Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Eine Hülle für Ernst

Das neue Max-Ernst-Museum in Brühl öffnete am 12. September erstmals seine Türen – und zeigte pure Architektur.

Wie schon beim Jüdischen Museum in Berlin erfolgreich demonstriert, so soll sich auch hier zunächst allein die gebaute Hülle der Öffentlichkeit präsentieren dürfen. Erst im April kommenden Jahres folgen dann auf knapp 1.000 Quadratmetern zahlreiche von Max Ernst geschaffene Skulpturen, Graphiken und Photographien.

Bis es allerdings soweit ist, wird die Zweit-Funktion des von den Kölner Architekten Thomas van den Valentyn, Gloria Amling und S. Mohammed Oreyzi umgestalteten, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schloß Augustusburg gelegenen Benediktusheimes die Hauptrolle spielen. Im 350 Zuschauer fassenden Veranstaltungssaal werden schon in Kürze die ersten Theater- und Kabarettaufführungen gegeben und auch die populären Brühler Schloßkonzerte werden hier im Winter ihre Heimat finden.

Ganz richtig eigentlich, daß dieser Saal den Vortritt vor dem Museum erhält, schließlich bildet er das finanzielle Fundament des Gesamtprojekts. Denn der Bau eines neuen Museums alleine wäre für die Stadt nicht finanzierbar gewesen. Ein als Infrastrukturmaßnahme deklarierter Multifunktionssaal hingegen setzte öffentliche Fördergelder frei und sorgt durch Eintrittsgelder und Vermietungen für einen steten Geldfluß.

Im Laufe des nunmehr beendeten Umbauprozesses wurde die denkmalgeschützte, klassizistische Dreiflügelanlage von 1844 von sämtlichen An- und Umbauten der vergangenen Jahrzehnte befreit. Um ein erneutes „Zubauen“ von Haus und Park zu vermeiden, verlegten die im Wettbewerb siegreichen Architekten das für die neuen Funktionen notwendige Bauvolumen kurzerhand unter die Erde – auf dem Raum für Wechselausstellungen und dem Multifunktionssaal entstand so ein schwebender Vorplatz. Das hierauf errichtete „Glashaus“ setzt sich mit seiner leichten und transparenten Konstruktion aus Wandscheiben und Glasflächen sowie dem gebührenden Abstand vom historischen Baubestand deutlich ab; die für den Besuch von Ausstellungen und Veranstaltungen notwendigen Kassen finden hier zukünftig ihren Platz.

Auch wenn die Idee für ein Max-Ernst-Museum nur aufgrund des Mangels an einem Multifunktionssaal umgesetzt werden konnte: durch die Kombination aus Museum, Veranstaltungszentrum, Forschungsinstitut und öffentlicher Grünanlage wird das hell leuchtende Ensemble auch außerhalb der Museums-Öffnungszeiten ein Anziehungspunkt für Brühler und Touristen sein.

Ulrich Grützner

Ernst 1 Foto Ralf Mader

Das sogenannte ‚Glashaus‘ beherbergt den Empfang und einen Museumsshop.

Foto: Rainer Mader, Köln.

Ernst 2 Foto Ralf Mader

Drei Max-Ernst-Skulpturen werden den Besucher auf dem neuen Vorplatz empfangen.

Foto: Rainer Mader, Köln

Ernst 3 Foto Ralf Mader

Der 500 m² große Raum für Wechselausstellungen erhält seine natürliche Belichtung über in den Vorplatz integrierte Glasfenster.

Foto: Rainer Mader, Köln

Ernst  4 Graphik van den Valentyn

Die feste Ausstellung wird im umgebauten Altbau präsentiert, der Raum für Wechselausstellungen und der Veranstaltungssaal befinden sich im Untergeschoß.

Graphik: van den Valentyn Architektur

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