Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Städtebauliche Planung im Rechtsrheinischen

Podiumsdiskussion zum aktuellen Stand der Deutzer Hochhausplanung.

Er wolle die Diskussion um die Deutzer Hochhäuser versachlichen. Mit diesem Wunsch eröffnete Bernd Streitberger, Kölns Dezernent für Stadtentwicklung, Planen und Bauen, eine Podiumsdiskussion im Forum für Architektur. Doch hoch her ging es nicht im Kap am Südkai, obwohl der von allen Parteien im Kölner Rat gemeinsam verabschiedete Bebauungsplan von 2003 durch die UNESCO-Diskussion ins Wanken gebracht wurde. Denn zwei Jahre danach steht zur Debatte, ob die geplanten Hochhäuser nicht nur „domverträglich“ sondern überhaupt notwendig und lukrativ sind.

Wie kann Stadtplanung im Spannungsfeld von Verlässlichkeit und Flexibilität gelingen?

Die der Stadt häufig vorgeworfene mangelnde Verbindlichkeit in ihren Zusagen, wollte Streitberger nicht allein tragen. Er erinnerte an das großzügige Glasdach für den Deutzer Bahnhof, das im ursprünglichen Entwurf für rund 30 Millionen Euro als architektonisches Highlight eingeplant war. Weil es den funktionalen Anforderungen der Bahn AG nicht genügte und ihr in Herstellung und Unterhalt zu teuer war, lehnte das Verkehrsunternehmen diese Investition in den Deutzer Bahnhof ab und bevorzugte hauptstädtische Bahnprojekte.

Das Dach kommt also nicht und durch die Intervention der UNESCO ist zudem die Entwicklung des Standorts Deutz in ein Planungsvakuum geraten. Oder liegt das vielleicht an den lauter werdenden Stimmen derjenigen, die die Hochhausträume auch unter Marktgesichtspunkten kritisch sehen? Auch Theodor Greif von der Immobilienfirma Greif & Contzen warnte davor, dass durch ein Überangebot an Büroflächen den Investoren, die bereits in den Standort Köln investieren, die Geschäfte wegbrechen.

Ein Problem ist, dass der Markt schnelleres Handeln erfordert als durch Bebauungspläne möglich ist. Alternativ dazu könnte ein rechtlicher Rahmen mit Zielen und Grundsätzen für ein Stadtgebiet vereinbart werden und dann die Ausführung über Realisierungswettbewerbe erfolgen. Fixe Leitlinien und Verhandlungsspielräume für die konkrete Planung – da nickten die Immobilien-Vermarkter dem Baudezernenten beifällig zu. Dabei soll es nicht ausschließlich um die Frage der Bauhöhe gehen, denn städtebauliche Qualität, so war zu lernen, habe auch zu tun mit Volumen, Flächen und Ensemblewirkung. Wenn Dank der UNESCO oder der Marktentwicklung diese Erkenntnis in Köln Fuß fassen konnte, dann hat der „Deutzer Hochhausjammer“ immerhin sein Gutes gehabt.

Was blüht dem Standort Deutz in der Zukunft?

Für den Deutzer Bahnhof wird es eine „kleine Lösung“ geben, die insgesamt nicht mehr als 10 Millionen Euro kostet. Alle Bahnhofszugänge sowie die Zugänge zur Messe und zu den Straßen- und U-Bahn-Haltestellen werden behindertengerecht ausgebaut. Bis spätestens 2007 soll der Umbau des historischen Empfangsgebäudes abgeschlossen sein.

Streitberger, der sich stets für den Jahn-Turm eingesetzt hatte, räumte ein, er rechne für den 15. Dezember mit einem Ratsbeschluss, der die Überarbeitung des ursprünglichen Bebauungsplans vorsieht. Er geht davon aus, dass der Rat den Bedenken der UNESCO entgegenwirkt und die Gebäudehöhen und Büroflächen verringert, also die Hochhauspläne kippt. Ab Januar könnte ein Workshop mit drei geladenen Planungsbüros stattfinden. Dort sollen neue Vorschläge einer städtebaulichen Umsetzung erarbeitet werden, möglichst nicht Konkurrenz zueinander sondern kooperativ. Diese neuen Pläne für Deutz werden im Juli 2006 erneut der UNESCO vorgestellt, die daraufhin hoffentlich den Dom von der „Roten Liste“ nimmt.

