Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Der 1. BDA-Tag in Köln

Die Renaissance des BDA fand am 12. März im Gürzenich statt.

Der BDA rief seine Mitglieder zum 1. BDA-Tag nach Köln. Gezeigt werden sollte, dass sich der Verband nach der gerade noch abgewendeten Insolvenz wieder konsolidiert und zu seinen eigentlichen Belangen zurück gefunden hat. Das Ergebnis hat die Hoffnungen von BDA-Präsident Kaspar Kraemer mehr als erfüllt. Mit diesem BDA-Tag ist ihm der erfolgreiche „Relaunch“ des Verbands geglückt.

Zwei Worte beherrschten den Tag: Qualität und Verantwortung

Erneuerung durch Rückbesinnung, so könnte man die Botschaft des BDA-Tages beschreiben. In vielen Beiträgen wurden die Satzungsziele beschworen. Immer wieder ging es um die Förderung der Qualität des Planens und Bauens und die Verantwortung für die Gestaltung der gebauten Umwelt. Für Präsident Kaspar Kraemer heißt das: „Sich als BDA zu Wort melden und inhaltlich Stellung beziehen zu berufspolitischen und baukulturellen Fragen.“ Bekräftigt wurde dieser Anspruch noch am selben Vormittag durch die Verabschiedung eines Positionspapiers zur Architektenausbildung.

Nicht nur im einführenden Bericht sondern besonders in seiner Grundsatzrede über den „neuen“ BDA knüpfte Kraemer an baumeisterliche Traditionen an. Er räumte auf mit Fehlentwicklungen und Irrtümern, der „verkehrsgerechten Stadt“ etwa oder der zunehmenden Banalisierung durch die unzulässige Gleichsetzung von Freiheit und Beliebigkeit. Heute habe Baukultur nicht mehr nur Vitruvs Forderungen nach „firmitas“ (Festigkeit), „utilitas“ (Zweckmäßigkeit) und „venustas“ (Anmut) zu genügen, sagte Kraemer. Vielmehr müsse der klassische Kanon um das Verantwortungsbewusstsein des Architekten ergänzt werden, das sich in sozialverträglichen Konzepten und dem nachhaltigem Umgang mit natürlichen Ressourcen zeigt. Das sei eine Grundforderung des BDA.

Als Vertreter der Stadt richtete Oberbürgermeister Schramma ein Grußwort an die versammelten Architekten. Darin hob er die „seit Jahren sehr fruchtbare Zusammenarbeit“ zwischen der Stadt und den Kölner Architekten lobend hervor. Drei Projekte dienten ihm als Beleg: das Stadtmodell, das Internetportal koelnarchitektur und die Gründung des gleichnamigen Vereins.

Kurzreferate beleuchteten die Zukunftsfelder des BDA

Über Stadtflucht und demografische Entwicklung als zentrale Herausforderungen für Architekten und Stadtplaner sprach Präsidiumsmitglied Doris Gruber. Jochen König, der Vorsitzende des Landesverbands NRW, widmete sich dem aktuellen Berufsbild. Der Architekt muss nicht nur Gestalten sondern den komplexer werdenden Anforderungen in Punkto Organisation und technischer Planung gerecht werden und sich gleichzeitig auf veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen einstellen.

Daran knüpften Wolfram Baltins Aussagen über die Aufgaben der Stadtplaner an. Er betonte das Spannungsfeld in dem Stadtplanung angesiedelt ist. Denn es gilt nicht allein Privatinteressen und Allgemeinwohl gegeneinander abzuwägen. Getrieben durch einen permanenten Stadtumbau müssen gleichzeitig auch Entscheidungen darüber getroffen werden, was zu bewahren und was zu erneuern ist – beides im Hinblick auf Daseinsvorsorge und Erhaltung von Lebensqualität. Daraus schließt Baltin, dass die Moderations- ja Mediationsfähigkeit als Ergebnis aus Methodenkompetenz und sozialem Know-how heute als eine wesentliche Kompetenz von Stadtentwicklern anzusehen ist.

Karl-Ulrich Bechler aus dem BDA-Präsidium übernahm es, die Überlegungen zum Thema Architektenausbildung vorzutragen. Man wolle deren hohe Qualität bewahren, etwa am zehnsemestrigen Studium festhalten aber dessen Struktur und Ziele den veränderten Anforderungen des Berufsbildes anpassen, referierte er. Zudem hofft man, über die Reduzierung der Studentenzahlen durch Aufnahmenprüfungen, das Ausbildungsniveau anheben und die Berufsaussichten von Absolventen verbessern zu können. Die Positionen des BDA wurden durch das Votum der Mitglieder bekräftigt als Resolution verabschiedet.

