Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Schwimmen in Ossendorf

Realisierungswettbewerb für ein Mehrzweckbad

Am Pistorhof an der Äußeren Kanalstraße in Köln Ossendorf wird auf rund 13.000 Quadratmetern ein neues Schwimmbad mit Aussenbereich entstehen. Es soll den sportlichen Ansprüchen von Schulen und Vereinen gerecht werden aber auch als Freizeit- und Familienbad dienen. Denn einerseits wird der Neubau das alte Bickendorfer Hallenbad ersetzen, für das sich eine Sanierung nicht mehr lohnt. Andererseits soll er das Angebot für Familien mit Kindern bereichern, die sich verstärkt im Bereich der „Media-City“ Ossendorf niederlassen.

Auf Anregung der Grünen hatte die KölnBäder GmbH 2002 einen Realisierungswettbewerb ausgelobt. „Am Pistorhof wird absehbar für die nächste Zeit das letzte öffentliche Bad geplant und gebaut. Gerade deshalb sollte Öffentlichkeit und Planungskultur hier ein Muss sein.“ so die Ansicht von Barbara Moritz. Jetzt wurden die Ergebnisse präsentiert.

Neben dem 25m Schwimmbecken, Erlebnis- und Plantschbecken im Innen- und Außenbereich, gehörten auch eine Saunalandschaft mit Garten, ein Fitnessbereich und Gastronomie zu den Vorgaben. Die Jury, der unter anderen Peter Kulka und Johannes Kister aus Köln, Rolf Schuster aus Düsseldorf und Carlo Weber aus Stuttgart angehörten, hatte über 30 Entwürfe zu begutachten. Es wurden zwei erste Preise vergeben.

Das „Parkbad“ aus dem Büro van den Valentyn

Einen davon erhielt das Kölner Büro van den Valentyn. Bernd Driessen, Gloria Amling, Thomas Wientgen und Renè Albrecht arbeiteten die Idee eines „Parkbads“ aus, dessen Badlandschaft sich räumlich verschränkt darbietet und mit einer Fülle von Durch- und Ausblicken aufwartet. Das Spiel von Flächen und Öffnungen, Sichtbeziehungen und Lichtführung durchzieht den gesamten Entwurf.

Geplant wurde ein komplexer Stahlbetonbau mit bewegter Dachlandschaft, an der sich die bauliche Gliederung der verschiedenen Funktionsbereiche ablesen lässt. Die Faltung der Dachflächen ermöglicht große Spannweiten der senkrechten Flächen. So ergeben sich große Abschnitte mit Panorama-Öffnungen, die Innen und Außen fließend ineinander übergehen lassen. Das Gebäude ist auf die umgebende Parklandschaft bezogen. So erscheint es konsequent, dass sich die 60m-Rutsche am Außenbecken befindet. Der Fitnessbereich wurde als Obergeschoss aufgesetzt und durch großflächige Verglasungen belichtet.

Für die Wandflächen ist eine vorgehängte, hell eingefärbte Beton-Werkstein-Fassade in warm reflektierendem Farbton vorgesehen. Die Farbgebung der Fassade setzt sich im den Innenräumen fort. Die durchgehend gleiche Materialität der verschiedenen Funktionsbereiche strahlt Ruhe und Geschlossenheit aus. Entsprechend werden die befestigten Flächen für Freibadgastronomie, Sitz- und Liegebereiche sowie die Außenbecken durch ein hölzernes Sonnendeck zusammengefasst.

Minimalistisch und farbenfroh – Der Entwurf von Neugebauer+Rösch

Ebenfalls einen ersten Preis erhielt das Büro Neugebauer+Rösch aus Stuttgart, mit Sonja Neugebauer, Stefan Rösch und Felix Stammler. Das Rechteck ist Kern und Rückgrat ihrer Konzeption. Der zentrale Baukörper ist ein schmales langgestrecktes Rechteck, dem ebenfalls rechteckig der Saunagarten vorgesetzt wurde. Auf der Nordseite dominiert Naturstein die Fassade und grenzt den Riegel zur Nachbarbebauung ab, während sich das Bad nach Süden zur Parkseite mit einer großzügigen Glasfront öffnet.

