenwert zu erzielen? Oder ist der Rheinauhafen einfach zu weit „rechts“?

Ihr Jürgen Graupner

ich muß schon sagen, daß ich die ganze jahrelange diskussion über Hochhäuser in köln so langsam wirklich lächerlich finde.

Allein die Tatsache, daß die Hochhausprojekte in Deutz gescheitert sind, finde ich schon mal wieder einen Beweis dafür, daß Köln sich so langsam zur Provinzstadt entwickelt. Wir leben im 21. Jahrhundert, und in jeder größeren Metropole (London, Paris, Brüssel etc.) werden Wolkenkratzer gebaut, ohne daß das auf Kosten der vorhandenen historischen Bauwerke geht.

Architektonisch gelungene Hochhäuser können das Kölner Stadtpanorama nur Bereichern und vermitteln auch das Gefühl in eine Metropole zu kommen.
Und das tut dem Dom als Weltkulturerbe mit Sicherhheit keinen Abbruch.

Ich hoffe immer noch auf ein unserem Jahrhundert entsprechenden Sinneswandel!!!!!!!!

U. Horstkotte