Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Raum ist Sehnsucht.

Das Museum für Angewandte Kunst in Köln zeigt vom 24.09.2005 bis zum 11.12.2005 eine Ausstellung über den Kirchenbaumeister Dominikus Böhm.

Die Ausstellung zeigt rund einhundert der eindrucksvollen Kohlezeichnungen, in denen Dominikus Böhm seine Projekte und Bauten entwickelte und überaus suggestiv darstellte. Sie werden den in der Bauzeit entstandenen, kongenialen Fotografien von Hugo Schmölz gegenübergestellt. Zwölf der wichtigsten Architekturen des großen Baumeisters, darunter auch solche, die Projekt geblieben sind („Circumstantes“), können an neu entstandenen Modellen eingehend studiert werden. Dokumente, Fotos und Briefe ergänzen den Blick auf den berühmten Architekten.

Dominikus Böhm (geb. 23.10.1880 in Jettingen a.d. Mindel, gest. 6.8.1955 in Köln), der von 1926 bis 1934 und auch nach dem 2. Weltkrieg an den Kölner Werkschulen lehrte, war einer der herausragenden Baumeister des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland.

Im Zentrum seines Interesses und Werkes stand der katholische Kirchenbau, für den er seit 1919 gänzlich eigenständige, keinem historischen Stil verpflichtete, aber dennoch tief in architektonischen Traditionen verwurzelte Konzepte entwickelte. Seine Vorstellungen einer neuen Kirche waren eng mit der liturgischen Reformbewegung verbunden, wie sie etwa Johannes van Acken 1923 („Christozentrische Kirchenkunst“) formuliert hat: Ziele waren die konsequente Orientierung des Bauwerks auf den Altar als den eigentlichen Ort der Transzendenz und Erlösung, die Beteiligung der Gläubigen am liturgischen Geschehen, das Zusammenrücken von Gemeinde und Altar.

Seine revolutionären, aus kubischen Volumen gebildeten Kirchen in Offenbach (1919) und Dettingen (1922) gelten als die ersten Sakralbauten der Moderne in Deutschland und haben den Architekten berühmt – in konservativen Kirchenkreisen auch berüchtigt – gemacht. Durch expressive, oft gotisierende, später monumentale Bauformen, vor allem aber mit raffinierter, „mystischer“ Lichtführung fast szenisch-theatralisch inszenierte Raumkomplexe, die bis heute ihre beeindruckende Wirkung nicht verfehlen, sollten die Gläubigen auf das Heilsgeschehen seelisch vorbereiten und das Sakrale sinnlich erfahrbar machen. Bemerkenswert und folgenreich war Böhms Umgang mit zeitgenössischen Baumaterialien, von denen vor allem der Beton in großzügigen, freitragenden Schalen und Bögen die wichtigsten Formideen des Architekten verwirklichen half.

Wichtige Bauwerke aller Schaffensperioden konnte Dominikus Böhm in Köln und im Rheinland verwirklichen: St. Apollinaris in Frielingsdorf (1926), Christus-König-Kirche in Leverkusen-Küppersteg (1928), die Kirche des Elisabeth-Krankenhauses in Hohenlind (1930) und, nach dem Krieg, St. Maria Königin in der Marienburg (1953/54) oder St. Joseph in Rodenkirchen (1954/55). St. Engelbert, sein spektakulärster, aus acht parabolischen, vom Boden aufsteigenden Gewölben errichteter Bau, entstand 1930/32 im Kölner Stadtteil Riehl.

Pressemitteilung Museum für Angewandte Kunst

Zur Ausstellung erscheint der Katalog: Dominikus Böhm 1880-1955, Wolfgang Voigt, Ingeborg Flagge (Hrsg.), Wasmuth Verlag Tübingen, Berlin 2005, 32 Euro.

Exkursoinen und Vorträge ergänzen die Ausstellung.

weitere Informationen.

Museum für Angewandte Kunst

An der Rechtschule, 50667 Köln

Tel.: 0221/ 221-23860

Museum für Angewandte Kunst.

böhm Christus-König

Christus-König, Leverkusen-Küppersteg

1927/28, Blick zum Altar. Foto Hugo Schmölz. Archiv Wim Cox, Köln

böhm Christus-König zeichnung

Christus-König, Leverkusen-Küppersteg

1927/28, Altar mit Wandbehang hinter zwei Pfeilern, Kohle auf Transparent.

Sammlung des DAM

böhm st. engelbert

St. Engelbert, Köln-Riehl, 1930-32. Foto Hugo Schmölz. Archiv Wim Cox, Köln

böhm st. engelbert zeichnung

St. Engelbert, Köln-Riehl, Projekt, 1930-32, Kuppelkirche mit zwei Türmen und Kapellenkranz, Kohle auf Transparent. Sammlung des DAM

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Kurz zur Info:

Das Bild von der Christus König-Kirche ist spiegelverkehrt. Die kleine Kanzel links befindet sich auf der rechten Seite.