Dass eine HOAI-Novelle notwendig, die Abschaffung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure aber keinesfalls sinnvoll sei, referierte Rüdiger Klamp. Auch im Sinne des Verbraucherschutzes sprach er sich für mehr Transparenz aus, etwa durch die Abkopplung der Honorare von den Herstellungskosten. Für die Qualität der gebauten Umwelt sollte jedoch – so machte Klamp deutlich – der Leistungs- und nicht der Preiswettbewerb entscheidend sein.

Bemerkungen von Professor Burkhard Pahl über die Praxis des Wettbewerbs- und Verfahrenswesen bildeten den Abschlußvortrag. Er stellte die drei Prinzipien der Auftragsvergabe prüfend dar: den Wettbewerb, den „Wettbewerblichen Dialog“ (Competetive Dialogue) und Public Private Partnership-Modelle. Bezogen auf architektonische und städtebauliche Fragen, so heißt es in der entsprechenden Stellungnahme des BDA, habe sich der freie geistige Wettbewerb als der beste Weg zur Lösung komplexer Bauaufgaben herausgestellt.

Der Große BDA-Preis als gesellschaftliches Ereignis

An die 500 Gäste wohnten dem Höhepunkt der Veranstaltung im Gürzenich bei, der Verleihung des Großen BDA-Preis an Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg. Ingeborg Flagge begründete die Entscheidung der Jury.

Laudator Wolfgang Pehnt hob in seiner Rede das Hanseatische der beiden Preisträger hervor und pries sie für das, worauf sie verzichtet haben: Postmoderne Dekorationslust, historisierende Zitate und dekonstruktivistische Chaosästhetik. Pehnts Blick auf die Anfänge der Erfolgsgeschichte der Architekturbüropartnerschaft vor 40 Jahren, hatte auch einen melancholischen Beigeschmack. Der Durchbruch von Berufsanfängern durch eine Wettbewerbbeteiligung wie er einst von Gerkan und Marg mit einem Entwurf für den Flughafen Tegel gelang, sei längst nicht mehr möglich, bemerkte der Architekturhistoriker. Heute gelte vielmehr „Man muss etwas sein, um etwas zu werden“, fügte er nicht ohne Bedauern hinzu.

Baumeisterliche Gesinnung und die Lust zu tanzen

Auch durch die Wechselrede, mit der sich Marg und von Gerkan für die Auszeichnung bedankten, zog sich das Thema der baumeisterlichen Gesinnung wie ein roter Faden, denn Ganzheitlichkeit, Ausgewogenheit und Einfachheit waren und sind Leitlinien der Arbeit von gmp. Besondere Stärke gewann der Vortrag in den Momenten, in denen leidenschaftliches Engagement spürbar wurde. So geschehen, als von Gerkan über das Wettbewerbswesen im Nahen und Fernen Osten informierte und gleichzeitig die verbreitete Sucht verurteilte, jeden Bau als „Landmark“ errichten zu wollen – als „Wunderkaktus“, wie er despektierlich übersetzte.

Zudem ereiferte sich von Gerkan über den Kleinmut von hiesigen Bauträgern und führte den neuen Berliner Hauptbahnhof als Beispiel an. Um die Fertigstellung bis zur Fußballweltmeisterschaft 2006 zu garantieren, habe man die Länge einer Bahnsteigüberdachung um rund 110 Meter verkürzt. „Nun stehen in Europas größtem Kreuzungsbahnhof die Reisenden der Ersten Klasse im Regen,“ schloss er kopfschüttelnd und viele Kollegen – wegen dieses oder vergleichbarer Beispiele – mit ihm.

Im Zentrum von Volkwin Margs Darlegungen stand eher die gesellschaftliche Vision, die sich im Bauen verwirklicht. Darin sieht er die Chance des Architektenberufs für die Zukunft: „Denn um humanitäre Ziele zu verwirklichen, bedarf es stets eines ganzheitlichen Zugangs als Komplement zum Computer.“ Die Leistung der Architektenpartnerschaft Marg und von Gerkans fasste er mit der Variation eines Gropiuszitats zusammen. „Wir haben 40 Jahre in Fesseln getanzt“.

Nach einem Empfang der Preisträger und BDA-Mitlieder im Rathaus, zu dem Bürgermeisterin und Architektin Elfi Scho-Antwerpes ein Grußwort sprach, klang der Architektentag beim sogenannten BDA-Clubbing im Gewölbekeller des Architekturbüros von Kaspar Kraemer aus. Die gute Stimmung hielt sich bis Mitternacht, als Hausherr und Gäste gemeinsam ein „Happy-Birthday“ zum 224. Geburtstages von Carl Friedrich Schinkel anstimmten.

Petra Metzger

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Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg wurden mit dem Große BDA-Preis ausgezeichnet.

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Bürgermeisterin und Architektin Elfi Scho-Antwerpes empfing Preisträger und BDA-Mitglieder im Rathaus.