Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan 05: Der Weingott und die Seife

Neue Pläne für den Dionysos-Hof: 10 Künstler und Architekten präsentierten die Ergebnisse eines Workshops.

Es stinkt nicht mehr, es duftet. Keine liegen gebliebenen Bierdosen und keine Hundehaufen sind zu sehen. Stattdessen erstrahlt der Dionysos-Hof in blendendem Weiß. Zwischen Bergen aus Seifenschaum erhebt sich der Weingott von Hans Karl Burgeff auf seinem Sockel über die Zuschauer. Was bei der plan04 begann, ging am Mittwochabend in die zweite Runde: Auf Initiative des Museums Ludwig präsentierten Künstler und Architekten neue Nutzungskonzepte für den ungeliebten Platz.

Lösungen für die „Schmuddelecke“

5.000 Liter Schaum, aufgefüllt im Becken unterhalb des Dionysos-Brunnens, sorgten dafür, dass genügend Passanten und plan-Besucher den Weg zu dem Ort fanden, der seit Jahren schon als „Schmuddelecke“ gehandelt und als Abort genutzt wird. Eine symbolische Reinigungsaktion, die lange auf sich warten ließ. Nicht zu Unrecht hatte die StadtRevue den Hof als einen der „prominentesten vernachlässigten Orte der Stadt“ bezeichnet, der längst nach neuen Lösungen verlangt.

Ein Workshop und seine Ideen

Während der plan05 schließlich kam es jetzt zu einem Workshop, den Kaspar König, Direktor des Museums Ludwig, mit Unterstützung des Museums für Architektur und Ingenieurkunst im Rahmen der Landesinitiative StadtBauKultur NRW initiiert hatte. Nicht nur neue Ideen wurden hier entwickelt, sondern auch konkrete Entwürfe präsentiert.

Baden im Baptisterium

Tazro Niscino zum Beispiel sieht die Zukunft des Hofes in einem Hotel, in dessen Foyer die Skulptur ihre Gäste empfängt. Das frühchristliche Baptisterium, das direkt an den Hof grenzt, könne seiner Ansicht nach in eine Badewanne für die Hotelgäste verwandelt werden. Eine Idee, die vor allem die Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner nicht gerade begeistern dürfte.

Zurück zur Natur

Zurück zur Natur will hingegen Tue Greenfort, der die einzelnen Betonteile des Platzes auseinander nehmen und neu nutzen würde. „Meine Idee ist es, ein Biotop anzulegen, an dem Gras und Schilf den Ort auf natürliche Weise wieder reinigen würden“. Dass der Hof tatsächlich etwas Frische gebrauchen könnte, davon ist auch Heike Beyer überzeugt: An der Außenkante der Domplatte, die den Platz auf höherer Ebene begrenzt, würde ein Wasservorhang nicht nur den Lärm der Straße dämmen, sondern auch für bessere Luft sorgen.

Öffentliche Wasserhähne und Kinderbecken

Ob ein Badebassin für Kinder (Greenfort), die Installation eines Wasserhahns zum öffentlichen Gebrauch (Arno Brandlhuber) oder die Profanierung des Platzes in Nähe der großen Kathedrale durch „spielerische Überstrahlung“ (Marianne Müller): Ideen gibt es viele, ein genaues Konzept zur Umsetzung jedoch nicht. Dafür aber wichtige Gedankenanstöße und erste Maßnahmen, die nicht zuletzt auf die Initiative der Künstler und Architekten zurückzuführen sind.

Verbaute Ideen

Als Fritz Schaller den Dionysos-Hof Anfang der 1970er Jahre konzipierte, hatten der Domhof und seine Umgebung ein anderes Gesicht. Das sechseckige Fenster, das an der Ostseite der Hofanlage eingelassen ist, bietet heute nur noch einen Ausblick auf die Unterführung, die den Autoverkehr an der Philharmonie vorbei leitet. Einst jedoch konnten hier die Besucher bis auf den Rhein schauen. Die offene, fast spielerische Terrassenarchitektur der Domumbauung wurde im nördlichen Teil mit der Betondecke der Unterführung zusammen geführt, der Durchgang von der Straße Am Domhof mit einer Betonplombe verschlossen.

Kleiner Hocker, große Wirkung

Bereits 2002 hatte Tue Greenfort den Dionysos-Hof in einer Kunstaktion thematisiert: Er platzierte vor eben dieser Plombe ein kleines Höckerchen, mit dessen Hilfe Fußgänger eine Abkürzung über die Mauer nehmen konnten. „Mein Projekt hat damals das Potential des Platzes gezeigt“, sagt der Künstler. Vor einigen Monaten wurde schließlich der Betonverschluss entfernt und der Zugang durch eine Treppe ermöglicht. Ein erster Schritt, den Hof nun wieder von allen Seiten zugänglich zu machen.

Am Ende nur noch Seifenblasen?

Wie die Zukunft für Dionysos und seinen Hof nun konkret aussieht, ist nach wie vor unklar. Kaspar König will die Ergebnisse und Pläne der Künstler und Architekten in einer Publikation veröffentlichen. Bleibt zu hoffen, dass der Wunsch nach einer Neukonzipierung nicht wie eine Seifenblase zerplatzt, so wie der Schaum am vergangenen Mittwoch.

Annika Wind

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Ein Weingott im Seifenschaum: Neue Ideen und Pläne zur Umnutzung wurden am Mittwochabend im Dionysos-Hof präsentiert.

Foto: Annika Wind