Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan04: Beton für die Zukunft

LiTraCon-Ausstellung im Locus Caementitium

„Wie bekommt man Beton ein bisschen schöner?“ fragt Andreas Bittis, Geschäftsführer von LiTraCon, in die Runde. Ganz einfach: Man nehme 95 Teile Zement und 5 Teile optische Fasern. Dann schichtet man fast wie bei Lasagne Beton und Fasern übereinander. Was dabei herauskommt, ist ein Produkt, das in seinen Eigenschaften den ursprünglichen Materialien in nichts nachsteht. Die statischen Möglichkeiten des Betons und auch die Flexibilität der Glasfasern bleiben im selben Maß erhalten. Was LiTraCon aber einzigartig macht, ist die bis zu 70%ige Lichtdurchlässigkeit. Die optischen Fasern im Beton leiten das Licht annähernd verlustfrei bis zu 20 Metern! Darüber hinaus funktionieren LiTraCon Steine sowohl bei Sonnen- als auch bei Kunstlicht. Sogar Farben können übertragen werden.

Die optischen Fasern machen dabei nichts weiter, als das Licht Punkt für Punkt durch die Wand zu leiten. Formen auf der helleren Wandseite erscheinen somit als scharfe Schattenrisse auf der dunkleren Wandseite. Wände aus LiTraCon sind Scanner und Screen in einem.

Eine eher zufällige Beobachtung regte den ungarischen Architekten Àron Losonczi vor einigen Jahren an, über das Zusammenspiel von Licht und Beton nachzudenken. Er erfand LiTraCon – Light Transmitting Concrete. Zusammen mit Andreas Bittis konnte er das Material patentieren und 2003 die LiTraCon GmbH gründen. Was darauf folgte, hätten sich die beiden nicht träumen lassen. Veröffentlichungen auf der ganzen Welt, Anfragen der berühmtesten Architekten und Präsentationen in zahlreichen Museen bestätigen den Erfolg dieses einzigartigen Materials. Überrascht vom großen Zuspruch sind die beiden heute immer noch: „Es ging kometenhaft nach oben, ein Selbstläufer, der nicht zu stoppen war.“

Und warum? Andreas Bittis erklärt: „Beton hat in der Gesellschaft ein schlechtes Image. Wir scheinen Sehnsüchte wachgerufen zu haben. Und zudem ist das Projekt verständlich für alle Menschen.“

Zurzeit arbeitet LiTraCon daran, das Experimentierstadium des Ausprobierens zu verlassen. Die Serienfertigung der Betonteile hat begonnen. Auch das erste Designobjekt, die LTC Lampe, konnte realisiert werden. Sie wurde bereits im Rahmen der Internationale Möbelmesse Köln und der light+building in Frankfurt/Main einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausstellung im „Locus Caementitium – Raum für Beton“ zeigt erstmalig in Deutschland Wand- und Fußbodenelemente sowie die ersten Realisierungen. Dazu gehört das Sonnenschutzelement aus LiTraCon für ein Gebäude in Budapest.

Obwohl die Projekte in ihren Dimensionen eher klein ausfallen – auch die bauaufsichtliche Zulassung hat LiTraCon noch nicht – zeigen sie dennoch das Potential, das in diesem Material steckt. Räume werden sich verändern, Empfindungen neu definiert. Der erste Schritt zum Baumaterial der Zukunft – zum intelligenten Beton – ist getan.

Und der Preis? Was kostet die Zukunft? Andreas Bittis begründet den umwerfenden Preis von 1000 Euro pro Quadratmeter unter anderem mit den Einsparungen, die durch den Einsatz von LiTraCon gemacht werden können. Bei der Verwendung als Fassadenelement fällt zum Beispiel die zusätzliche Unterkonstruktion weg – LiTraCon ist Körper und Oberfläche in einem. „Geld ist nicht das Problem, es kommt darauf an, welche Wertigkeit ich einem Material gebe.“

LiTraCon hat für plan04 den perfekten Ausstellungsort gefunden: Der „Locus Caementitium – Raum für Beton“ ist, wie der Name schon sagt, eine Galerie für Beton. Die Besitzerin Elfi Pohl war selbst jahrelang in der Betonbranche tätig, bis sie vor einem Jahr ihre Idee verwirklichen konnte. In Wechselausstellungen zeigt sie die unterschiedlichsten Kunst- und Gebrauchsgegenstände wie Vasen, Tische und Heizungen – alles aus Beton. Richtungweisend und herausfordernd sind Projekte wie diese. Menschen wie Elfi Pohl und Andreas Bittis sehr mutig.

Ist die Bedeutung von Mut, Kühnheit und Optimismus für die Menschen vielleicht sogar vergleichbar mit der Bedeutung von Glasfasern für Beton?

Ort der Ausstellung: Locus Caementitium – Raum für Beton, Burgunderstr. 10a, 50677 Köln

Hinweis: In einer Art „Langen Nacht“ vom 30.9.2004 auf den 1.10.2004 bleibt die Ausstellung durchgehend geöffnet und kann auch während der Nacht besucht werden.

Natalie Gemmrig

litracon idee

Der leuchtende Beton ‚LiTraCon‘ bringt ein Leuchten in Architektenaugen. Foto: LiTraCon

litracon lampen

Lampen aus LiTraCon

4 Kommentare

Bitte um Angabe einer Bezugsquelle / Kontaktadresse für Litracon – die homepage ist ja noch im Bau…

Áron Losonczi ist der gute Herr der die offizielle Website zu diesem Produkt hat.
Mfg