In kleinere rechteckige Einheiten unterteilt, reihen sich die verschiedenen Nutzungszonen aneinander. Den Schlusspunkt bildet die Schwimmhalle, deren Wasserbecken wiederum als Rechtecke ausgeführt sind. Die zurückgenommene Formensprache lässt Raum für farbige Akzente. Inspiriert von Louis Barragan, dienen Wandscheiben in kräftigen Farbtönen als Blickfang und Gliederung der offenen Raumfolge. Im Obergeschoss liegen die Eingangshalle und ein verglastes Restaurant.

Die Entwurfszeichnungen vermitteln eine Atmosphäre der Konzentration. Allein die Erlebniszone, mit ihrer Felslandschaft, der großen Rutsche – hier im Hallenbadbereich – und den Wasserspielen bildet ein deutliches Gegengewicht. Der Einsatz der Farbflächen und die Materialkontraste geben diesem Schwimmbadentwurf ein sehr eigenes Gesicht.

Von den Preisrichtern wurden weiterhin ausgezeichnet: Lehmann Architekten, Offenburg, mit dem 3. Preis, Judith Haas, Karlsruhe, mit dem 4. und Halfmann Architekten, Köln, mit dem 5. Preis. Die Entwürfe der beiden Büros Love architecture and urbanism, Graz, und Reinhard Lepel, Köln, wurden mit einer Anerkennung bedacht.

Das letzte Wort hat der Vorstand der KölnBäder GmbH

Noch ist nichts entschieden. Doch um zu ermitteln wer den Zuschlag bekommt, wird nicht um Gestaltungsfragen gerungen sondern gerechnet. Nicht allein wegen der Investitionskosten, die mit 7,5 Millionen Euro festgelegt sind sondern auch um die Folgekosten. Am 12. Dezember wird die KölnBäder GmbH verkünden, welcher Entwurf auch die finanziellen Prüfungen bestanden hat und tatsächlich gebaut werden wird. Möge der Sparsamere gewinnen.

Petra Metzger

Grundstück Ossendorfbad

Das Grundstück Am Pistorhof umfasst 13.000 qm. Quelle: KölnBäder GmbH

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Das Büro van den Valentyn plant ein verschachteltes ‚Parkbad‘. Abbildung: van den Valentyn Architekten (Köln)

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Das Sonnendeck auf der Südseite fasst den Freibadbereich zusammen. Abbildung: van den Valentyn Architekten (Köln)

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Blick auf das Schwimmerbecken (25m-Becken). Abbildung: van den Valentyn Architekten (Köln)

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Vom Fitnessbereich im Obergeschoss hat man die Schwimmhalle im Blick. Abbildung: van den Valentyn Architekten (Köln)

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Das Ossendorfbad von Neugebauer + Rösch ist als extrem schlichter Baukörper konzipiert. Abbildung: Neugebauer + Rösch Architekten (Stuttgart)

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Das Rechteck dominiert auch die Parkseite. Die Glasfront wird durch kräftige Farbakzente belebt. Abbildung: Neugebauer + Rösch Architekten (Stuttgart)

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Im Vordergrund das 25m-Becken, dahinter wird der Blick auf die Rutsche im Erlebnisbereich frei. Abbildung: Neugebauer + Rösch Architekten (Stuttgart)

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Der Saunagarten wirkt beruhigend trotz Farb- und Materialmix. Abbildung: Neugebauer + Rösch Architekten (Stuttgart)

4 Kommentare

ich freue mich auf für das neue Schwimmbad. Ich hoffe aber auch, dass alle Bereiche sind Rollstuhlgerecht sind.

Was macht ein gutes Schwimmbad aus ??
1) Hygiene und nicht viel Chlor
2) Serviceteil.. Kaffe trinken.. und etspannen
3) Öffnungszeiten.. Nachtschimmen wäre toll
ich bin gespannt..