Ob die Stadt von der UNESCO – zu recht oder unrecht – erpresst wird oder einen guten Vorwand nutzt, um ehrgeizige aber ungare Hochhauspläne in der Schublade verschwinden zu lassen, zu hoffen bleibt, dass das Ergebnis zum Wohle Kölns ausfallen möge.

Petra Metzger

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So sah die Kölner Skyline noch 2003, in der vom Kölner Stadtplanungsamt in Auftrag gegebenen Sichtfeldanalyse aus.

Quelle:

peter eisenlauer, maier+neuberger, architekten / münchen

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Die historische Stadt mit den sakralen Türmen im Westen und als Pendant die Kathedralen der Neuzeit auf der anderen Rheinseite. Türme und Zeichen hier wie dort.

Montage: Gatermann + Schossig

Bf Deutz 05 JSWD

Städtebauliches Modell, vorerst noch aktueller Planungsstand.

Foto: JSWD Generalplaner GmbH

5 Kommentare

Da kann ich nur sagen, dass aus Köln wirklich nichts werden kann. Wenn so viel mutlose Politiker hat, ist es auch nicht verwunderlich. Die Unesco hat kein Respekt verdient und der Dom wird früher oder später sowieso den Status als Weltkulturerbe bekommen.

Ich wünsch mir nur eins in Zukunft: Gebäude die nach 20 Jahren immer noch interessant und sehenswürdig sind. Keine „langweilige“-Architektur aus kostengründen!

Kein großer Wurf in Sicht

Zum Gotterbarmen ist die Kurzatmigkeit der Kölner Politiker.Bei jedem noch so leichten Windzug schwanken sie wie Schilfrohr am See. Die gekippte Hochhausplanung für Deutz zeigt es.Dabei war es ein in sich logisches strategisches Konzept,der alten Stadt am linken die neue am rechten Rheinufer augenfällig gegenüberzustellen. Musste man dies aufgeben, nur weil die UNESCO den Dom von der Kulturerbe-Liste streichen wollte, obwohl Wirkung und Anziehungskraft des Bauwerks von keiner Liste abhängig sind? Durfte maßgebend sein, dass die Lufthansa nicht in den geplanten Jahn-Turm einziehen wollte und heute wie morgen für dieses und die anderen Hochhäuser kein Mieter zu finden sein würde? Wer weiß denn, ob nicht angesichts unserer sich weiter entwickelnden Dienstleistungsgesellschaftin zehn oder 15 Jahren die Interessenten durchaus auf der Matte stünden? Klar ist nur dies: Die Filetgrundstücke mit Dom- und Rheinblick, mit denen man internationale Investoren nach Köln locken könnte, sind auf unabsehbare Zeit nur einmal zu vergeben.Fazit:Echte Zukunftschance vertan.Nur ein Aufstand der Weitsichtigen in dieser Stadt könnte die aus Zwergensicht getroffene Entscheidung noch einmal aushebeln.Die für das Einstampfen des langfristig entwickelten Deutz-Konzeptes Verantwortlichen sollten sich wegen erwiesener Unfähigkeit zu unbeirrbarer Zukunftsgestaltung am besten verabschieden aus der Politik.

Koeln als Dienstleistungsstandort steht im strengen Wettbewerb mit zig deutschen und europaeischen Staedten. Wenn Koelner es nicht fertig bringen aggressivere und motiviertere Politiker zu formen, die Koeln im Vergleich zu Staedten wie Muenchen oder Barcelona halten koennen, darf sich niemand wundern wenn Koeln immer grauer wird!

wir hätten von der Stadtentwichklung in Deutz profetiert und mann kann den Dom doch immernoch sehn auch mit den gebäuden so hoch sind die ja auch nicht und wenn was soll die schau das der dann von der liste genommen wird ist ja nichtso als könnte man den dom nur von der anderen rheinseite aus sehn -.- die stadt würde mit den neuen gebäude schöner udn wir hätten en wirtschaftlichen nutzen aber neh der dom den man so oder so sieht wird dann ja von der liste des weltkulturerbe genommen lächerlichn kindergarten