Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Radio Days

Das Museum für Angewandte Kunst zeigt die Ausstellung „Der 4-Eckige Blick‘ – Highlights einer amerikanischen Privatsammlung.

„Ein Architekt kann nur dann am Markt bestehen, wenn er sämtliche Gestaltungsfragen beurteilen kann und sie in seinem Arbeitsumfeld berücksichtigt.“ So die Philosophie eines amerikanischen Privatsammlers, dessen umfangreiche Kollektion derzeit im Museum für Angewandte Kunst zu sehen ist. Unter dem Thema „Der 4-eckige Blick – Design und Kunst im Dialog“ werden die rund fünfhundert Exponate aus den Bereichen freier und angewandter Kunst in einem thematischen Rundgang gestellt. Gezeigt werden Exponate aus den verschiedensten Epochen und Stilen, die seit den sechziger Jahren bis in die Gegenwart in schier unermüdlichem Eifer zusammengetragen wurden. Der Sammler jedoch, ein deutschstämmiger Amerikaner und Architekt, möchte anonym bleiben.

Die besondere Präsentationsform soll als roter Faden durch die Schau im Schwarzbau führen. Sie lädt ein zum gattungsübergreifenden Dialog von konkreter Kunst und vielfältigen Beispielen aus fast allen Bereichen der Angewandten Kunst. Allein die freie Kunst ist mit 60 teilweise hochkarätigen Arbeiten vertreten. Arbeiten von Mondrian, Schlemmer, Schwitters, van Doesburg, Feininger und Kandinsky repräsentieren die Klassische Moderne. Für die Konkrete Kunst stehen Namen wie Fontana, Uecker, Bill, Vasarely und Albers. Das neu gedachte und lebendige Verfahren diese Werke mit Designklassikern wie etwa den Möbeln von Frank Lloyd Wright, Marcel Breuer, Mies van der Rohe, Garrit Rietveld, Le Corbusier oder auch Peter Behrens korrespondieren zu lassen, verdeutlicht auf anschauliche Weise die Wechselwirkung und große Nähe der freien Kunstform und dem bewusst gestalteten Objekt.

Die Skala des Designs reicht vom Bauhaustisch bis zum zeitgenössischen Regalsystem, vom russischen Konstruktivismus und der de Stijl-Bewegung über Op Art bis zum Nouveau Réalisme. Die Beziehungen zwischen den Disziplinen werden mal sehr direkt, wie mit der Gegenüberstellung eines Bildes von Mondrian und des Rietfeldstuhles mal subtiler dargestellt. So scheint der Stuhl von Verner Panton demselben Geiste zu entspringen wie ein Relief von Schlemmer und beides korrespondiert gleichzeitig mit Möbeln von Egon Eiermann.

Einen Blick ins variantenreiche Design des Alltagslebens eröffnet die „Spezilakollektion in der Kollektion“. Ca. 200 überwiegend amerikanische aber auch europäische Radiogeräte aus den 20er bis in die späten 90er Jahre überraschen mit einer Vielfalt an Gehäusefarben und -formen.

Was der Ausstellungsname „der 4-eckige Blick“ umschreibt und betont ist die Vorliebe des Sammlers für konstruktiv-geometrische Formgebung und die bahnbrechenden Lösungen der im amerikanischen Exil arbeitenden Bauhäusler. Das die vielen organischen geformten Objekte wie Autos oder auch erste Fernseher, deren Bildschirme an Röhrenquerschnitte erinnern, zwar den zeitgeschichtlichen Kontext vermitteln, jedoch den Titel nicht so ganz repräsentieren, kann ob der berauschenden Schönheit des flügeltürigen Empfangskomitee verschmerzt werden, das sicher nicht nur Oldtimerfans begeistern wird. Darüber hinaus zeigen sie doch auch die Dichte der verschiedenen Positionen und die beziehungsreichen Visionen von Klarheit und Rationalität.

Die Ausstellung ist bis zum 16. Mai 2004 zu sehen. Ein ausführlicher Ausstellungskatalog mit Beiträgen von Gabriele Lueg, Chantal Eschenfelder, Carmen Schliebe und John Blatzheim ist erschienen.

Barbara Schlei
Redaktion

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Sehr einladend: Die roten Ledersitze im Mercedes 300 SL ‚Gullwing‘ Coupé von 1955

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Ein Sonderteil der Ausstellung zeigt Vielfalt und ästhetische Variationen der Radiowelt.

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