Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Passagen 2006

Neue Produktvariationen von Stuhl, Tisch und Lampe lassen sich noch bis zum 22. Januar auf dem Designparcours besichtigen.

Zum 17. Mal zeigen die Passagen 2006 die Bandbreite aktuellen Designs. Über 158 Veranstaltungsorte im gesamten Kölner Stadtgebiet lassen sich noch bis zum Sonntag besuchen. Zwei Veranstaltungsorte als Beispiele:

Design Post Köln

Einer der Hauptstandorte der diesjährigen Passagen ist die frisch eröffnete Design Post Köln, gegenüber dem Bahnhof Köln-Deutz. In den umgebauten Dreigelenkbogenhallen, dem früheren Paketverteilzentrum der Post, werden internationale Innenausstatter ganzjährig präsentiert.

Hier wird großer Aufwand getrieben, aber so, als sei das ganz selbstverständlich. Eine etablierte Luxuswelt mit hyperaufwendigen Präsentationen, fantastischen Broschüren. Viel mediale Verdoppelung und Aufwertung, viele Fotografen, viel Medieneinsatz. Sehr schöne Anzüge, sehr viel Italien, auch sehr viel distinguierte Höflichkeit. Hier werden Objekte gezeigt, die für die meisten Schauobjekte bleiben werden. Und diese Objekte werden so geschmackvoll inszeniert, dass darin der Schmutz der Welt verschwindet. Da ist es egal, ob nackte alte Männer oder Zierfrüchte aus Kunststoff die Ware dekorieren. Man scheint der Welt entkoppelt.

Man fragt sich zudem, wie oft kann man Tisch und Stuhl sowie Lampe und Bett (soz. die ontologische Grundausstattung des Wohnens) deklinieren? Und: Was haben uns diese Variationen mitzuteilen?

Stylepark in Residence – Storytellers

Ein etwas anderes Bild, wenn man die Deutzer Brücke überquert. In der ehemaligen Eisenbahndirektion bietet Stylepark (Online-Produktarchiv für Design und Architektur) unter dem Titel „Stylepark in Residence – Storytellers“ seinen Ausstellern ein Forum. Hier ist nicht nur der Rhein überquert, hier wird auch schon mal die Grenze des Designs als Dienerin des Gebrauchswertes zur Kunst und teilweise zum Durchgeknallten überschritten. Das ist sehr unterhaltsam und das Design kommuniziert hier und da durchaus noch mit dem gemeinen Leben.

Zum Beispiel Möbel aus gegossenem Beton von „betonWare“. Eine verblüffende Anwendung des Baustoffes bei einer modularen Küche in Plattenbauweise (mit erstaunlich seidiger Oberfläche). Sogar vergoldete Schalen aus Beton zeigen, dass der Werkstoff sich über das Massive erheben kann.

Einen – für Designer seltenen – Kontakt zur sozialen Realität stellt Oliver Schübbe her. Der Möbeldesigner der Herforder Recyclingbörse baut in einem Modellprojekt mit Ein-Euro-Kräften und Null Euro Materialeinsatz Stühle aus Abfallmaterial. Die geplante Verbindung von Beschäftigungsförderung, Umweltschutz und gutem Design ist hier realisiert als die Verbindung von ausrangierten Furnierplatten (Nussbaum oder Eiche rustikal) für den Korpus des Stuhles mit Polsterteilen aus verbrauchtem Mantel- und Hosenstoff.

Sinnvoll in einem pragmatischen Sinne sind die Objekte von Bernd Oette dagegen kaum, aber sie tun auch nicht so. Er hat einen Weg gefunden, Grassamen ohne Erde, nur mit Wasser und Licht auf verschiedenen Materialien wachsen zu lassen. Die Ergebnisse sind hauchfein und hochillusionär, gerade weil es wirkliches, totes Gras ist. Zum Beispiel das Objekt „Pitch – a piece of glory“, ein Stück Fußballfeld mit weißem Streifen auf Edelstahl oder das Objekt „Orb“, eine von der Decke hängende Grasskugel.

Das Passagen-Programm, das alle Orte und begleitende Events auflistet, liegt an den Veranstaltungsorten aus. Bars und Inszenierungen von Bars, wo man zum abschließenden Ventilieren wirklichen Kaffee (auch echte Cocktails) bekommen kann, sind über den gesamten Parcours verstreut.

Passagen-Programm

Axel Joerss

Zierfrucht

Bist du mein Accessoire oder bin ich deins?

Moooi

Schön exaltiert: Moooi wirbt mit Fotos von Erwin Olaf.

Lampen

Lichtfütterung

Recycelstuhl

Recycelstuhl „ARGE“

Grasball

Grasball „Orb“

Porzellanwesen

Porzellanwesen von Interni